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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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3 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> - <strong>eine</strong> kontroverse Rezeption<br />

zusammen sich fanden. | Nicht nur allerlei Deutsche kamen, um<br />

uns zu betrachten, | Viele Franzosen auch stellten sich ein, uns<br />

liebzugewinnen, | Daß sie alsbald nicht nur litauisch sprachen<br />

<strong>und</strong> litauisch aßen, | Sondern auch unsere Kleidung wie wir<br />

zu tragen beginnen, | Nur diese bunten Marginen mögen sie<br />

doch noch nicht tragen. (Übersetzung von <strong>Donelaitis</strong>, 1970,<br />

IV, S.88, 184ff) 3<br />

Diesen Zeilen von <strong>Donelaitis</strong> entspringt r<strong>eine</strong> Ironie, indem er die Tatsa-<br />

chen verdreht <strong>und</strong> die Einwanderer als Bew<strong>und</strong>erer des litauischen Lebens<br />

darstellt. Gabrys wünscht sich <strong>eine</strong>n vaterlandsliebenden <strong>Donelaitis</strong> mit<br />

Stolz geschwellter Brust. Dass <strong>Donelaitis</strong>’ Äußerungen aber stets durch<br />

<strong>s<strong>eine</strong></strong> konservative Lebensweise <strong>und</strong> Einstellung motiviert sind, wird hier-<br />

bei vergessen. <strong>Donelaitis</strong> stand allem Unvertrauten <strong>und</strong> Neuen mit <strong>eine</strong>r<br />

nicht geringen Skepsis gegenüber <strong>und</strong> versucht mit Ironie <strong>s<strong>eine</strong></strong> Abneigung<br />

gegenüber den sich einschleichenden Veränderungen zu demonstrieren.<br />

Auch Tetzner veröffentlichte <strong>eine</strong>n ausführlichen Artikel über das Leben<br />

<strong>und</strong> Werk des ostpreussischen Dichters. Man betone, dass er in <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Ab-<br />

handlung vom „ostpreussischen Dichter’ spricht <strong>und</strong> nicht vom litauischen.<br />

Tetzner macht <strong>Donelaitis</strong>’ Zugehörigkeit nicht von der Sprache abhängig,<br />

in der er sein großes literarisches Werk verfasst hat, sondern von dem Ge-<br />

biet, in dem er gelebt <strong>und</strong> gewirkt hat. An den Anfang <strong>s<strong>eine</strong></strong>s Textes stellt<br />

Tetzner den Einfall der Russen in Tollmingkehmen <strong>und</strong> die Flucht von<br />

<strong>Donelaitis</strong> in die Romintische Heide. Er hebt hervor, dass <strong>Donelaitis</strong> die-<br />

ses Ereignis des öfteren in <strong>s<strong>eine</strong></strong>n Randbemerkungen erwähnte, es jedoch<br />

nicht in <strong>s<strong>eine</strong></strong> Poesie einfließen ließ. Das politische Leben „fesselte <strong>und</strong> be-<br />

rührte <strong>s<strong>eine</strong></strong> Seele nicht”(Tetzner, 1914). Tetzner spricht folglich von <strong>eine</strong>m<br />

unpolitischen Geist, der „in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m Sinnen ganz in <strong>s<strong>eine</strong></strong>m zeitlichen Be-<br />

ruf als Seelsorger, Seelenhirt <strong>und</strong> laut mahnender Führer <strong>s<strong>eine</strong></strong>r Gemeinde<br />

3 lit. „Duonelaitis buvo tikras tevynainis... Duonelaitis augštai stato Lietuv¸a, lietuvius<br />

ir vis¸a kas lietuviška: Žinot juk visi, kaip kožnas Lietuva giria / Ir kaip daug svetim¸u<br />

žmoni¸u, kad mus pamatytu, / Iš vis¸u kamp¸u šio svieto jau susib˙ego / Ne tikt<br />

vokiečiai visoki, mus pažiur˙eti, / Bet ir daug prancuz¸u mus myl˙et susirinko, / Taip<br />

kad ir lietuviškai kalb˙edami valgo / Ir jau rubais mus’, kaip mes, vilk˙eti pagavo,<br />

/ Tik marg¸u margini¸u dar nešioti nedri¸sta. (<strong>Donelaitis</strong>/Korsakas 1977, IV, S.233,<br />

184ff)<br />

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