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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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202 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

,emen Ort im Problem <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Erfahrung hat,<br />

d. h. <strong>der</strong> endlichen <strong>menschlichen</strong> Erkenntnis des vorhandenen<br />

Seienden selbst. Wo steht nun die <strong>Freiheit</strong> für Kant, d. h. welcher<br />

sachliche Problemzusammenhang ist es, aus dem sich das<br />

Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> gleichsam erhebt? Steht dieser Problembezirh.<br />

in einem notwendigen Zusammenhang mit dem <strong>der</strong><br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Erfahrung, ist es gar <strong>der</strong>selbe o<strong>der</strong> ein völlig<br />

an<strong>der</strong>er?<br />

Es ist nun für das Verständnis des kantischen <strong>Freiheit</strong>sproblems<br />

und demzufolge für die Auseinan<strong>der</strong>setzung damit von<br />

ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung, daß man sieht: 1. Kant wird<br />

aus zwei ganz verschiedenen Problemzusammenhängen heraus<br />

auf die <strong>Freiheit</strong> geführt. 2. Beide Wege zur <strong>Freiheit</strong> sind für<br />

Kant gleichnotwendig gemäß dem allgemeinen Boden, aus dem<br />

sich für ihn die Problematik <strong>der</strong> Philosophie überhaupt bestimmt.<br />

Beide Wege gehören zusammen innerhalb <strong>der</strong> Gesamtprobleme<br />

<strong>der</strong> Metaphysik. Beides gilt es jetzt zu zeigen. Und<br />

zwar nicht allein, um eine weitere Kenntnis <strong>der</strong> kantischen<br />

Philosophie zu gewinnen, son<strong>der</strong>n um die Perspektive des philosophierenden<br />

Fragens reicher und ursprünglicher auszugestalten.<br />

Allerdings gilt auch hier und hier erst recht, daß wir auf<br />

eine thematische und vollständige Interpretation verzichten<br />

müssen. Wir sind deshalb auch gezwungen, mit gewissen Vergröberungen<br />

zu arbeiten. Die innere Mangelhaftigkeit <strong>der</strong> folgenden<br />

Darlegungen hat aber noch einen ganz an<strong>der</strong>en Grund,<br />

den wir zur Zeit überhaupt noch nicht beseitigen können: Wir<br />

haben heute das Problem <strong>der</strong> Metaphysik längst noch nicht zu<br />

<strong>der</strong> Durchsichtigkeit und Ursprünglichkeit gebracht, um die<br />

kantische Problematik positiv kritisch in einer letzten und totalen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung zu bewältigen, d. h. um Kant philosophierend<br />

zu verstehen. Denn dies geschieht nicht und nie in<br />

einer sogenannten richtigen Kantinterpretation. Im Problem<br />

<strong>der</strong> Metaphysik überhaupt und als solcher laufen nämlich die<br />

beiden Wege Kants zur <strong>Freiheit</strong> zusammen. Aber es ist gerade<br />

dieser Zusammenhang, <strong>der</strong> bei Kant selbst problematisch bleibt,<br />

§ 21. Der systematische Ort <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> bei Kant 203<br />

und zwar so sehr, daß Kant selbst dieses Problem nicht mehr<br />

sieht und noch weniger die Mittel hat, es zu wecken. Der Grund<br />

hierfür liegt darin, daß auch bei Kant die überlieferte Leitfrage<br />

<strong>der</strong> Metaphysik: Was ist das Seiende?, sich nicht ausbildet<br />

zu <strong>der</strong> diese Frage tragenden und führenden Grundfrage:<br />

Was ist das Sein? Darin liegt zugleich die Frage: Worin gründet<br />

die ursprüngliche Möglichkeit und Notwendigkeit <strong>der</strong> Offenbarkeit<br />

des Seins?<br />

b) Die bei den Wege zur <strong>Freiheit</strong> bei Kant<br />

und die überlieferte Problematik <strong>der</strong> Metaphysik. Der Ort <strong>der</strong><br />

<strong>Freiheit</strong>sfrage im Problem <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Erfahrung als<br />

<strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> eigentlichen Metaphysik<br />

Wir stoßen bei Karrt auf eine radikale Neubestimmung des<br />

<strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Ontologie, ohne die etwa Hegels Logik nicht möglich<br />

geworden wäre. Und doch ist diese Neubestimmung <strong>der</strong><br />

Ontologie im ganzen gesehen eine erneute Verfestigung des<br />

Ansatzes <strong>der</strong> antiken Frage nach dem Sein. Im Lichte dieser<br />

Grundfrage <strong>der</strong> Philosophie ist es daher ganz unberechtigt,<br />

Kant in Gegensatz zur Antike, insbeson<strong>der</strong>e zu Aristoteles zu<br />

bringen, wie das im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t im Neukantianismus geschehen<br />

ist, <strong>der</strong> in Kant eine Erkenntnistheorie sah, die er dann<br />

einer vermeintlich an<strong>der</strong>en Erkenntnistheorie gegenüberstellt,<br />

eine Gegenüberstellung, die man an<strong>der</strong>erseits bei <strong>der</strong> Neuscholastik<br />

begierig aufnahm, um auch von <strong>der</strong> Seite her den Zugang<br />

zur Antike zu verbauen.<br />

Die zwei fVege nun, auf denen Kant zur <strong>Freiheit</strong> als Problem<br />

geführt wird, sind folgende. Der erste, auch geschichtlich<br />

von Kant zuerst begangene führt über den Problemzusammenhang,<br />

innerhalb dessen das Problem <strong>der</strong> Kausalität erörtert<br />

wurde: Möglichkeit <strong>der</strong> Erfahrung als endlicher Erkenntnis des<br />

Seienden. Was hat Kant zu dieser Frage geführt? Nichts geringeres<br />

als die Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Metaphysik, diese<br />

genommen in dem unmittelbar überlieferten Sinne. Darnach

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