Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
gedruckt, da in Russisch-Litauen von 1864-1904 ein Druckverbot in latei-<br />
nischen Lettern bestand. In den gesammelten Werken von Burba/Milukas<br />
findet sich der Begriff Ode an das Jahr; Gedicht an das Jahr (lit. met¸u<br />
giesm˙es) zur Kategorisierung der Metai.<br />
Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts werden die Metai haupt-<br />
sächlich den Idyllen zugeordnet, wobei jede literarische Einheit <strong>eine</strong> Idylle<br />
bildet. Biržiška spricht 1925 sowohl von Idyllen <strong>und</strong> Oden (lit. idil˙es,<br />
giesm˙es) als auch vom idyllischen Nationalepos (lit. idiliška bet tautin˙e<br />
poema). Auch in der Zeitschrift Naujoji Romuva möchte man sich 1932<br />
nicht auf ein ganz konkretes Genre festlegen. Die Metai werden Epos,<br />
Oden, selbständige Idyllen (lit. poema, giesm˙es, atskiros idil˙es) genannt.<br />
Die Zeitschrift Draugija benennt das Werk als klassisches Nationalepos<br />
(lit. klasiška, tautiška poema) <strong>und</strong> hebt es von den pseudoklassischen<br />
Autoren <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Zeit (wie bspw. Klopstock) ab. Bis in die 40-er Jahre des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist man deutlich an <strong>eine</strong>r doppelten Einordnung inter-<br />
essiert. Einerseits möchte man die Nähe der Metai zum Genre der Idylle<br />
aufzeigen, andererseits aber betonen, dass es sich um ein Epos handelt. So<br />
ersch<strong>eine</strong>n in den Literaturkritiken Bezeichnungen wie idyllische Dichtung<br />
(lit. idilin˙e poema) (Miškinis, 1939), idyllisches didaktisches Epos (lit.<br />
idilin˙e didaktin˙e poema) (Naujokaitis, 1948).<br />
In der Presse werden zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts relativ wenig Ar-<br />
tikel über <strong>Donelaitis</strong> veröffentlicht, lediglich das Jubiläumsjahr 1914 wird<br />
von ihr aufmerksam begleitet. Im Jahre 1909 kommt es, diesmal in Vilni-<br />
us, zu <strong>eine</strong>r neuen Ausgabe der gesammelten Werke von <strong>Donelaitis</strong> durch<br />
den Übersetzer <strong>und</strong> Sprachwissenschaftler Jurgis Šlapelis. Dies ist die erste<br />
Ausgabe der Metai auf großlitauischem Boden, welcher damals zu Russ-<br />
land gehörte. Im Vorwort ist nur von den Lebensabschnitten des <strong>Donelaitis</strong><br />
die Rede, Šlapelis äußert sich nicht zu <strong>Donelaitis</strong> als Person, hebt k<strong>eine</strong><br />
Besonderheiten in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk hervor oder gibt ihm positive bzw. nega-<br />
tive Attribute. (vgl. Duonelaitis, 1909) Auf dem Titelblatt <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Ausgabe<br />
hat er vermerkt, dass er sich sowohl an der Rhesaschen, Schleicherschen<br />
als auch der Nesselmannnschen Ausgabe orientiert hat. Die Ausgabe von<br />
Šlapelis erfährt im Jahre 1914 anlässlich des 200. Geburtstages von Kris-<br />
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