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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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26 Erstes Durchbrechen des <strong>Freiheit</strong>sproblems<br />

stimmung <strong>der</strong> positiven <strong>Freiheit</strong> als >Autonomie< enthält ein<br />

eigenes Problem, mit einer Schwierigkeit, die es von altersher<br />

bei sich trägt.<br />

§ 4. Die im Gründungscharakter <strong>der</strong> >transzendentalen<<br />

<strong>Freiheit</strong> angezeigte Erweiterung des <strong>Freiheit</strong>sproblems in <strong>der</strong><br />

Perspektive des kosmologischen Problems: <strong>Freiheit</strong>­<br />

Kausalität - Bewegung - Seiendes als solches<br />

Was haben wir jetzt aus <strong>der</strong> kurzen und rohen Erörterung des<br />

positiven <strong>Freiheit</strong>sbegriffes für unsere Absicht gewonnen? Wir<br />

wollten damit den Durchblick und das Blickfeld dieses Durchblickes<br />

in das <strong>Freiheit</strong>sproblem verdeutlichen, d. h. eine Vordeutung<br />

darauf geben, wie <strong>der</strong> Gehalt des Problems selbst damit,<br />

daß er aufs Ganze geht, uns an die Wurzel geht. Im Problem<br />

selbst, und zwar zu ihm gehörig liegt ein Angriffscharakter. Davon<br />

ist offenbar bisher wenig zu sehen. Man müßte denn glauben,<br />

<strong>der</strong> Angriffscharakter des Problems bestehe darin, daß die<br />

<strong>Freiheit</strong>, um die es sich dabei handelt, eben eine Eigenschaft an<br />

uns Menschen sei und somit uns angehe. Diese Meinung ist allerdings<br />

richtig, ja allzu richtig, um das treffen zu können, was wir<br />

suchen. Denn in <strong>der</strong> eben geäußerten trivialen Meinung wird lediglich<br />

hingewiesen auf eine praktische Bedeutsamkeit, die <strong>der</strong><br />

<strong>Freiheit</strong>, eben als Eigenschaft am Menschen, zukommt. Dieser<br />

Hinweis kann aber auch schon von <strong>der</strong> negativen <strong>Freiheit</strong> ausfast<br />

noch deutlicher - gegeben werden. Ginge es nur darum.<br />

dann hätten wir die Erörterung <strong>der</strong> positiven <strong>Freiheit</strong> lassen<br />

können. Aber es geht um etwas an<strong>der</strong>es, um den Angriffscharakter<br />

des <strong>Freiheit</strong>sproblems. Der Angriffscharakter soll sich aus<br />

dem innersten <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> ergeben, sofern dieses im Horizont<br />

des philosophischen Fragens steht.<br />

Daher müssen wir jetzt im Hinblick auf die Erläuterung <strong>der</strong><br />

positiven <strong>Freiheit</strong> und ihres Problems, die wir an Hand <strong>der</strong><br />

kantischen Unterscheidung gegeben haben, ein Dreifaches fra-<br />

§ 4. Gründungscharakter 27<br />

gen: 1. Ist in <strong>der</strong> positiven <strong>Freiheit</strong> überhaupt eine grundsätzliche<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Problematik sichtbar? 2. Wohin weist diese<br />

Erweiterung? Das heißt, welche Perspektive öffnet sich?, 3. Ist<br />

die Erweiterung des Problems <strong>der</strong>art, daß wir aus dem erweiterten<br />

Problem die Möglichkeit ersehen, inwiefern das Philosophieren<br />

als das >aufs-Ganze-Gehen< als dieses zugleich ein >an-die­<br />

Wurzel-Gehen< ist?<br />

Daß mit <strong>der</strong> positiven <strong>Freiheit</strong> eine Erweiterung des Problems,<br />

und zwar eine grund~ätzliche, verbunden ist, läßt sich im<br />

Verhältnis zu den beiden folgenden Fragen 2 und 3 kurz und<br />

leicht zeigen. Es ist bereits geschehen: die positive <strong>Freiheit</strong> ist als<br />

praktische gleich Autonomie. Sie gründet ihrer Möglichkeit nach<br />

in <strong>der</strong> absoluten Spontaneität (transzendentalen <strong>Freiheit</strong>). Mit<br />

dieser <strong>Freiheit</strong> gehen wir zurück auf ein an<strong>der</strong>es, Weiteres. Daß<br />

außer <strong>der</strong> praktischen positiven und negativen <strong>Freiheit</strong> die transzendentale<br />

auftaucht, verrät eine Erweiterung, und es ist eine<br />

grundsätzliche, weil das, was in <strong>der</strong> Erweiterung dazu kommt,<br />

die absolute Spontaneität, gesetzt wird als Grund <strong>der</strong> praktischen,<br />

als das, worin diese gründet. Daß dieses Verhältnis zwischen<br />

praktischer und transzendentaler <strong>Freiheit</strong> besteht, drückt<br />

Kant aus, indem er sagt: »die Aufhebung <strong>der</strong> transzendentalen<br />

<strong>Freiheit</strong> [würde] zugleich alle praktische <strong>Freiheit</strong> vertilgen«.1<br />

Die Möglichkeit dieser hängt an <strong>der</strong> Möglichkeit jener. Die<br />

erste Frage ist damit beantwortet.<br />

Welche Perspektive öffnet sich mit dieser Erweiterung? Die<br />

Perspektive ist offenbar bestimmt durch den Problemgehalt dessen,<br />

was als Ermöglichung <strong>der</strong> praktischen <strong>Freiheit</strong> (Autonomie)<br />

sich zeigt, durch den Problemgehalt dessen, was Kant >absolute<br />

Spontaneität< nennt. Was heißt das? Worin liegt dabei das<br />

eigentliche Problem? Noch einmal: Spontaneität bedeutet das<br />

>von selbstganz von<br />

selbst< eine Reihe von Begebenheiten anfangen; Anfangsein für<br />

1 Kant, Kr. d. r. V., A 534, B 562.<br />

2 Ebd.

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