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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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246 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

den letzten Abschnitt: »Erläuterung <strong>der</strong> kosmologischen Idee<br />

einer <strong>Freiheit</strong> in Verbindung mit <strong>der</strong> allgemeinen Naturnotwendigkeit.«8<br />

Gerade wenn es sich bei <strong>der</strong> Heranziehung des<br />

Menschen um einen erläuternden Beleg handeln soll und nur<br />

um dieses, wird damit vollends klar, daß die Einheit von Kausalität<br />

aus <strong>Freiheit</strong> und Kausalität <strong>der</strong> Natur, wie sie konkretfaktisch<br />

<strong>der</strong> Mensch darstellt, nur ein Fall <strong>der</strong> allgemeinen kosmologisch<br />

bestimmten Vereinigung bei<strong>der</strong> Kausalitäten ist. Damit<br />

ist gesagt, daß nicht nur die <strong>Freiheit</strong> für sich als ein Naturbegriff<br />

angesetzt ist, son<strong>der</strong>n auch die Einheit des konkreten<br />

Menschen als eines vernünftig-sinnlichen <strong>Wesen</strong>s ist metaphysisch<br />

aus <strong>der</strong> kosmologischen Problematik vorgezeichnet. Bezeichnen<br />

wir das Sein des Menschen in seiner Ganzheit und<br />

Eigentlichkeit als Existenz, dann ergibt sich: Das Problem des<br />

Menschen ist einbezogen in das allgemeine kosmologische Problem.<br />

Schärfer noch läßt sich sagen: Die metaphysisch-ontologische<br />

Problematik <strong>der</strong> Existenz kommt nicht zum Durchbruch,<br />

son<strong>der</strong>n ist nie<strong>der</strong>gehalten in <strong>der</strong> allgemeinen und selbstverständlichen<br />

Seinsproblematik <strong>der</strong> überlieferten Metaphysik. Es<br />

muß also jenes, was möglicherweise am Menschen Nicht-Natur<br />

ist und seinem Seinsgehalt nach an<strong>der</strong>es, in <strong>der</strong>selben Weise wie<br />

die Natur auch kausal bestimmt werden. Daß dabei die Kausalität<br />

modifiziert wird, än<strong>der</strong>t nichts daran, daß die Kausalität<br />

es ist, die primär und allein zur ontologischen Grundcharakteristik<br />

beigezogen wird. Die Kritik dieser Metaphysik ist<br />

keine radikale, kann es nicht sein, sofern Kant die Seinsfrage<br />

nicht aus dem Grunde stellt. Darin liegt letztlich beschlossen:<br />

Das Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, so zentral es für Kant wird, vermag<br />

sich nicht an die metaphysisch entscheidende Stelle innerhalb<br />

<strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong> Metaphysik zu bringen.<br />

8 Ebd.<br />

§ 25. Die positive Auflösung <strong>der</strong> dritten Antinomie 247<br />

c) Empirischer und intelligibler Charakter.<br />

Der intelligible Charakter als Weise des Ursacheseins <strong>der</strong> Kausalität<br />

aus <strong>Freiheit</strong>. Der Doppelcharakter <strong>der</strong> Erscheinung und<br />

die Möglichkeit zweier grundverschiedener Kausalitäten mit<br />

Bezug auf die Erscheinung als Wirkung<br />

Es gilt jetzt, noch kurz den Gang <strong>der</strong> kantischen posztwen<br />

Auflösung <strong>der</strong> dritten Antinomie darzustellen, d. h. aber die<br />

eigentlich metaphysische Auflösung des <strong>Freiheit</strong>sproblems als<br />

eines Weltproblems. Wir achten dabei beson<strong>der</strong>s auf einige ergänzende<br />

Bestimmungen, die die Kausalität überhaupt angehen.<br />

Erinnert sei an den allgemeinen ontologischen Begriff <strong>der</strong><br />

Handlung: 9 »Das Verhältnis des Subjekts <strong>der</strong> Kausalität zur<br />

Wirkung«. Objekt im Verhältnis zum Subjekt ist dabei allgemein<br />

ontologisch gemeint. Nun sagt Kant: »Es muß aber eine<br />

jede wirkende Ursache einen Charakter haben«.lO Charakter<br />

heißt hier Gesetz <strong>der</strong> Kausalität, notwendige Regel des Wie<br />

des Ursacheseins <strong>der</strong> Ursache. Der Charakter regelt dann zugleich<br />

die Art des Zusammenhangs <strong>der</strong> Handlungen und damit<br />

<strong>der</strong> Wirkungen. Denn <strong>der</strong> Charakter als Wie des Ursacheseins<br />

bestimmt offenbar das Verhältnis des Subjekts des Ursacheseins<br />

zu seiner Wirkung, und das ist eben die Handlung.<br />

Kant unterscheidet nun zwei Charaktere, den empirischen<br />

Charakter und den intelligiblen Charakter. Es ist unumgänglich,<br />

daß man hier die Terminologie versteht, zumal sie hier<br />

gerade nicht eindeutig und folgerichtig ist. Das ist kein Zufall.<br />

Gehen wir aus von <strong>der</strong> Kennzeichnung des ersten Charakters,<br />

des sogenannten >empirischen< - Empirie, E!LJt!:Lota, Erfahrung.<br />

Etwas ist empirisch, wenn es zur Erfahrung gehört, d. h. für<br />

Kant, durch die Erfahrung zugänglich wird, wobei zu beachten<br />

bleibt, daß für die Erfahrung als endliche Erfahrung wesentlich<br />

ist die sinnliche Anschauung, die Sinnlichkeit, als Fundament.<br />

Deren <strong>Wesen</strong> besteht in <strong>der</strong> Rezeptivität, im empfangenden<br />

9 Vgl. oben, S. 196 ff.<br />

10 a.a.o., A 539, B 567.

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