Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte
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2 <strong>Kristijonas</strong> <strong>Donelaitis</strong> <strong>und</strong> sein Werk Metai<br />
mal auch hungerst / Oder in kärglichen Zeiten dir d<strong>eine</strong>n Brei kratzt aus<br />
Erbsen?” (<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.10, I, 152ff) 3<br />
Vergleicht man die Verszeilen aus <strong>Donelaitis</strong>’ Metai mit den Trostliedern<br />
aus Quandts Gesangbuch (20. Auflage / von <strong>Donelaitis</strong> wurde wahrschein-<br />
lich die 5. oder 6. Auflage benutzt), erkennt man die gewollte Gedanken-<br />
abfolge christlicher Seelsorge wieder. Es wird mit Klagen begonnen <strong>und</strong><br />
endet mit dem Trost <strong>und</strong> der Hoffnung, dass Gott sich um den Menschen<br />
sorgt. Auch wenn in den Liedern Quandts der direkte Bezug zum Emp-<br />
fänger fehlt <strong>und</strong> diese dadurch abstrakter wirken, so zeigen sich dennoch<br />
Parallelen zu Donelaits’ Metai in der Art der Erbauung.<br />
O m<strong>eine</strong> Lieben, auch wir erleben ja öfters dasselbe,<br />
Da wir, obgleich von den Lastern der Arbeit wir sattsam ge-<br />
plagt sind,<br />
Wegen der Not oft kaum <strong>eine</strong> trockene Krume bekauen<br />
Und mit unseren Ochsen das Wasser aus Pfützen nur schlür-<br />
fen... (<strong>Donelaitis</strong>, 1970, S.22, I, 524ff) 4<br />
Schau, wie grosse noth <strong>und</strong> quaal trifft dein<br />
häuflein überall, täglich wird der trübsal mehr;<br />
hilf ach, hilf! Schütz d<strong>eine</strong> ehr, wir verderben,<br />
wir vergehn, nichts wir sonst für augen sehn, wo<br />
du nicht bei uns wirst stehn. (Nr.442, 2. Strophe) (Quandt,<br />
1774)<br />
Unterstrichen werden die Jammertöne der Metai durch ein häufig vor-<br />
angestelltes „ach”. Konservativ wird auf die guten alten Zeiten hingewiesen<br />
<strong>und</strong> über die bestehende Zeit gewehklagt. „Ach, ..., soweit ist die Zeit nun<br />
3 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S. 99, I, 152<br />
(Tau, žmogau! miels dievs daugi¸u daugiaus dovanojo, | O tu dar niurni, kad, kartais<br />
alkan¸a dien¸a | Ar skūpus č˙esus sulauk¸es, šiupini¸ gramdai?)<br />
4 lit. Original aus: <strong>Donelaitis</strong>, <strong>Kristijonas</strong>: Raštai, Vilnius: Vaga, 1977, S.119, I, 524ff<br />
(Ak mano gaidūs! juk ir mums taip jau pasidaro, | Kad mes, po darb¸u naštoms<br />
didei prisivarg¸e, | Kartais d˙el varg¸u vos saus¸a truputi¸ kramtom | Ir iš klano su savo<br />
jaučiais vandeni¸ surbiam...)<br />
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