Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
188 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />
Was ist also Kausalität? Ein Verhältnis, das nicht nur überhaupt<br />
in <strong>der</strong> Zeit vorkommt, son<strong>der</strong>n ein Verhältnis, das in<br />
seinem Verhältnischarakter als ein Zeitverhältnis, als ein Modus<br />
des In-<strong>der</strong>-Zeit-seins, bestimmt ist: die >Folge< - ein Verhältnis,<br />
das im vorhinein vorgestellt, überhaupt erst die Erfahrung<br />
von innerzeitigem Geschehen als solchem e~öglicht.<br />
Als solches ist es das im vorhinein Vorgestelltwerden m allem<br />
erfahrenden und für alles erfahrende Vor-stellen (Anschauung<br />
und Denken). Dieses Verhältnis ist <strong>der</strong>art zeithaft, daß Kausalität<br />
als Ursachesein besagt: Vorangehen in <strong>der</strong> Zeit als bestimmendes<br />
Folgenlassen <strong>der</strong>gestalt, daß dieses Vorangehende<br />
in seinem vorangehenden Folgenlassen selbst eine Begebenheit<br />
und als solche zurückbezogen ist auf ein Früheres, das es bestimmt.<br />
Zur Kausalität als solchem Verhältnis gehört <strong>der</strong> Zeitcharakter<br />
des Vorausgehens, d. h. des schon Vorhandenseins<br />
im Vorhandenseinlassen eines (Er-)Folgenden. Was immer<br />
noch erfolgen mag, als Erfolgendes ergibt es nur solches, das<br />
irgendwie immer schon war. Es erfolgt mit dem Erfolgenden<br />
als Begebenheit nie solches, was vorher schlechterdings nicht<br />
war. Das Hervorbringen ist kein »ursprüngliches«.21 Diese <strong>Wesen</strong>sbestimmung<br />
<strong>der</strong> Kausalität aber - sahen wir - erfolgt auf<br />
dem Wege einer Bestimmung <strong>der</strong> inneren Möglichkeit, d. h. des<br />
<strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Erfahrung als <strong>der</strong> endlichen <strong>menschlichen</strong> Erkenntnis<br />
des Vorhandenen hinsichtlich des Zusammenhangs seines<br />
Vorhandenseins.<br />
rufung auf ein beschreibbares Vorhandenes zu erweisen, .son<strong>der</strong>n ~mgekehrt<br />
besteht gerade die Notwendigkeit einer Problemabk d~r SelI~sart<br />
dessen was Kant unbesehen und unbestimmt voraussetzt: Subjekt, Smnlichkei~,<br />
Verstand. Was Bauch in Orientierung an N. Hartman~ für ontologisch<br />
nimmt das ist in und durch eine ontologische InterpretatIon gerade<br />
zum Problem' zu machen, so daß eben damit auch die >Vernunft< zum<br />
Problem wird.<br />
21 a.a.O., A 544, B 572.<br />
§ 20. Zwei Arten <strong>der</strong> Kausalität:<br />
Kausalität nach <strong>der</strong> Natur und Kausalität aus <strong>Freiheit</strong>. Kennzeichnung<br />
des allgemeinen ontologischen Horizontes des <strong>Freiheit</strong>sproblems<br />
in <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> als einer Art von<br />
Kausalität. Der Zusammenhang von Kausalität überhaupt mit<br />
<strong>der</strong> Seinsart des Vorhandenseins<br />
Die Bestimmung des <strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Erfahrung als endlicher Erkenntnis<br />
ist nun in sich die vorzeichnende Bestimmung des<br />
<strong>Wesen</strong>s des möglichen Gegenstandes <strong>der</strong> Erfahrung. So sagt<br />
Kant im Bereich <strong>der</strong> dritten Analogie zum Beispiel: »Nun ist<br />
aber alles dasjenige in Ansehung <strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Erfahrung<br />
notwendig, ohne welches die Erfahrung von diesen Gegenständen<br />
selbst unmöglich sein würde. «1 Dasjenige nun, was<br />
das <strong>Wesen</strong> dessen ausmacht, was als Vorhandenes im Zusammenhang<br />
seines Vorhandenseins in <strong>der</strong> Erfahrung begegnen<br />
und entgegenstehen, Gegenstand sein kann, bezeichnet Kant als<br />
Natur überhaupt. Die Aufhellung des <strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Kausalität<br />
aus ihrer notwendigen Zugehörigkeit zur Erfahrung betrifft<br />
demnach die zu einer Natur überhaupt gehörige Kausalität<br />
o<strong>der</strong> wie Kant verkürzt sagt: »Die Kausalität nach <strong>der</strong> Natur{(.<br />
Natur überhaupt zeichnet als sich zugehörig ein bestimmtes<br />
Ursachesein vor: das Ursachesein, sofern es wesensmäßig<br />
bestimmt ist aus <strong>der</strong> Einheit des Zusammenhangs des<br />
Vorhandenseins des Vorhandenen. »Naturnotwendigkeit ist<br />
die Bedingung ... , nach welcher die wirkenden Ursachen bestimmt<br />
werden«.2 Von <strong>der</strong> »Kausalität nach <strong>der</strong> Natur« unterscheidet<br />
Kant die »Kausalität aus <strong>Freiheit</strong>«3: »<strong>Freiheit</strong> als<br />
eine Eigenschaft gewisser Ursachen <strong>der</strong> Erscheinungen «4, »<strong>Freiheit</strong><br />
als eine Art von Kausalität«5, »Kausalität als <strong>Freiheit</strong> «6.<br />
I a.a.O., A 213, B 259 f.<br />
2 Kant, Prolegomena (Vorlän<strong>der</strong>). Leipzig (Meiner), 5. Aufl. 1913, S. 112<br />
(IV, 344).<br />
3 Kant, Kr. d. pr. V., S. 18 (V, 32).<br />
4 Kant, Prolegomena, S. 112 (IV, 344).<br />
5 Kant, Kr. d. pr. V., S. 78 (V, 118).<br />
8 a.a.O., S. 6 (V, 10) Anm.