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Theoretischer Hintergrund<br />
pädagogisch-psychologischen Bereich nur solche Programme vertrieben werden, die<br />
nachgewiesenermaßen wirksam sind. Hier spielen ökonomische Überlegungen eine Rolle,<br />
aber auch ethische Gesichtspunkte müssen beachtet werden, weil viele der mit den<br />
Programmen behandelten Klienten einen hohen Leidensdruck haben.<br />
Da viele der sich auf dem Markt befindlichen Programme ihre Wirksamkeit nicht<br />
bewiesen haben, ist eine Überprüfung für diese Programme unerlässlich. Angesichts leerer<br />
Kassen haben die Behandler, Kostenträger und natürlich die Betroffenen ein Recht auf<br />
Interventionen, die dafür sorgen, dass die Probleme der Klienten wirksam vermindert oder<br />
beseitigt werden. Die Behandlung von Kindern mit Hyperkinetischen Störungen hat eine hohe<br />
gesellschaftliche Relevanz, da von etwa 3-5 % betroffenen Kindern ausgegangen werden<br />
kann.<br />
Den wissenschaftlichen Anforderungen, welche diese Evaluationen genügen sollten,<br />
stehen Anforderungen der Praxis gegenüber, die ethischen Gesichtspunkten Rechnung tragen<br />
müssen. Nicht alles, was unter Forschungsgesichtspunkten zu wünschen ist, kann in der<br />
Praxis umgesetzt werden. Auf die Kontrolle von Störvariablen muss zuweilen verzichtet<br />
werden (Hager, Patry & Brezing, 2000).<br />
Hager und Hasselhorn (2000, S. 44) grenzen Wirkungen und Wirksamkeit von<br />
Interventionsmaßnahmen voneinander ab. Sie sprechen von Wirksamkeit „... wenn<br />
beobachtbaren Performanzen oder Leistungen durch eine Interventionsmaßnahme beeinflusst<br />
werden, und zwar in der von den Vertreter(inne)n des Programms behaupteten Weise ...“.<br />
Wirkungen sind die „... theoretisch angenommenen Ursachen der beobachtbaren<br />
Verhaltensänderungen ...“.<br />
Die Wirkung von Interventionsmaßnahmen zu erklären ist für die Etablierung eines<br />
Programms keine notwendige Bedingung. Gelingt sie jedoch, sind Anpassungen des<br />
Programms an den Einzelfall oder an bestimmte Teilgruppen einer Population möglich.<br />
Welche Aussagen können nach Evaluationen von Interventionsmaßnahmen getroffen<br />
werden? Kann die Evaluation unter einem hohen wissenschaftlichen Standard durchgeführt<br />
werden, können Störvariablen konstant und Fehlerquellen so weit wie möglich ausgeschaltet<br />
werden und fällt das Ergebnis positiv aus, so spricht dies für die Wirksamkeit dieses<br />
Programms. Damit mögliche Störfaktoren über unterschiedliche Bedingungen möglichst<br />
gleich bleibend gehalten werden, sollte die Zuweisung zu verschiedenen Interventionsgruppen<br />
oder zu Wartegruppen über eine Randomisierung erfolgen.<br />
Kann die Wirksamkeit nicht bestätigt werden, könnte dies daran liegen, dass bei der<br />
Durchführung des Programms Fehler gemacht wurden. Es wäre auch möglich, dass sich<br />
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