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Theoretischer Hintergrund<br />
hyperkinetisch auffälliger Kinder (15-30 %) zeigt dissoziale und delinquente Entwicklungen<br />
und manifestiert im Erwachsenenalter eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung (Döpfner,<br />
2000; Herrero, Hechtman & Weiss, 1994; Schmidt, Esser & Moll, 1991). Diese Gruppe weist<br />
zumeist auch erhöhte Raten von Substanzmissbrauch auf (Barkley, 1998; Steinhausen, 2000).<br />
Als Risikofaktoren für einen prognostisch ungünstigen Verlauf der Störung konnten<br />
eine geringe Intelligenz, aggressives und oppositionelles Verhalten im Kindesalter, schlechte<br />
Beziehungen zu Gleichaltrigen, emotionale Instabilität, chronische Konflikte, schlechte<br />
Familienkohäsion und elterliche psychische, insbesondere mütterliche Störungen ermittelt<br />
werden (Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2000). Daraus lässt sich folgern, dass eine frühzeitige<br />
Identifizierung von Risikofaktoren einer Chronifizierung entgegen wirken kann. Bei der<br />
Behandlung muss stets abgewogen werden, ob eine alleinige Interventionsmaßnahme beim<br />
Kind ausreichend ist oder ob die Eltern ebenfalls in die Behandlung mit einbezogen werden<br />
müssen.<br />
2.3 Pathogenese<br />
2.3.1 Neurobiologische Faktoren der Ätiologie<br />
Mittels EEG-Ableitungen, pharmakologischen Studien und bildgebenden Verfahren<br />
(u.a. CT, MRT und PET) konnten sowohl strukturelle Auffälligkeiten (z.B. verringerte<br />
Volumina von Gehirnzentren) als auch funktionelle Auffälligkeiten, wie veränderte<br />
Gehirnaktivitätsmuster, verminderte cerebrale Metabolisierungsprozesse sowie Störungen in<br />
mehreren Neurotransmittersystemen, vor allem dem dopaminergen und noradrenergen<br />
System, festgestellt werden (Barkley, 1998; Biederman & Spencer, 2000; Döpfner, 2000;<br />
Giedd, Blumenthal, Molloy & Castellanos, 2001; Hechtman, 1994; Krause, Dresel & Krause,<br />
2000; Levy & Swanson, 2001; Rapoport et al., 2001; Rothenberger & Moll, 1998; Rubia et al.<br />
1999; Steinhausen, 2000; Tannock, 1998; Trott & Badura, 2001).<br />
Diese Veränderungen scheinen die Basis für eine dysfunktionale<br />
Informationsverarbeitung zu sein, da sie auf neuropsychologischer Ebene mit Störungen der<br />
kognitiven und affektiven Selbstregulation, der Flexibilität im Denken, der<br />
Reaktionshemmung sowie der Planung und Organisation von Verhaltensweisen korreliert<br />
sind (Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2000). Funktionen des präfrontalen Kortex stehen somit<br />
im Mittelpunkt derzeitiger Forschungen zu biologischen Korrelaten Hyperkinetischer<br />
Störungen. Erfahrungen mit dem Wirkmechanismus von Psychostimulanzien, die am<br />
Katecholaminhaushalt angreifen, legen hier ebenfalls einen Zusammenhang zu Grunde<br />
(Faraone & Biederman, 1998). Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren fanden einen<br />
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