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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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Unabhängigkeitszeit Litauens vor.<br />

4 Zusammenfassung<br />

Der in Deutschland lebende litauische Journalist Leonas Stepanauskas<br />

hielt regen Kontakt mit Hermann Buddensieg, <strong>eine</strong>m Wissenschaftler aus<br />

der BRD, der sich als literarischer Übersetzer <strong>eine</strong>n Namen gemacht hatte.<br />

Ihm traute er die Aufgabe zu, sich <strong>eine</strong>r deutschen Übersetzung der Me-<br />

tai anzunehmen. Die Übersetzung kam zustande, wurde jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>eine</strong>s unzureichenden Vorwortes von den DDR-Zensoren abgelehnt <strong>und</strong><br />

erst in München herausgebracht (1970 dann in der DDR).<br />

Für die postsowjetische Literaturkritik gab es nach 1990 einiges aufzu-<br />

holen, was die Bewertungen <strong>und</strong> Interpretationen litauischer <strong>und</strong> auch aus-<br />

ländischer Schriftsteller betraf. Die exillitauischen Literaturkritiker brach-<br />

ten frischen Wind in die literaturwissenschaftliche Landschaft. In den Köp-<br />

fen der Litauer haben sich jedoch die Bilder <strong>und</strong> Attribute der Sowjetzeit<br />

festgesetzt, die man schwer aus dem Gedächtnis streichen konnte.<br />

Die Auseinandersetzung mit <strong>Donelaitis</strong> war nach 1990 Aufgabe der wis-<br />

senschaftlichen Institute <strong>und</strong> der feuilletonistischen Zeitschriften. Donelai-<br />

tis als Staatsangelegenheit hatte sich erledigt, vielmehr nahmen einzelne<br />

Akteure die Fäden selbst in die Hand. 1992 gründeten Wissenschaftler<br />

die <strong>Donelaitis</strong>-Gesellschaft, welche regelmäßig die Zeitschrift Donelaičio<br />

žem˙e herausbrachte. Ziel dieser Gesellschaft war es weniger, ausschliess-<br />

lich Studien über <strong>Donelaitis</strong> durchzuführen sondern vielmehr ein Netzwerk<br />

zwischen Flüchtlingen aus dem Memelgebiet, den Menschen im Kalinin-<br />

grader Gebiet <strong>und</strong> denen aus Litauen herzustellen. <strong>Donelaitis</strong> nahm dabei<br />

die Funktion des Bindegliedes zwischen den Nationen ein.<br />

Nach 1990 kam <strong>eine</strong> Vielzahl neuer kulturwissenschaftlicher Zeitschrif-<br />

ten auf den Markt, die k<strong>eine</strong>r staatlichen Kontrolle unterlagen. Den Zeit-<br />

schriften bot sich ein ganz neues publizistisches Terrain, auf dem sie aktiv<br />

werden konnten. <strong>Donelaitis</strong> wird wie auch in der Republik Litauen <strong>und</strong> von<br />

Exillitauern als Verteidiger der Rechte, Sprache <strong>und</strong> Gebräuche der Li-<br />

tauer wahrgenommen. Von Konservativismus <strong>und</strong> Traditionsbewusstsein<br />

geprägt, setze er sich für den Erhalt litauischer moralischer Werte ein, er<br />

wird somit nicht als Klassenkämpfer, wie noch in der Sowjetzeit, sondern<br />

als Traditionsverfechter dargestellt. Wichtig für die <strong>Rezeptionsgeschichte</strong><br />

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