Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />
David Brodskij verfasste mehrfach Zeitungsartikel zum ersten litaui-<br />
schen Dichter, mit dem er sich über Jahre hinweg auseinandergesetzt hat-<br />
te. Er beschreibt darin, wie er Zugang zu <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> bekommen<br />
habe <strong>und</strong> wie schwer der Weg zu <strong>eine</strong>r guten russischen Übersetzung der<br />
Metai gewesen sei. Brodskij spricht über <strong>Donelaitis</strong> als <strong>eine</strong>n großen Dich-<br />
ter <strong>und</strong> Demokraten. Er war erstaunt darüber welch inhaltlichen Reichtum<br />
<strong>und</strong> welche Tiefe <strong>Donelaitis</strong>’ Werk in sich bürge. Jederzeit sei zu spüren,<br />
was <strong>Donelaitis</strong> am wichtigsten war - „der litauische Leibeigene <strong>und</strong> sein<br />
Elend durch die Unterdrückung unter den deutschen Herren.”(Brodskij,<br />
1955a) 131 <strong>Donelaitis</strong> zeichne das schwere Leben der Bauern, ihr Freud <strong>und</strong><br />
ihr Leid, wobei er stets ein großes Mitgefühl für die Leibeigenen hege,<br />
betont Brodskij. <strong>Donelaitis</strong> sah die starke soziale Ungerechtigkeit <strong>und</strong> Un-<br />
gleichheit <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Zeit <strong>und</strong> stellt diese in <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Bildern realistisch dar. Er<br />
fungiert in dieser schweren Zeit, wie es sein Beruf als Pastor vorgibt, als<br />
Aufmunterer <strong>und</strong> Ermutiger. Dabei, betont Brodskij, sind die Metai nicht<br />
revolutionär, „<strong>s<strong>eine</strong></strong> Kraft zum Protest ist trotz allem sehr stark <strong>und</strong> ist<br />
durchdrungen von moralisierenden Gedanken.” (Brodskij, 1955a) 132<br />
Zum 175. Todestag von <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> brachte die Zeitschrift<br />
Literatūra ir menas Meinungen verschiedener Literaten <strong>und</strong> Übersetzer<br />
über den Jubilar an den Leser. Unter ihnen war der Moskauer Dichter<br />
<strong>und</strong> Dramaturg P. Antokolskij, der russische Literat <strong>und</strong> Übersetzer N.<br />
Tichonow, D. Brodskij <strong>und</strong> der lettische Schriftsteller J. Sudrabkalns. Aus<br />
ihren Beiträgen geht einheitlich hervor, wie <strong>Donelaitis</strong>’ Werk <strong>und</strong> die ge-<br />
schichtlichen Hintergründe zu bewerten seien.<br />
In <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Beschreibungen sei <strong>Donelaitis</strong> immer realistisch <strong>und</strong> bilde in<br />
<strong>s<strong>eine</strong></strong>m Werk das wahre Leben ab. „Durch <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Realismus ist das Epos<br />
originell” (Tichonovas, 1955) 133 , stellt Tichonow fest. Sudrabkalns spricht<br />
von <strong>eine</strong>r „realistischen Färbung”(vgl. Sudrabkalnis, 1955) der <strong>Donelaitis</strong>-<br />
Dichtung.<br />
Die Verfasser der Artikel sind sich einig darüber, dass <strong>Donelaitis</strong> in<br />
k<strong>eine</strong>m Fall als Revolutionär bezeichnet werden könne.<br />
131lit. „lietuvis baudžiauninkas, jo vargai vokieči¸u dvarinink¸u priespaudoje”<br />
132lit. „bet jo protesto j˙ega vis d˙elto labai stipri ir prasismelkdama pro moralizuojančias<br />
sentencijas...”<br />
133lit. „Poema savo realizmu yra originali”<br />
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