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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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200 Kausalaät und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

tät hinreichend dargestellt. Sie ist eine <strong>der</strong> ontologischen Bestimmungen<br />

des Zusammenhangs des Vorhandenseins des Vorhandenen<br />

in seinem Geschehen. Der mögliche Bewegungscharakter<br />

dieses Geschehens <strong>der</strong> Natur ist die Verän<strong>der</strong>ung, d. h.<br />

das Geschehen geschieht auf dem Grunde von Beharrlichem<br />

und es geschieht in <strong>der</strong> Weise eines stetigen Handeins. Die<br />

Begriffe <strong>der</strong> Handlung und <strong>der</strong> Stetigkeit sind primär vom<br />

Vorhandensein <strong>der</strong> Körperdinge abgelesen. Man vergleiche<br />

Kants eigene Bemerkung über den Vorrang dieses Bezirks des<br />

Seienden bei <strong>der</strong> anschaulichen Darstellung und Erfüllung dessen,<br />

was in den allgemeinsten Kategorien gedacht ist. Wo Kausalität<br />

in dem bisher bestimmten allgemeinen Sinne erörtert<br />

wird, da ist Seiendes von solcher Seinsart, Natur, mit- und<br />

vorausgesetzt. Zugleich wurde aber immer schon bisher und<br />

mehrfach betont: <strong>Freiheit</strong> ist eine Art von Kausalität. Wir haben<br />

diese Auffassung Kants auch schon belegt - aber nur dieses.<br />

Was fehlt bisher?<br />

§ 21. Der systematische Ort <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> bei Kant<br />

a) Der systematische Ort als Sachzusammenhang, <strong>der</strong><br />

Richtung und Reichweite des Fragens vorzeichnet<br />

Wir haben nicht gezeigt, wo für Kant die <strong>Freiheit</strong> steht, d. h.<br />

welche sachlichen Problemzusammenhänge und Motive Kant<br />

auf das Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> drängen und in welcher Weise<br />

das geschieht. Offenbar bedürfen wir hierüber einer Orientierung,<br />

denn nur so können wir ermessen, wie die bisher erörterte<br />

Kausalität, <strong>der</strong>en Ort im Problem Kants wir kennen, sich zur<br />

<strong>Freiheit</strong> verhält. Aber das ist nicht <strong>der</strong> einzige und eigentlich<br />

entscheidende Grund, weshalb wir uns über den Ort <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

im System Kants vergewissern müssen. Dieser Grund liegt<br />

darin, daß wir selbst das <strong>Freiheit</strong>sproblem gerade durch einen<br />

Ansatz und eine Ortsbestimmung innerhalb <strong>der</strong> Perspektive<br />

§ 21. Der systematische Ort <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> bei Kant 201<br />

<strong>der</strong> Grundfragen <strong>der</strong> Metaphysik als Problem kenntlich machten.<br />

Es fragt sich letztlich und erstlich, wie unsere Ortsbestimmung<br />

zu <strong>der</strong> kantischen steht. Diese Frage stellen wir nicht im<br />

Sinne und zu Zwecken eines historischen Vergleichs. Wir wollen<br />

aus <strong>der</strong> Verschiedenheit, die zugleich immer irgendwie<br />

übereinstimmung ist, die An<strong>der</strong>sartigkeit unserer Problematik<br />

verdeutlichen, um in eins damit zu zeigen, wie dadurch das Positive<br />

des kantischen Problems in <strong>der</strong> Weise <strong>der</strong> Verwandlung<br />

angeeignet wird.<br />

Wenn hier vom Ort <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> im System Kants gesprochen<br />

wird, dann darf das nicht in einem äußerlichen und starren<br />

Sinne genommen werden, als wäre das System ein fester<br />

Rahmenbau und ein Gerüst von Schubfächern, in denen je an<br />

ihrem Platz Probleme und Begriffe verstaut werden. Zwar<br />

hatte Kant eine sehr starke Neigung zur Architektonik, und<br />

zwar am Leitfaden überlieferter Begriffsschemata. Viele Arbeit<br />

des Untersuchens und Darstellens wurde damit erleichtert, aber<br />

ebenso viele Sachgehalte und Phänomene wurden verbogen<br />

und schief gesehen. Der >systematische Ort< eines Problems ist<br />

<strong>der</strong>jenige Sachzusammenhang, <strong>der</strong> Richtung und Reichweite<br />

eines Fragens vorzeichnet. Wir meinen damit lediglich den ganzen<br />

Sachzusammenhang in <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong> Philosophie,<br />

<strong>der</strong> jeweils gemäß dem, wie er gesehen und angesetzt ist, die<br />

Richtung und Reichweite eines Problems vorzeichnet. Da ist<br />

diesem Sachzusammenhang selbst und dem vorgezeichneten<br />

Problem <strong>der</strong> volle Spielraum für mögliche an<strong>der</strong>e Frageansätze<br />

und Auslegungen belassen. Wer im Besitz eines Systems im<br />

äußerlichen Sinne ist o<strong>der</strong> einer solchen Verteilung und Einfächerung<br />

eines stillgelegten vermeintlichen Wissens zustrebt,<br />

hat damit längst nicht bewiesen, daß er >systematisch< philosophiert.<br />

Umgekehrt ist das Philosophieren nicht dadurch schon<br />

in seiner sachlichen Verwurzelung in <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Probleme<br />

erwiesen, daß man - wie etwa Kierkegaard sich gegenüber<br />

Hegel verleiten ließ - auf das System schimpft.<br />

Wir sahen, daß das Problem <strong>der</strong> Kausalität bei Kant primär

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