Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
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218 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />
ist durch eine vorige. Das Ursachesein <strong>der</strong> Ursache muß als<br />
solches von ihm selbst her sein, was es ist, um als solches eine<br />
Reihe von Erscheinungen, die nach Naturgesetzen läuft, von<br />
selbst anzufangen. Solches Ursachesein, solches schlechthin von<br />
selbst Anfangen, ist absolute Spontaneität, d. h. über die Reihe<br />
<strong>der</strong> Naturursachen hinausgehende transzendentale <strong>Freiheit</strong>.<br />
Ohne sie ist die Reihenfolge <strong>der</strong> Erscheinungen niemals vollständig.<br />
In <strong>der</strong> angeschlossenen Anmerkung zur Thesis kennzeichnet<br />
nun Kant näher den in <strong>der</strong> Thesis entspringenden Begriff <strong>der</strong><br />
<strong>Freiheit</strong> und seine Bedeutung. Zugleich legt er auseinan<strong>der</strong>,<br />
was nun alles mit dem Beweis <strong>der</strong> Thesis für das Sein <strong>der</strong> Welt<br />
bewiesen ist und wie <strong>der</strong> »erste Anfang« einer durch <strong>Freiheit</strong><br />
bestimmten Reihenfolge zu verstehen sei.<br />
Der in <strong>der</strong> Thesis entspringende Begriff <strong>der</strong> transzendentalen<br />
<strong>Freiheit</strong> schöpft zwar »nicht den ganzen Inhalt des psychologischen<br />
Begriffs dieses Namens aus, welcher [Inhalt] großenteils<br />
empirisch ist«.9 Was meint diese Unterscheidung von transzendentalem<br />
und psychologischem Begriff <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>? Im<br />
psychologischen Begriff ist vorgestellt eine Seele, ein Seelenvermögen,<br />
Wille, <strong>der</strong> frei gedacht wird, also ein ganz bestimmtes<br />
Seiendes, auf das wir aus <strong>der</strong> bloßen Vorstellung eines Seienden,<br />
eines Vorhandenen überhaupt nicht kommen, son<strong>der</strong>n das uns<br />
gegeben werden muß. Der transzendentale Begriff <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
dagegen ist erwachsen im Zusammenhang <strong>der</strong> Frage nach<br />
<strong>der</strong> Vollständigkeit von Erscheinungen, vorhandenem Seienden<br />
überhaupt, ganz abgesehen davon, wie dieses Seiende seinem<br />
Sachgehalt nach ist. Die transzendentale <strong>Freiheit</strong> ist ein<br />
allgemein ontologischer Begriff, die psychologische ein regional<br />
ontologischer. lO Aber <strong>der</strong> allgemein ontologische liegt eben ah<br />
solcher auch in jedem regional ontologischen, und er macht<br />
9 a.a.O., A 448, B 476.<br />
10 >Allgemein< heißt hier nicht >formal