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Theoretischer Hintergrund<br />

Auszuschließen und kontraindiziert ist eine Stimulanzientherapie bei bestehender<br />

psychotischer Erkrankung, Tic-Störungen und Tourette-Syndrom, Angstzuständen oder<br />

schweren kardiovaskulären Vorerkrankungen (Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2000).<br />

Kontrovers diskutiert wird derzeit noch die Behandlung bei einem bestehenden<br />

zerebralen Anfallsleiden oder Hinweisen darauf (Barkley, 1998) mit einer Tendenz zur<br />

Befürwortung.<br />

Aufgrund der großen Anzahl von möglichen Nebeneffekten sollte nicht nur eine<br />

gründliche Aufklärung des Kindes und der Eltern erfolgen, sondern die Medikation in<br />

kontinuierlichen Abständen kontrolliert werden. Einmal jährlich sollte ein Auslassversuch<br />

durchgeführt werden.<br />

Etwa 30 % der betroffenen Kinder scheinen von den Medikamenten nicht zu<br />

profitieren, ihnen müssen daher alternative Verfahren angeboten werden (Döpfner, Frölich &<br />

Lehmkuhl, 2000).<br />

Kritisch zu sehen sind im Zusammenhang mit der Stimulanzienbehandlung bei HKS<br />

die oftmals mangelnde Compliance der Beteiligten, die „Gefährdung der körperlichen und<br />

seelischen Entwicklung von Kindern“ durch Hochdosistherapie mit Methylphenidat (Höger,<br />

Goering & Schacher-Gums, 1998, S. 19) sowie der ungerechtfertigte Einsatz ohne<br />

ausreichende Indikation. In den letzten Jahren ist es zu einem deutlichen Anstieg der<br />

Verordnungsmenge von Methylphenidat gekommen. Von 1991 bis 1999 hat sich die Menge<br />

verzwanzigfacht. Angold, Erkanli, Egger und Costello (2000) berichten dazu, dass dreiviertel<br />

der behandelten Kinder die Diagnosekriterien für eine ADHD nicht erfüllen. Die Menge der<br />

verordneten Tagesdosen wird nicht so sehr als Problem gesehen, es bekommen jedoch viele<br />

Kinder das Medikament, für die es gar nicht geeignet ist, andere Kinder jedoch, die es<br />

bräuchten, bekommen es aus unterschiedlichen Gründen nicht verschrieben.<br />

Barkley (1998) fasst die Befunde zur Stimulanzientherapie dahingehend zusammen,<br />

dass sie effektiv und sicher in der Behandlung der hyperkinetischen Symptomatik sind. Da die<br />

Kinder aber durch Medikamente nichts hinzulernen, sind weitere Therapieformen notwendig,<br />

um die übrigen sozialen, psychologischen und physischen Probleme in den Griff zu<br />

bekommen, damit die Kinder kurz- und langfristig ihre Chancen verbessern sich an die<br />

Anforderungen der Umwelt anzupassen. Nach Döpfner (2000, S. 168) ist das „Nichtbeachten<br />

medikamentöser Interventionsmöglichkeiten ... ein Kunstfehler, wenn alternative Therapien<br />

sich nicht als erfolgreich erweisen“.<br />

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