Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Protagonisten der Metai, denen <strong>Donelaitis</strong> bestimmte Worte in den M<strong>und</strong><br />
legt. Am stärksten spiegele sich die Religion laut Natkevičius in der Figur<br />
des Selmas wider. Sein Haus sei wie <strong>eine</strong> Kirche, voller Gottesfürchtigkeit,<br />
immer in der Gewissheit, dass Gott weise <strong>und</strong> gut sei <strong>und</strong> sich um die<br />
Menschen kümmere. <strong>Donelaitis</strong> sei der Auffassung gewesen, dass „Gott je-<br />
dem Menschen <strong>eine</strong>n Platz zuteilt <strong>und</strong> dass der Mensch mit diesem Platz<br />
zufrieden sein sollte.” (Stankus-Saulait˙e, 1980) 226<br />
Wenig Beachtung findet in den <strong>Donelaitis</strong>-Artikeln der Prozess der Ger-<br />
manisierung, bzw. die Auseinandersetzung mit den Deutschen, Franzosen<br />
oder Schweizern. Lediglich in der Abhandlung von Vaškelis wird darauf<br />
Bezug genommen. Der Autor fragt sich, ob <strong>Donelaitis</strong> sich wohl jemals<br />
öffentlich gegen die Germanisierung in Ostpreussen ausgesprochen habe.<br />
Darüber sei jedoch nichts bekannt. Oder aber er hielt sich mit <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Mei-<br />
nung generell zurück. Dies widerlegt aber die Tatsache, dass <strong>Donelaitis</strong>,<br />
sobald es um die Gemeinde <strong>und</strong> das Recht der Gemeindemitglieder ging,<br />
<strong>s<strong>eine</strong></strong> Ansichten nicht verschwieg. „Mit scharfen ironischen Worten verur-<br />
teilt er [<strong>Donelaitis</strong>] die Gerichte, die Beamten <strong>und</strong> Gutsherren...” (Vaškelis,<br />
1989) 227 Dennoch gibt es k<strong>eine</strong> Hinweise darauf, dass <strong>Donelaitis</strong> sich nicht<br />
loyal gegenüber der Kirche <strong>und</strong> der preussischen Regierung verhielt. Do-<br />
nelaitis war jedoch bemüht sich verstärkt um das litauische Volk <strong>und</strong> das<br />
Schicksal der litauischen Sprache zu kümmern. Etwas nostalgisch erinnere<br />
er in den Metai an die guten alten litauischen Zeiten „als die Prußen noch<br />
kein deutsch sprechen konnten” (Vaškelis, 1989) 228<br />
Auch in den 1980-er Jahren wird die sowjetlitauische Auseinanderset-<br />
zung mit <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> von den Exillitauern oftmals negativ be-<br />
wertet. So behauptet Vaškelis beispielsweise:<br />
. „Im okkupierten Litauen wurde <strong>Donelaitis</strong> sowjetische<br />
Volksnähe nachgewiesen <strong>und</strong> er fast schon als sozialistischer<br />
Realist hingestellt. Viele eifrige Forscher analysierten Done-<br />
laitis’ ‚Metai’, aber ob das Wesen des persönlichen geistigen<br />
226lit. „Dievas kiekvienam žmogui paskiria viet¸a, ir žmogus privalo ta vieta būti patenkintas.”<br />
227lit. „Aštriu, ironišku žodžiu smerk˙e teismus, valdininkus, dvarininkus...”<br />
228lit. „kai dar prūsai vokiškai kalb˙et nemok˙ejo” (RG 775-776)”<br />
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