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Theoretischer Hintergrund<br />
Problemverhalten (THOP) von Döpfner et al. (1997) werden ausführlich in den Kapiteln 3.1<br />
bis 3.3 dargestellt, da sie jene Programme sind, die vom Verfasser hinsichtlich ihrer<br />
Wirksamkeit evaluiert werden.<br />
2.7 Sind Gruppentrainings möglich und/oder nötig?<br />
Der Frage, ob Gruppentrainings möglich und/oder nötig sind, soll in diesem Kapitel<br />
nachgegangen werden. Es gibt mehrere Argumente, die für die Durchführung von<br />
Gruppentherapien sprechen. Die Forderung nach effektiven Behandlungsmethoden muss mit<br />
der Forderung nach ökonomischer Umsetzung verknüpft werden. Wenn ein<br />
Behandlungsbedarf definiert ist, sollte sich das Angebot an den Bedürfnissen der Gesellschaft<br />
messen lassen. Da die zeitlichen Ressourcen von Therapeuten begrenzt sind, ist es notwendig,<br />
solche Behandlungen durchzuführen, die möglichst vielen Kindern zugute kommen. Die<br />
Behandlung in Gruppen trägt diesem Faktor Rechnung. Gruppentherapeutische Verfahren<br />
wurden auch deshalb entwickelt, weil durch die individuumzentrierten Ansätze die<br />
Symptomatik nicht immer hinreichend gebessert wurde. Dies war insbesondere bei Defiziten<br />
der sozialen Kompetenz und der Integration in soziale Gruppen der Fall.<br />
Ein zweiter Vorteil durch Gruppentherapien ist eine verbesserte Diagnostik. Nach Axline<br />
(1947; 1980) wird durch die Gruppensituation bei schüchternen und „beifallshungrigen“<br />
Kindern vieles sichtbar. Insbesondere der letztgenannte Aspekt ist bei Kindern mit<br />
hyperkinetischen Problemen häufig zu beobachten. Die Kinder haben in einer Gruppe die<br />
Möglichkeit sich mit anderen zu vergleichen und einzuschätzen. In der Gruppe lernen die<br />
Kinder zu warten, sich durchzusetzen und auf andere Rücksicht zu nehmen. An anderen kann<br />
sich das Kind orientieren und auch für diese ein Vorbild sein.<br />
Ein weiterer Zugewinn bei Gruppentherapien entsteht durch motivationale Faktoren. Die<br />
Kinder haben ggf. mehr Spaß, wenn sie mit anderen Kindern zusammen sind und können die<br />
Erfahrung machen, dass sie nicht ausgegrenzt zu werden, wenn sie mit anderen zusammen<br />
kommen, die ähnliche Probleme haben wie sie selbst.<br />
Ein vierter Vorteil entsteht durch den sozialen Kontext. Durch die Gruppensituation bieten<br />
sich folgende Möglichkeiten: (1) die Gruppenmitglieder können als Interaktionspartner für<br />
soziale Erfahrungen genutzt werden, (2) die Gruppe kann ein Medium für emotionale<br />
Erfahrungen sein („wie fühle ich mich, was erlebe ich, wenn ich mit anderen zusammen bin“)<br />
und (3) die Gruppe kann Übungsfeld sein, in dem pädagogische und verhaltenstherapeutische<br />
Maßnahmen eingesetzt werden. Im (strukturierten) Gruppensetting bietet sich für Kinder die<br />
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