Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
Fassung von ,Klasse’ als schaffende, aufbauende Kraft findet sich seit Le-<br />
nin bei allen dogmatischen <strong>und</strong> sowjet-fixierten Marxisten.”(Marxism:05)<br />
Was zur Zeit der Unabhängigkeit scheinbar nicht erkannt wurde, ist<br />
laut Gineitis die aufrüttelnde Wirkung, die vom Epos ausgehe. Es wecke<br />
patriotische Gefühle <strong>und</strong> schüre den Hass gegenüber den Unterjochern des<br />
eigenen Volkes <strong>und</strong> den Kolonisten des Vaterlandes.(vgl. Gineitis, 1954,<br />
S.10)<br />
In den Untersuchungen von Gineitis zum Werk Metai spielt die marxistisch-<br />
leninistische Methodologie <strong>eine</strong> entscheidende Rolle. Er betont, dass er<br />
<strong>eine</strong> Inhalts- <strong>und</strong> Ausdrucksanalyse auf Gr<strong>und</strong>lage der marxistischen<br />
Methodologie durchführte <strong>und</strong> auch bei Fragen, die das soziale Leben<br />
betrafen, die marxistisch-leninistische Theorie nicht aus den Augen ver-<br />
lor. Im Vordergr<strong>und</strong> stand dabei die These, dass der Klassenkampf der<br />
Hauptantrieb für die Entwicklung <strong>eine</strong>r Gesellschaft sei, <strong>und</strong> dass „ der<br />
Klassenkampf zwischen den Ausbeutern <strong>und</strong> den Unterdrückten <strong>eine</strong>n<br />
gr<strong>und</strong>legenden Zug der feudalistischen Ordnung ausmachte.” (Gineitis,<br />
1954, S.13) 101 In den Metai spiegele sich der Klassenkampf, nach Gineitis<br />
Meinung, in der Germanisierungspolitik der deutschen Kolonisten wider.<br />
Er spiele sich zwischen den Feudalherren deutscher Volkszugehörigkeit<br />
<strong>und</strong> der Masse der litauischen Bauern ab(vgl. Gineitis, 1954, S.65).<br />
„Die Bemühungen der deutschen Feudalisten die Westlitau-<br />
er zu germanisieren, gingen gr<strong>und</strong>sätzlich in zwei Richtungen:<br />
erstens, das Gebiet zu kolonisieren <strong>und</strong> auf diese Weise die li-<br />
tauischen Bauern von ihrer Erde zu verdrängen, <strong>und</strong> zweitens,<br />
die Litauer mit ,kulturellen Mitteln’ zu germanisieren - durch<br />
die Presse, die Schule usw. Als <strong>eine</strong>s der Hauptwerkzeuge zur<br />
Erreichung der Ziele der Germanisierung diente die protestan-<br />
tische Kirche.” (Gineitis, 1954, S.115) 102<br />
101lit. „klasi¸u kova tarp išnaudotoj¸u ir išnaudojam¸uj¸u sudaro pagrindini¸ feodalin˙es santvarkos<br />
bruož¸a.”<br />
102lit. „Vokieči¸u feodal¸u pastangos suvokietinti vakarinius lietuvius ˙ejo dviem pagrindin˙emis<br />
kryptimis: pirma, kolonizuojant krašt¸a ir tuo būdu išstumiant lietuvius<br />
valstiečius iš savo žem˙es ir, antra, vokietinant juos ,kultūrin˙emis’ priemon˙emis -<br />
per spaud¸a, mokykl¸a ir t.t. Kaip vienas iš pagrindini¸u i¸ranki¸u vokietinimo tikslams<br />
tarnavo protestant¸u bažnyčia.”<br />
132