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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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90 Die Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie und ihre Fraglichkeit<br />

ment und <strong>der</strong> Art des antiken Seinsverständnisses. Nun ist das<br />

Wahrheitsproblem - als Problem - in <strong>der</strong> Antike ebensowenig<br />

geklärt wie das Seinsproblem, und das gilt zugleich von aller<br />

nachkommenden Philosophie. Ja diese hat, aus Gründen, die wir<br />

jetzt nicht zu erörtern brauchen, nicht einmal verstanden, das<br />

wirklich aufzunehmen und fruchtbar zu machen, was die antike<br />

Entfaltung des Wahrheitsproblems erreicht hat. Liegen die<br />

Dinge so, dann dürfen wir erst recht nicht glauben, daß in einem<br />

Buch und Kapitel, das nun gar einen Zusammenhang zwischen<br />

Sein und Wahrheit behauptet und erörtert, alles in reiner Durchsichtigkeit<br />

abgehandelt sei. Im Gegenteil, wo die tiefste Proble-·<br />

matik erreicht ist, da bleibt bei aller Schärfe <strong>der</strong> Fragestellung<br />

die größte Dunkelheit.<br />

Zunächst, was verstehen die Griechen überhaupt, vorphilosophisch<br />

und philosophisch, unter Wahrheit?21 'AAi]{}ELU, Unverborgenheit;<br />

nicht verborgen, son<strong>der</strong>n entborgen sein; Entborgenheit,<br />

d. h. <strong>der</strong> Verborgenheit enthoben. Wahrheit als Entborgenheit<br />

ist demnach von vornherein schon nicht ein Charakter<br />

des Erkennens und Erfassens des Seienden, son<strong>der</strong>n des Seienden<br />

selbst. Entborgenheit ist Entborgenheit von Seiendem. Wenn<br />

also Aristoteles nach <strong>der</strong> Entborgenheit des Seienden, nach <strong>der</strong><br />

Wahrheit des Seienden fragt, so ist das im antiken Sinne die<br />

nächstliegende und erste und eigentliche Frage, wenn nach <strong>der</strong><br />

Wahrheit gefragt wird. Das Wahrheitsproblem ist von vornherein<br />

primär kein Problem des Erfassens und Erkennens. Dieses ist<br />

es nur und erst in zweiter Linie, nämlich insofern das Erfassen<br />

und Erkennen Seiendes in seiner Unverhülltheit, Entborgenheit<br />

erfaßt, ist das Erkennen seinerseits >wahr

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