Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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4 Zusammenfassung<br />
litauischen Dichtern in der Sowjetzeit <strong>eine</strong> bewusste Leserlenkung statt.<br />
Kritik am auserwählten Dichter hat es dabei nie gegeben. Auch wenn sich<br />
die sowjetlitauischen Literaturkritiker <strong>Donelaitis</strong>’ literarischen Potentials<br />
durchaus bewusst gewesen sein mögen, so haben sie es dennoch nur am<br />
Rande für ihre Untersuchungen genutzt. Natürlich gab es auch <strong>eine</strong> wis-<br />
senschaftliche Beschäftigung mit dem Dichter, die gar nicht als zu gering<br />
eingestuft werden darf. Ummantelt war sie jedoch immer mit ideologischen<br />
Ausschweifungen. Zu nennen ist der Literaturwissenschaftler Gineitis, der<br />
sich zwar dem politischen System unterordnet, <strong>s<strong>eine</strong></strong> Beschäftigung mit<br />
dem Dichter jedoch trotzdem intensiv <strong>und</strong> bis ins Detail betreibt.<br />
Das Vergleichsbeispiel der Exillitauer demonstriert, wie sehr die Ausle-<br />
gung von <strong>Donelaitis</strong> variieren kann, wenn das politische Umfeld, in dem<br />
man sich befindet, abweicht vom sowjetlitauischen gesellschaftlichen Sys-<br />
tem. Marxistisch-leninistische Termini treten in der Rezeption nicht auf.<br />
Besonders hervorgehoben wird <strong>Donelaitis</strong>’ Tätigkeit als Pfarrer, durch die<br />
er <strong>und</strong> sein Werk stark geprägt sind. Natürlich gibt es Artikel, in denen<br />
die sowjetlitauische Behandlung von <strong>Donelaitis</strong> angeprangert wird. Eben-<br />
so umgekehrt, gab es immer wieder Kritikpunkte der Sowjetlitauer an<br />
<strong>Donelaitis</strong>-Artikeln, die von Exillitauern verfasst wurden.<br />
Die Litauer im Exil waren bemüht, sich ihre eigene litauische Kultur<br />
aufzubauen <strong>und</strong> ihre Sitten <strong>und</strong> Bräuche zu bewahren. Die Gründung<br />
von litauischen Gesellschaften <strong>und</strong> der Bau von litauischen Kirchen <strong>und</strong><br />
Gemeindezentren trug zur Identitätsfindung im Ausland bei. Es wurden<br />
litauische Zeitschriften (Metmenys, Aidai, Gabija, Draugas), anfangs in<br />
Deutschland <strong>und</strong> später dann in den USA herausgebracht, in denen sich<br />
lituanistische Publikationen befanden. Einzelne Ausgaben waren den li-<br />
tauischen Klassikern, u.a. <strong>Donelaitis</strong> gewidmet.<br />
<strong>Donelaitis</strong> spielte für die Litauer im Exil als Begründer der litaui-<br />
schen Literatur <strong>eine</strong> bedeutende Rolle. In <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk spiegele sich <strong>s<strong>eine</strong></strong><br />
christlich-evangelische Weltanschauung wider. <strong>Donelaitis</strong>, der Geistliche,<br />
spreche sich gegen ein unchristliches <strong>und</strong> unmenschliches Leben aus. S<strong>eine</strong><br />
Religiösität, sein unumstößlicher Moralkodex <strong>und</strong> sein Traditionsbewusst-<br />
sein kämen in den Metai zum Tragen, indem er <strong>s<strong>eine</strong></strong> Figuren äußern<br />
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