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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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306 Nachwort des Herausgebers<br />

Beilage. Durch gezielte Nachforschung im handschriftlichen<br />

Nachlaß konnte diese Beilage in dem Konvolut »Aristoteles,<br />

Metaphysik 8« separat liegend aufgefunden werden, ebenso<br />

eine von Fritz Heidegger gefertigte Abschrift. Martin Heidegger<br />

hatte diese im Zuge <strong>der</strong> vorliegenden Vorlesung ausgearbeitete<br />

und auch vorgetragene Beilage offenbar für die zwei<br />

Semester später (Sommersemester 1931) gehaltene Vorlesung<br />

»Aristoteles, Metaphysik 8 1-3« beigezogen und später bei diesem<br />

Konvolut belassen.<br />

Die Abschrift <strong>der</strong> Beilage wurde ebenfalls mit dem Manuskript<br />

kollationiert und mit Ergänzung einiger nicht abgeschriebener<br />

Passagen an <strong>der</strong> von Martin Heidegger im Manuskript<br />

eindeutig bezeichneten Stelle eingefügt. Die Beilage<br />

ergänzt die dort an Hand <strong>der</strong> Bedeutungen des Wirklichseins,<br />

Wasseins und Bewegtseins gegebene Interpretation <strong>der</strong><br />

griechischen Auslegung des Seins (ouolu) im Horizont beständiger<br />

Anwesenheit um die <strong>der</strong> ausgezeichneten Seinsbedeutung<br />

des Wahrseins. Heidegger sucht durch die Interpretation<br />

des Kapitels 8 10 <strong>der</strong> aristotelischen »Metaphysik« zu erweisen,<br />

daß und wie nicht nur in <strong>der</strong> Auslegung des Seins in<br />

<strong>der</strong> Bedeutung von Wirklich sein, Wassein und Bewegtsein die<br />

Anwesenheit als unausdrücklicher Horizont <strong>der</strong> griechischen<br />

Seins auslegung fungiert, son<strong>der</strong>n auch und gerade in <strong>der</strong> Auslegung<br />

des Seins in <strong>der</strong> Bedeutung von Wahrsein (Wahrheit,<br />

UAi}-&ELU). Die in <strong>der</strong> klassischen Philologie vorherrschende Auslegung<br />

dieses Kapitels 8 10 zwingt ferner in eine Erörterung<br />

<strong>der</strong> Zugehörigkeit dieses Kapitels zum Buch 8, die aufgrund<br />

des Zusammenhangs von Sachfrage (ov WS; UAl1-&ft; als XUQLWtUtU<br />

ov) und Textfrage eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Thesen<br />

J aegers und Schweglers einschließt.<br />

*<br />

Die im Untertitel von Martin Heidegger selbst als »<strong>Einleitung</strong><br />

in die Philosophie« gekennzeichnete Vorlesung bietet in ihrem<br />

ersten Teil, <strong>der</strong> die Frage nach dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> <strong>menschlichen</strong><br />

Nachwort des Herausgebers 307<br />

<strong>Freiheit</strong> aus <strong>der</strong> zur Grundfrage <strong>der</strong> Philosophie (Sein und<br />

Zeit) ausgearbeiteten Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik (tl tO ov) entfaltet,<br />

eine eindringliche Einführung in das Denken im Umkreis<br />

seines Hauptwerkes »Sein und Zeit«. Das in dieser Entfaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>sfrage sichtbare Auf-das-Ganze-Gehen <strong>der</strong><br />

Philosophie wird zugleich nach dem <strong>der</strong> Philosophie zugemessenen<br />

Anspruch befragt, ein An-die-Wurzel-Gehen zu sein,<br />

d. h. einen Angriffscharakter zu zeigen. Dieser in dem <strong>der</strong>art<br />

entfalteten <strong>Freiheit</strong>sproblem liegende Zusammenhang deutet<br />

darauf vor, daß das im zweiten Teil <strong>der</strong> Vorlesung konkret an<br />

<strong>der</strong> transzendentalen und <strong>der</strong> praktischen <strong>Freiheit</strong> bei Kant<br />

grundsätzlich im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kausalität behandelte<br />

Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> nicht als eines <strong>der</strong> »Probleme« einer<br />

»praktischen Philosophie« im Sinne einer philosophischen Disziplin<br />

unter an<strong>der</strong>en angemessen erörtert werden kann, son<strong>der</strong>n<br />

einzig in und aus <strong>der</strong> im ersten Teil aufgewiesenen und in einem<br />

kurzen abschließenden Teil erneut aufgenommenen ontologischen<br />

Dimension, in welcher <strong>Freiheit</strong> als Bedingung <strong>der</strong><br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Offenbarkeit des Seins des Seienden, d. h. des<br />

Seinsverständnisses, zu denken ist. In dieser ontologischen Dimension<br />

erst zeigt die Philosophie - zumal in <strong>der</strong> Erörterung<br />

<strong>der</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Freiheit</strong> - in ihrem Auf-das-Ganze-Gehen<br />

zugleich einen Angriffscharakter im Sinne des Uns-an-die­<br />

Wurzel-Gehens.<br />

*<br />

Für vielfache und entscheidende Hinweise zur Edition dieses<br />

Bandes bin ich Herrn Dr. Hermann Heidegger und Herrn Prof.<br />

Dr. F.-W. von Herrmann zu großem Dank verpflichtet. Mein<br />

Dank gilt ferner Frau Dr. Luise Michaelsen und Herrn cand.<br />

phiL Hans-Helmuth Gan<strong>der</strong> für die überaus sorgsam ausgeführten<br />

Korrekturen.<br />

Glottertal, im Juli 1981<br />

Hartmut Tietjen

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