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Kristijonas Donelaitis und seine „Metai” – eine Rezeptionsgeschichte

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nicht fehlen durfte.<br />

4 Zusammenfassung<br />

Einen Höhepunkt der Zwistigkeiten zwischen Deutschen <strong>und</strong> Litauern<br />

bildet der Neumann-Saß-Prozess. Durch die Schöpfung von Stereotypen<br />

<strong>und</strong> die Schaffung von Feindbildern versuchte die Smetona-Regierung die<br />

litauische Bevölkerung für ihre Sache zu mobilisieren. (vgl. Nikžentai-<br />

tis, 1998) Diese Mobilisierung fand größtenteils über die Presse statt, die<br />

hauptsächlich auf die Leserschaft in der litauischen Republik ausgerichtet<br />

war, um deren Nationalgefühl zu stärken. Hilfreich waren dabei Informa-<br />

tionen mit stark ideologischem Gehalt. (vgl. Ivanovas, 2003)<br />

Aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Ereignisse im entstehenden nationalsozialisti-<br />

schen Deutschland bemühte man sich um Vergleichsmöglichkeiten in der<br />

Geschichte <strong>und</strong> Literatur. Hitler-Deutschland wurde in der Presse mit dem<br />

Deutschen Orden in Verbindung gebracht, durch den die jahrh<strong>und</strong>ertelan-<br />

ge Germanisierung der Litauer mittels der deutschen (lutherischen) Kir-<br />

che in Gang gesetzt wurde. „Hatte man noch wenige Jahre zuvor versucht,<br />

Deutschlands positive Aktivitäten während der Jahre 1918-1920 in Li-<br />

tauen hervorzuheben, stellte man jetzt die gleichen Ereignisse als Ziele<br />

deutscher Expansionisten dar.” (Nikžentaitis, 1998, S.242)<br />

Trotz der ganz speziellen Einstellung der Tautininkai gegenüber den<br />

Deutschen im Memelgebiet, sahen die damaligen Literaturwissenschaftler<br />

wenig Anlass, den ersten litauischen Dichter für ihre Zwecke zu vereinnah-<br />

men. Möglicherweise lag es daran, dass es den Politikern an innovativen<br />

Ideen im Bereich der Kultur fehlte. Man war mit dem Aufbau des Staates<br />

an sich beschäftigt <strong>und</strong> maß der Literturpolitik weniger Bedeutung bei.<br />

Möglicherweise wirkten <strong>Donelaitis</strong> Werk <strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong> Lexik zu veraltet. Auch<br />

spielte die Folkloristik in der Kultur zur Zeit der litauischen Unabhängig-<br />

keit <strong>eine</strong> entscheidende Rolle bei der Nationalisierung. Man könnte auch<br />

annehmen, dass <strong>Donelaitis</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>s<strong>eine</strong></strong>r fehlenden Bezüge zur litaui-<br />

schen Folklore nicht als unterstützender literarischer Vertreter in Frage<br />

kam.<br />

Es gab vereinzelte interessierte Wissenschaftler, die sich um <strong>eine</strong> intensi-<br />

ve Auseinandersetzung mit <strong>Donelaitis</strong> bemühten. Allen voran ist Mykolas<br />

Biržiška zu nennen. Die Bewertungen des Dichters fielen jedoch dadurch<br />

subjektiv aus <strong>und</strong> bildeten k<strong>eine</strong>n gemeinsamen Kanon, der der Öffent-<br />

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