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Diskussion<br />
Da erwartungskonträr die Interaktionseffekte überwiegend nicht signifikant wurden,<br />
sollen im Folgenden einige Aspekte diskutiert werden, warum nur schwache Hinweise für die<br />
Wirksamkeit des THOP als Gruppenprogramm gefunden werden konnten.<br />
Auf die Zuwächse bei der Wartegruppe wurde schon oben hingewiesen. Auch im<br />
Vergleich zum THOP schneiden die Wartekinder relativ gut ab. Döpfner, Frölich und<br />
Lehmkuhl (2000) haben die Aufklärung und Beratung der Eltern als ersten Punkt in ihre<br />
Leitlinien zur Therapie aufgenommen und als Basis aller weiteren Interventionen beschrieben.<br />
Wenn Eltern aufgeklärt sind, gewinnen sie häufig eine andere Sicht von ihrem Kind und der<br />
Problematik. Viele Eltern fühlen sich entlastet, wenn sie erfahren, dass die Störung bei den<br />
meisten Kindern vorwiegend durch genetische Ursachen bedingt ist und nicht etwa durch<br />
Erziehungsprobleme der Eltern. Besser informierte Eltern gehen möglicherweise auch<br />
verständnisvoller mit ihrem Kind um.<br />
Auf Ebene der statistischen Tests wurde es den psychologischen Hypothesen aufgrund<br />
der relativ geringen Stichprobe und der in den Versuchsgruppen extrem großen<br />
Binnenstreuungen relativ erschwert sich zu bewähren. Damit die Signifikanzentscheidung<br />
positiv ausfällt, müssen bei diesen Voraussetzungen schon sehr große Effekte vorliegen. Bei<br />
den Intragruppenveränderungen haben sich in den Fremdbeurteilungsmaßen in der<br />
Wartegruppe mit einer Ausnahme keine Veränderungen ergeben, in der THOP-Gruppe<br />
wurden dagegen von den Eltern in allen drei Kernbereichen und von den Lehrern<br />
Verbesserungen im Aufmerksamkeitsverhalten und der Gesamtbelastung berichtet. Bedenkt<br />
man, dass die in der Versuchsplanung errechnete Irrtumswahrscheinlichkeit β mit 0.41 relativ<br />
groß war, wurde die Signifikanzentscheidung gegen die Alternativhypothese zudem mit einer<br />
hohen Wahrscheinlichkeit fälschlich getroffen.<br />
Erklärungen für die hohen Binnenstreuungen sind zum einen die Heterogenität der<br />
Diagnosen, zum anderen starke Unterschiede im Störungsgrad. Viele Kinder litten zudem<br />
unter weiteren Störungen. Dieser hohe Grad an komorbiden Störungen ist in der Praxis nicht<br />
ungewöhnlich, zu fragen ist unter solchen Bedingungen aber nach differenziellen Effekten.<br />
Um zu klären, ob manche Kinder besonders gut, andere hingegen kaum oder gar nicht von der<br />
Therapie profitiert haben, wurde anhand der vorliegenden Daten versucht, Anhaltspunkte für<br />
den moderierenden Einfluss der Merkmale Intelligenz, Alter und Medikation zu finden. Die<br />
Untersuchung ergab, dass das Alter und die Intelligenz kaum einen moderierenden Effekt<br />
haben. Kinder jedoch, die gleichzeitig zum Trainingszeitraum medikamentös behandelt<br />
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