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Theoretischer Hintergrund<br />

In seinem einflussreichen Modell von 1997 verbindet Barkley Theorien über<br />

neuropsychologische Funktionen des präfrontalen Kortex und den Erkenntnissen<br />

neurobiologischer Studien. Barkley definiert einen exekutiven Steuerungsprozess, den er mit<br />

dem Begriff der Verhaltenshemmung beschreibt. Er wird durch drei neuropsychologische<br />

Prozesse initialisiert, die Barkley folgendermaßen definiert: (a) Hemmung eines dominanten<br />

Handlungsimpulses, (b) Unterbrechung einer laufenden Handlung und (c) Hemmung<br />

interferierender Handlungstendenzen. Durch diese Prozesse soll eine Verzögerung zwischen<br />

einem Reiz (Ereignis), welches ein Kind wahrnimmt, und dessen Reaktion darauf entstehen.<br />

Das Kind hat dadurch die Möglichkeit eine zur Situation passende Reaktion zu generieren.<br />

Durch die exekutiven Funktionen ist das Kind in der Lage sein Verhalten zu planen<br />

und zu kontrollieren. Zu den exekutiven Funktionen zählt Barkley das Arbeitsgedächtnis, die<br />

Selbstregulation von Affekten, Motivation und Erregung, die Internalisierung und<br />

Automation von Sprache sowie die Analyse und Entwicklung von Handlungssequenzen. Sie<br />

haben direkten Einfluss auf motorische Prozesse, z.B. aufgabenirrelevante Reaktionen zu<br />

unterdrücken, aufgabenrelevante Reaktionen aufrecht zu erhalten und flexibel reagieren zu<br />

können.<br />

Das Arbeitsgedächtnis ist bei den Kindern mit HKS nicht altersentsprechend<br />

entwickelt. Aufgrund dessen haben die Kinder Schwierigkeiten damit Handlungen zu planen<br />

und zu organisieren. Aus Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu<br />

planen, gelingt nur bedingt. Sie können ihre Erlebnisse nur schwer mit aktuellen Ereignissen<br />

abgleichen und neigen demnach dazu immer wieder die gleichen Fehler zu begehen bzw.<br />

anscheinend nicht aus ihnen zu lernen.<br />

Die Aufmerksamkeitsstörung erklärt Barkley als sekundäre Störung. Während die<br />

interne Selbstkontrolle aufgrund der Beeinträchtigung in der Verhaltenshemmung und den<br />

exekutiven Funktionen bei Kindern mit einer Hyperkinetischen Störung beeinträchtigt ist,<br />

kann Aufmerksamkeit mit Hilfe externer Kontrolle (Verstärkungen, Bestrafungen) beeinflusst<br />

werden. Dies erklärt Befunde, die zeigen, dass sich diese Kinder von gesunden<br />

Kontrollkindern häufig nur dann in ihren Leistungen unterscheiden, wenn sofortige und<br />

wiederkehrende Verstärkungen ausbleiben und längere Verhaltensketten bei verzögerter<br />

Verstärkung erwartet werden (Slusarek, Velling, Bunk & Eggers, 2001).<br />

Da Defizite in exekutiven Funktionen jedoch nicht ausschließlich bei dieser Störung<br />

auftreten (Pennington & Ozonoff, 1996), müssen zukünftige Studien zeigen, welches<br />

Defizitprofil exekutiver Funktionen speziell für diese Kinder kennzeichnend ist. Unklar ist bis<br />

heute u.a. auch die genaue Bedeutung der Beziehung zwischen der Verhaltenshemmung und<br />

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