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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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178 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

mung überhaupt herausgestellt, was zu <strong>der</strong>en innerer Möglichkeit<br />

gehört.<br />

b) Exkurs: über <strong>Wesen</strong>s analyse und Analytik<br />

Wenn wir hier von Analyse sprechen, dann hat das nichts zu<br />

tun mit einem oberflächlich genommenen Begriff <strong>der</strong> Deskription,<br />

als würde hier die Begebenheit einfach geschil<strong>der</strong>t so wie<br />

wir Dinge beschreiben. Analyse gehört hier zur Analytik, wie<br />

Kant sie in ihrem Grundzug schon ge faßt hat als Fragen nach<br />

dem Ursprung, d. h. nach den inneren Möglichkeiten von solchem,<br />

was zum <strong>Wesen</strong>sbestand <strong>der</strong> Erfahrung gehört. Zur<br />

Aufweisung dieser gehören freilich Augen und ein Sehen <strong>der</strong><br />

Zusammenhänge, ein Untersuchen und Forschen eigener Art<br />

und von eigener Gesetzlichkeit. Denn Analytik als Aufweis <strong>der</strong><br />

inneren Möglichkeit ist Begründung des <strong>Wesen</strong>s und so <strong>Wesen</strong>sbestimmung,<br />

nicht das Erzählen vom Vorhandensein von<br />

VVesenseigenschaften.<br />

Die Analytik des <strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Begebenheit und ihrer möglichen<br />

Offenbarkeit in einer Erfahrung hat schon unter an<strong>der</strong>em<br />

gezeigt die Notwendigkeit einer Regel, welche Regel nichts<br />

an<strong>der</strong>es ist als die zweite Analogie. Für Kant läuft aber <strong>der</strong><br />

Beweis <strong>der</strong>selben doch noch an<strong>der</strong>s, weil er auf Grund <strong>der</strong> Verkennung<br />

<strong>der</strong> Transzendenz die primäre Gegebenheit in <strong>der</strong> Abfolge<br />

<strong>der</strong> Apprehensionen in einem für sich vorhandenen Subjekt<br />

sieht. Und so muß in seinem Sinne fortgefahren werden.<br />

Man beachte daher, daß es mit <strong>der</strong> Ansetzung <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong><br />

Analytik nicht getan ist, son<strong>der</strong>n die Hauptaufgabe ist die vorbereitende<br />

Bestimmung dessen, was <strong>der</strong> Analytik unterworfen<br />

werden solL Wann und wie ist sie vollständig angesetzt? Nach<br />

dem oben Angedeuteten bei Kant nicht.<br />

Wenn wir kurz auf diese Frage eingehen, wollen wir doch<br />

vermeiden, leere überlegungen über Methode und <strong>der</strong>gleichen<br />

auszuspinnen. Vorangehen muß immer die Erkenntnis <strong>der</strong><br />

Sachen selbst. Aber die Besinnung auf den Weg zu ihnen, auf<br />

§ 19. Die zweite Analogie 179<br />

die Art, wie wir sie <strong>der</strong> Verborgenheit entnehmen, ist nicht<br />

gleichgültig. Sie soll aber immer auf dem Weg selbst, d. h. da,<br />

wo wir wahrhaft unterwegs sind, unternommen werden und<br />

dies wie<strong>der</strong>, um <strong>der</strong> Wegbereitung und Sicherung zu dienen. In<br />

<strong>der</strong> <strong>Einleitung</strong> kommt dazu die Aufgabe, den Weg selbst zuweilen<br />

unterwegs zu beleuchten und die Möglichkeit des Sachverständnisses<br />

zu för<strong>der</strong>n. Wenn wir uns gerade jetzt erneut<br />

auf Weg und Methode besinnen, dann geschieht dies an einer<br />

bestimmten Wegstelle, da, wo wir den Grundzusammenhang<br />

gewinnen sollen, in dem für Kant das Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

metaphysisch steht: Kausalität und ihr <strong>Wesen</strong>.<br />

Wir selbst fragen im Ganzen und stän dig nach dem <strong>Wesen</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Freiheit</strong>, daher schon in den ersten Stunden<br />

ein kurzer Hinweis auf das Eigentümliche <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>serkenntnis,<br />

<strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>serheIlung. Wir nannten dort drei Stufen: 1. Bestimmung<br />

des Wasseins. 2. Bestimmung <strong>der</strong> inneren Möglichkeit<br />

des Wasseins. 3. Bestimmung des Grundes <strong>der</strong> inneren<br />

Möglichkeit des Wasseins. Der Zusammenhang <strong>der</strong> Stufen<br />

wurde nicht weiter besprochen und wird es auch jetzt nicht. Ich<br />

erinnere nur an dieses: Die Stufe 1 gibt eine Vorzeichnung auf<br />

die Stufen 2 und 3, und Stufe 3 wie<strong>der</strong> strahlt zurück auf die<br />

Stufen 2 und 1. Die Stufen geben kein Nebeneinan<strong>der</strong> fester<br />

und endgültiger Schritte, son<strong>der</strong>n immer ein Hin- und Zurück ,<br />

eine wachsende Verwandlung, die grundsätzlich keine Endgültigkeit<br />

zuläßt.<br />

Es ist heute beson<strong>der</strong>s eine eigentümliche Verkennung des<br />

Charakters <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>s erkenntnis verbreitet, wonach man<br />

meint, die philosophische <strong>Wesen</strong>serkenntnis sei das schlechthin<br />

Endgültige und Letzte. Dagegen sei die wissenschaftliche Erkenntnis<br />

das immer nur Vorläufige. Es liegt umgekehrt: Wissenschaftliche<br />

Erkenntnis ist immer endgültig, sie bewegt sich<br />

notwendig in einem Bezirk, den sie selbst nicht einmal begrenzt,<br />

<strong>der</strong> sie aber zur Endgültigkeit verurteilt. Die Wissenschaft<br />

kommt nie über diese Endgültigkeit von selbst hinaus,<br />

son<strong>der</strong>n nur so, daß ihr die Grenze an<strong>der</strong>s gezogen wird, durch

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