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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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172 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

d) Zur grundlegenden Bedeutung <strong>der</strong> ersten Analogie.<br />

Beharrlichkeit (Substanzialität) und Kausalität<br />

Wir sehen hieraus schon, wie die Beharrlichkeit (und die erste<br />

Analogie überhaupt) als Bedingung <strong>der</strong> Möglichkeit auch <strong>der</strong><br />

Kausalrelation, und zwar allein schon als Relation überhaupt<br />

heraustritt. Das wird ganz deutlich aus <strong>der</strong> Betrachtung, mit<br />

<strong>der</strong> Kant die Erörterung <strong>der</strong> ersten Analogie abschließt. Sie<br />

betrifft den Begriff <strong>der</strong>» Verän<strong>der</strong>ung«, <strong>der</strong> sich jetzt erst berichtigen,<br />

richtig fassen läßt. »Verän<strong>der</strong>ung ist eine Art zu existieren,<br />

welche auf eine an<strong>der</strong>e Art zu existieren eben desselben<br />

Gegenstandes erfolgt«.14 Ein Erfolgen verschiedener Zustände<br />

aufeinan<strong>der</strong>, Aufhören des einen und Anheben des an<strong>der</strong>en ist<br />

ein Wechsel o<strong>der</strong>, wie wir auch sagen, Än<strong>der</strong>ung. Wechsel betrifft<br />

das Wandelbare als solches, Verän<strong>der</strong>ung dagegen ist<br />

ein Erfolgen von Zuständen »eben desselben Gegenstandes«.<br />

Darin liegt: Verän<strong>der</strong>t wird nur und kann nur werden, was<br />

bleibt, »nur das Beharrliche (die Substanz) wird verän<strong>der</strong>t«.15<br />

Demzufolge ist auch eine Verän<strong>der</strong>ung nur dort wahrnehmbar.<br />

wo im vorhinein ein Bleibendes erfahren ist. Denn nur auf dessen<br />

Grunde und im Festhalten des Bleibenden kann so etwas<br />

wie ein Übergang von einem zum an<strong>der</strong>en wahrgenommen<br />

werden, ohne ein Bleibendes wäre nur völlige Abwechslung<br />

von etwas mit etwas. Übergang aber und seine Bestimmung<br />

birgt in sich das Nacheinan<strong>der</strong>, und ebenso liegt in erfolgten<br />

Übergängen und Verän<strong>der</strong>ungen das Zugleichsein des Erfolgten.<br />

Nacheinan<strong>der</strong> und Zugleichsein sind die reinen Grundverhältnisse<br />

möglicher reiner Zeitbestimmung. So wird ersichtlich,<br />

daß das Beharrliche in den Erscheinungen, d. h. Substanzen<br />

»die Substrate aller Zeitbestimmungen«16 sind. »So ist demnach<br />

die Beharrlichkeit eine notwendige Bedingung, unter wel-<br />

14 a.a.O., A 187, B 230.<br />

15 a.a.O., A 187, B 230 f.<br />

16 a.a.O., A 188, B. 231.<br />

§ 18. Erläuterung <strong>der</strong> Beweisart <strong>der</strong> Analogien 173<br />

cher allein Erscheinungen, als Dinge o<strong>der</strong> Gegenstände, in<br />

einer möglichen Erfahrung bestimmbar sind«.11<br />

Damit ist die fundamentale Bedeutung <strong>der</strong> ersten Analogie<br />

erwiesen und zugleich eine Verweisung darauf gegeben, wie<br />

überhaupt das, wovon die zweite Analogie handelt, das Verhältnis<br />

von Ursache und Wirkung, als ein Verhältnis <strong>der</strong> Zeitfolge<br />

auf <strong>der</strong> ersten Analogie gründet. Wir haben so aus <strong>der</strong><br />

Erörterung <strong>der</strong> ersten Analogie ein Doppeltes gewonnen: Einmal,<br />

daß wir bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> zweiten Analogie die erste<br />

mitdenken und mitverstehen müssen, kurz, daß das Problem<br />

<strong>der</strong> Kausalität irgendwie mit dem Problem <strong>der</strong> Substanzialität<br />

im weiteren Sinne <strong>der</strong> Beharrlichkeit verwachsen ist. Sodann<br />

sind wir jetzt schon orientiert über die Art des Beweises <strong>der</strong><br />

Analogien und ihren Grundcharakter.<br />

Um mit Bezug auf das erste, den Zusammenhang von Beharrlichkeit<br />

und Kausalität, noch deutlicher zu sprechen: Wenn<br />

<strong>Freiheit</strong> selbst eine Art von Kausalität bestimmt, welches Beharrliche<br />

muß ihr zugrunde liegen? Die Beharrlichkeit <strong>der</strong> handelnden<br />

Person. Läßt sich diese Beharrlichkeit begreifen wie<br />

die Beständigkeit des Vorhandenen in <strong>der</strong> Zeit - <strong>der</strong> Natur?<br />

Wenn nicht, genügt es, einfach zu sagen, daß die handelnde<br />

Person, d. h. die Vernunft, nicht in <strong>der</strong> Zeit ist? O<strong>der</strong> hat die Personalität<br />

<strong>der</strong> Person, das Menschsein des Menschen, seine eigene<br />

Zeitlichkeit und dementsprechend eine eigene >Beharrlichkeitnatürlichen< Weise vorgestellt werden<br />

bzw. reicht solche Vorstellung aus? Man vergleiche die heutige Theorie<br />

über die Atomstruktur, <strong>der</strong>en Entwurfshorizont und die Vorstellung von<br />

>Bewegtheit< dabei.

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