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Diskussion<br />
wurden, zeigten größere Veränderungen in externalisierenden, hyperaktiven und impulsiven<br />
Verhaltensweisen als Kinder ohne Psychostimulanzientherapie. Aufgrund der insgesamt<br />
geringen Effekte ist davon auszugehen, dass letztere so gut wie gar nicht vom Training<br />
profitiert haben. Der geringe Gruppeneffekt lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass jene<br />
Hälfte der THOP-Gruppe, die nicht medikamentös behandelt wurde, das Gesamtergebnis der<br />
Gruppe negativ beeinflusst hat. Welchen Beitrag die jeweilige Interventionsmethode an den<br />
Effekten geliefert hat, ist aufgrund der Konfundierung von medikamentöser und<br />
psychotherapeutischer Behandlung nicht festzustellen. Dieser Befund spricht gleichzeitig<br />
dafür, dass eine multimodale Behandlung einer unimodalen überlegen ist.<br />
In den Gesprächen mit den Eltern wurde deutlich, dass manche Schwierigkeiten damit<br />
hatten, die verhaltenstherapeutischen Interventionen umzusetzen. Typischerweise sind dies<br />
einerseits Eltern mit geringem Bildungsgrad und/oder allein erziehende Eltern (Döpfner,<br />
Schürmann & Frölich, 1998). Andererseits konnte beobachtet werden, dass auch einige Eltern<br />
mit höherem Bildungsniveau dazu neigten Interventionen ständig zu hinterfragen und lang<br />
anhaltend in der Elterngruppe wie auch zu Hause zu diskutieren. Diese Eltern hatten dann am<br />
Ende genauso wenig umgesetzt, wie die Familien, die vorgaben keine Zeit gehabt zu haben.<br />
Ebenfalls zwei konträre Effekte ließen sich in Hinsicht auf das Alter beobachten: Die<br />
Störungssymptomatik und begleitende Beeinträchtigungen waren bei älteren Kinder stärker<br />
verfestigt. Die bei ihnen und ihren Eltern eingespielten Verhaltensweisen zu verändern erwies<br />
sich als schwierig. Jüngere Kinder vermochten sich noch nicht so gut in die Gespräche<br />
einzulassen, da es ihnen an Problemeinsicht mangelte. Viele von ihnen versuchten sich durch<br />
Kaspereien in den Mittelpunkt zu rücken. Die Analyse von Moderatoreffekten ist allerdings<br />
unter Vorbehalt zu betrachten, da durch den Mediansplit die erhaltenen Gruppen z.T. relativ<br />
klein waren.<br />
Anhand der Stundenprotokolle ließ sich rückblickend feststellen, dass insbesondere<br />
bei Kindern mit komorbid vorhandenen aggressiven Verhaltensstörungen die Eltern den<br />
Schwerpunkt auf die Verbesserung von Wutausbrüchen, aufsässigem Verhalten oder ständige<br />
Streitereien ihrer Kinder mit ihnen und Geschwistern legten. Die Verbesserung der<br />
hyperkinetischen Symptomatik war vielen Eltern weniger wichtig. Hierfür spricht auch der<br />
Befund, dass der Wert für externalisierende Störungen mit allen Items aus dem<br />
Interaktionsfragebogen deutlich höher korreliert ist als mit den Indizes für die<br />
Kernsymptomatik. Mit Abnahme der Belastungen des Kindes und der Eltern sowie der<br />
Zunahme positiver Interaktionen und Bewältigungsmöglichkeiten war in erster Linie eine<br />
Abnahme oppositioneller und aggressiver Verhaltensweisen verbunden.<br />
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