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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

dass sie in ihnen auch nicht den Wunsch nach Freiheit hätten erwecken<br />

können.<br />

Die Stellung der Bauern in <strong>Donelaitis</strong>’ Werk ist für die sowjetlitauischen<br />

Literaturkritiker <strong>eine</strong> ganz besondere. <strong>Donelaitis</strong> tritt als der Hüter der<br />

Bauern auf, als ihr geistiger Führer (Venclova, 1947), als jemand, der be-<br />

müht ist, dieser Bevölkerungsschicht zu helfen, sie aber auch mobilisieren<br />

möchte für <strong>eine</strong>n Widerstand gegen die Unterdrückung. Korsakas betont<br />

1944, <strong>Donelaitis</strong> räume in <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Metai den vordersten Platz den „wahren<br />

Arbeitern Litauens - den Bauern” (Korsakas, 1944) ein. S<strong>eine</strong> Liebe <strong>und</strong><br />

sein Mitleid gelten den litauischen Bauern. Er erhebe <strong>s<strong>eine</strong></strong> Stimme gegen<br />

die materiellen Nöte <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Landsleute (Naujokaitis, 1948). Doveika geht<br />

in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Artikel von 1955 sogar so weit zu behaupten, dass <strong>Donelaitis</strong><br />

ein „heißer Kämpfer gegen jegliche Unterdrücker” (Doveika, 1955) 88 sei.<br />

Woran Doveika diese Interpretation festmacht, weiß man nicht. Einen<br />

Nachweis dafür in den Metai gibt es nicht.<br />

In einigen Artikeln von 1964 ist neben den Bauern auch die Rede vom<br />

Arbeiter bzw. arbeitenden Menschen. Die Metai stellen dabei ein Loblied<br />

auf die Arbeit dar <strong>und</strong> <strong>Donelaitis</strong> werden die Bezeichnungen Sänger der<br />

Arbeit (lit. darbo dainius) oder Verkünder der Sehnsüchte des Arbeitenden<br />

(lit. darbo žmogaus lukesči¸u reišk˙ejas) gegeben.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>Donelaitis</strong> tritt die Bezeichnung Bauerndichter<br />

(lit. būr¸u poetas) zum ersten Mal bei Korsakas auf, der 1957 schreibt:<br />

„Das Werk des litauischen Dichters der leibeigenen Bauern gewann in der<br />

Sowjetunion an Popularität...” (Korsakas <strong>und</strong> Lebedys, 1957) 89 . Auch in<br />

den Schulen wurde <strong>Donelaitis</strong> als Bauerndichter behandelt. Kein anderer<br />

litauischer Autor wurde jemals so betitelt. Diese Bezeichnung stand aus-<br />

schließlich für den ersten litauischen Dichter <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong><br />

wurde verstärkt im Jubiläumsjahr 1964 gebraucht.<br />

<strong>Donelaitis</strong> wird in den folgenden Jahrzehnten als wahrer Fre<strong>und</strong> der<br />

Bauern betitelt. Auch in den russischen Übersetzungen von Brodskij steht<br />

88 lit. „karštas kovotojas prieš visokius eng˙ejus...”<br />

89 lit. „Lietuvi¸u būr¸u-baudžiaunink¸u poeto kūryba populiar˙eja Taryb¸u S¸ajungoje...”<br />

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