52 Die Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie und ihre Fraglichkeit reichbar. Als dieses ständig Verfügbare ist es das nahe Liegende, es liegt in <strong>der</strong> Nähe, auf dem Präsentierteller, präsentiert sich ständig. Es ist das Nächste und als dieses ständig Nächste in einem betonten Sinne vor-handen, gegenwärtig, anwesend. Deshalb weil es das ausgezeichnete Präsente, Anwesende ist, nennen wir Haus und Hof, Vermögen, das, was die Griechen mit ouaLa bezeichnen, das Anwesen. Mit ouaLa ist in <strong>der</strong> Tat nichts an<strong>der</strong>es gemeint als ständige Anwesenheit, und dieses versteht man eben unter Seiendheit. Dieses, ständige Anwesenheit, anwesende Ständigkeit, meinen wir mit >Sein
54 Die Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie und ihre Fraglichkeit brauch und Irrtümeru ausgesetzt ist, aber eben deshalb auch, wenn am rechten Ort und in <strong>der</strong> rechten Weise und Grenze betrieben, fruchtbar sein kann. Wir haben auch das Wort ouaLa. nicht einfach aufgegriffen und seine Bedeutung lediglich zerglie<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n wir sind eingegangen auf das in dieser Wortbedeutung genannte Seiende selbst, und zwar im Hinblick darauf, wie es in dem Wortgebrauch gemeint ist. Wir haben das Wort genommen als Ausspruch, in dem sich ein wesentliches Verhalten des Menschen zu Seiendem seiner ständigen und nächsten U mgebung ausspricht. Wir haben die Sprache im Ganzen genommen als die ursprüngliche Offenbarung des Seienden, inmitten dessen <strong>der</strong> Mensch existiert, <strong>der</strong> Mensch, dessen <strong>Wesen</strong>sauszeichnung es ist, in <strong>der</strong> Sprache, in dieser Offenbarung zu existieren. Gerade diese <strong>Wesen</strong>sauszeichnung haben die Griechen wie niemand vor und nach ihnen erfahren und ausgesprochen. Die Auszeichnung, in <strong>der</strong> Sprache zu existieren, haben die Griechen sogar direkt als das entscheidende Moment <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>sdefinition des Menschen festgelegt, indem sie sagen: aV{}QwJto:; ~0ov A6yov EXOV, ein Lebewesen, das die Sprache hat, d. h. sich hält in <strong>der</strong> Offenbarung des Seienden in <strong>der</strong> Sprache und durch sie. Unsere Interpretation ist kein äußerliches Feststellen einer Wortbedeutung anhand des Wörterbuches. Vor allem aber ist mit dem bisher über ouaLa Gesagten nicht das letzte Wort gesprochen, son<strong>der</strong>u es war nur die Vorbereitung für die Interpretation <strong>der</strong> philosophischen Bedeutung des Wortes. Diese Interpretation besteht nicht darin, die Bedeutungen zu sammeln, die das Wort an verschiedenen Stellen <strong>der</strong> philosophischen Schriften hat, son<strong>der</strong>n darin, es als Grund- und Problemwort nachzuweisen, um so die innerste Problematik <strong>der</strong> antiken Metaphysik ans Licht zu bringen, in welcher ouaLa als Problemwort aus und in <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie zu verstehen ist. Das wäre freilich Sache einer eigenen Vorlesung. Wir geben jetzt nur Hinweise, und zwar im Zusammenhang und in den Grenzen unseres eigenen Fragens. Der Zusammenhang und die Perspektive für das <strong>Freiheit</strong>sproblem ist die Frage: § 8. Aufweis <strong>der</strong> verborgenen Grundbedeutung 55 Was ist das Seiende? Inwieferuliegt in dem so gerichteten Fragen ein Angriffscharakter ? Zur Entscheidung des Problems ist gefor<strong>der</strong>t, die Leitfrage wirklich zu fragen, gerade das Fragwürdige in die Frage zu stellen! Gefragt ist nach dem Seienden als solchem - dem Sein! Und wie muß danach gefragt werden, daß eine Antwort möglich ist? Was heißt Sein? Von wo aus ist es verstanden? Es ist verstanden im Seins,erständnis, und zwar nicht erst in <strong>der</strong> Philosophie, son<strong>der</strong>u umgekehrt, diese entspringt jenem Erwachen des Seinsverständnisses. In solchem Erwachen geschieht ein Sichaussprechen. Also dort, im Erwachen <strong>der</strong> Philosophie, im entscheidenden Ereignis <strong>der</strong> Antike, kommt das Seinsverständnis zu Wort. Das Wort für Sein ist, und zwar schon in <strong>der</strong> alltäglichen Rede, ouaLa: Haus und Hof, Anwesen. Unsere Interpretation zeigte, daß und wie das in dieser alltäglichen Bedeutung von ouaLa beschlossene vorbegriffliche Seinsverständnis die Seiendheit des Seienden als ständige Anwesenheit zu verstehen gibt. Wenn das Sein als beständige Anwesenheit verstanden wird: Von woher empfängt solches Verstehen das erhellende Licht? In welchem Horizont bewegt sich das Seinsverständnis? Bevor wir ausdrücklich auf diese entscheidende Frage antworten, müssen wir zeigen, daß überhaupt und wie nun auch gerade in <strong>der</strong> Philosophie, soferu sie von <strong>der</strong> Frage ·d Ta ov geleitet ist, Sein als beständige Anwesenheit verstanden und im Lichte dieses Verstehens begriffen wird. Wir müssen uns hier mit dürftigen Hinweisen auf Aristoteles und Platon begnügen. § 8. Aufweis <strong>der</strong> verborgenen Grundbedeutung von ouaLa (beständige Anwesenheit) an <strong>der</strong> griechischen Interpretation von Bewegung, Wassein und Wirklichsein (Vorhandensein) Wir sind ausgegangen von <strong>der</strong> alltäglichen Bedeutung des Wortes ouaLa, gen au er von dem, was es in vor- und außerphilosophischem Gebrauch beson<strong>der</strong>s meint: das Seiende qua Haus und