Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
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18 Erstes Durchbrechen des <strong>Freiheit</strong>sproblems<br />
essanten Fragen kommen soll. Darf jedoch das Problem <strong>der</strong><br />
<strong>menschlichen</strong> <strong>Freiheit</strong> uns lediglich vorgeführt, d. h. an uns vorbeigeführt<br />
werden? O<strong>der</strong> sollen wir selbst in das Problem hineingeführt<br />
werden, um fortan hineingestellt zu bleiben? \Vir<br />
selbst, nicht irgend jemand, nicht beliebige an<strong>der</strong>e! O<strong>der</strong> ist die<br />
Philosophie in <strong>der</strong> Tat nur eine vielleicht höhere, weil allgemeinere<br />
Beschäftigung des Geistes, ein Luxus und eine Abwechslung,<br />
die wir uns gestatten innerhalb des oft eintönigen und<br />
mühseligen Ganges <strong>der</strong> Wissenschaften? Ist die Philosophie jene<br />
zuweilen brauchbare Gelegenheit, um den in einen engen und<br />
engsten Bezirk einer Wissenschaft gefesselten Blick zu befreien<br />
für eine gewisse weite Aussicht auf das allgemeine Ganze? Denn<br />
was heißt es, wenn wir sagten, das Philosophieren frage ins<br />
Ganze? Besagt es nur, daß wir uns eine Aussicht verschaffen, um<br />
als Zuschauer günstiger gestellt zu sein, günstiger als in den beson<strong>der</strong>en<br />
und oft recht und allzu engen Bezirken <strong>der</strong> Wissenschaft?<br />
O<strong>der</strong> meint dieses, daß es in <strong>der</strong> Philosophie auf das<br />
Ganze geht, noch etwas ganz an<strong>der</strong>es? Heißt es, daß es uns, uns<br />
selbst, an die Wurzeln geht? Und zwar nicht so, daß wir philosophische<br />
Erörterungen und Sätze, nachdem wir sie vermeintlich<br />
begriffen haben, gelegentlich auch noch moralisch auf uns anwenden<br />
und so <strong>der</strong> Philosophie eine nachträgliche erbauliche<br />
Wirkung auf uns verschaffen? Am Ende begreifen wir das Philosophieren<br />
erst, wenn das Fragen seinem Fragegehalt, <strong>der</strong> Fragedimension<br />
nach so ist, daß es in sich selbst, nicht hinterher, an die<br />
Wurzel geht. Philosophie ist keine theoretische Erkenntnis, verbunden<br />
mit einer praktischen Anwendung, nicht theoretisch und<br />
praktisch zugleich, son<strong>der</strong>n we<strong>der</strong> das eine noch das an<strong>der</strong>e, sie<br />
ist ursprünglicher denn beides, welches beides wie<strong>der</strong>um nur die<br />
Wissenschaften kennzeichnet.<br />
Die Charakteristik des Philosophierens als des Hineinfragens<br />
ins Ganze bleibt grundsätzlich unzureichend, solange wir das<br />
>aufs-Ganze-Gehen< nicht begreifen als ein >an-die-Wurzeln<br />
Gehenan-die-Wurzeln<br />
Gehen