128 Die Ausarbeitung <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik sehr radikalisieren zur Grundfrage, wenn diese im allgemeinen das Problem Sein und Zeit enthält, dann läßt sich dieses ganz objektiv entwickeln und behandeln, ob es sich dabei um den Menschen handelt o<strong>der</strong> nicht, <strong>der</strong> Einzelne wird als Einzelner nie getroffen. Wohl zu beachten ist: Der Sachgehalt des Problems Sein und Zeit ist so allgemein, daß er als solcher keine Triftigkeit auf den Einzelnen und für den Einzelnen hat. Auch in <strong>der</strong> Grundfrage ist kein ernstlicher Angriff enthalten, d. h. ein solcher, dem wir notwendig durch das Fragen im Fragen ausgesetzt sein könnten. Es ist ein Angriff im allgemeinen, er trifft keinen, er ist ein Luftstoß. In all unseren Erörterungen über den Angriffscharakter handelt es sich ja nicht um die Frage einer möglichen wohlbeglaubigten praktisch-moralischen Anwendung philosophischer Sätze auf die einzelne Person des Menschen, son<strong>der</strong>n allein darum, ob und inwiefern <strong>der</strong> Sachgehalt des Fragens selbst und gemäß dem, wie er ein Fragen for<strong>der</strong>t, einen Angriff in sich birgt. Ursprünglicher aber als bis zum Problem von Sein und Zeit läßt sich die Leitfrage sachlich inhaltlich nicht entfalten. Ich sehe jedenfalls keine weitere Möglichkeit. Wenn überhaupt, dann müßte sich hier <strong>der</strong> Angriffscharakter seiner Möglichkeit nach bekunden. § 13. Der Angriffscharakter von Seinsfrage (Grundfrage) und <strong>Freiheit</strong>sproblem. Die umgreifende Weite des Seins (das Aufs-Ganze-Gehen) und die angreifende Vereinzelung (das An-die-Wurzel-Gehen) <strong>der</strong> Zeit als Horizont des Seinsverständnisses Sein und Zeit: In Absicht auf das Seinsproblem fragen wir nach <strong>der</strong> Zeit, ob und wie sie die Grundbedingung <strong>der</strong> Möglichkeit menschlicher Existenz - das Seinsverständnis - ermöglicht. Sein: das Weiteste, in dessen Horizont alles wirkliche und erdenkliche Seiende um griffen ist. Für diese Weite des § 13. Der Angriffscharakter von Seinsfrage 129 Seins soll die Möglichkeit in <strong>der</strong> Zeit liegen. Diese, die Zeit, soll also erst die weiteste Weite sein, in <strong>der</strong> das Seinsverständnis im vorhinein alles Seiende umfängt. Die Zeit, diese weiteste Weite, was ist sie und wo ist sie? Die Zeit, wo gehört sie hin? Wem gehört sie? Je<strong>der</strong> hat seine Zeit. Wir miteinan<strong>der</strong> haben unsere Zeit. Ist sie für jeden und für uns ein lockerer Besitz - unsere Zeit, meine Zeit -, den wir nach Belieben abstoßen können? O<strong>der</strong> besitzt je<strong>der</strong> sein zugemessenes Stück an Zeit? Besitzen wir überhaupt je einen Anteil an <strong>der</strong> Zeit, o<strong>der</strong> besitzt nicht vielmehr die Zeit uns? Und dieses nicht nur in dem unbestimmten Sinne, daß wir einfach nicht aus ihr herauskönnen, nicht nur als umgelegte Fessel, son<strong>der</strong>n so, daß die Zeit als je unsere Zeit uns und jeden gerade auf ihn selbst vereinzelt? Die Zeit ist immer Zeit, in <strong>der</strong> >es Zeit istnoch Zeitkeine Zeit mehr< ist. Solange wir nicht sehen, daß die Zeit nur zeitlich ist, ihrem <strong>Wesen</strong> genügt, indem sie je jeden Menschen auf sich selbst vereinzelt, solange bleibt uns die Zeitlichkeit als <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit verborgen. Ist aber Zeitlichkeit im Grunde Vereinzelung, dann ist das Fragen nach Sein und Zeit in sich, seinem Sachgehalt nach, hineingezwungen in die in <strong>der</strong> Zeit selbst liegende Vereinzelung. So hat die Zeit als Horizont des Seins einmal die weiteste Weite, und als diese Weite zieht sie sich auch schon zusammen, sammelt sich selbst in Richtung auf den Menschen in seiner Vereinzelung. Wohl verstanden, nicht auf den Menschen als einen <strong>der</strong> vielen vorhandenen Son<strong>der</strong>fälle, son<strong>der</strong>n auf den Menschen in seiner Vereinzelung, die als solche je nur den Einzelnen als Einzelnen trifft. Liegt so nicht im ursprünglichsten Gehalt <strong>der</strong> zur Grundfrage entwickelten Leitfrage des Philosophierens die Möglichkeit eines ständigen und in seiner Angriffsrichtung unfehlbar angesetzten Angriffes? Dieser Angriff ist umso bedrohlicher, als es zunächst und langehin, wie wir sahen, so aussieht, als bestünde er nicht, als handelte es sich um Allgemeines, das wohl Beson<strong>der</strong>es mitbetrifft, aber so eben
130 Die Ausarbeitung <strong>der</strong> Leit/rage <strong>der</strong> Metaphysik gerade nicht für dieses als solches jeweils triftig ist. Nun zeigt sich: Im <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit selbst liegt Vereinzelung, nicht als Beson<strong>der</strong>ung eines Allgemeinen, sie ist ursprünglich nie etwas Allgemeines: >die Zeit