Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe
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132 Die Ausarbeitung <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik<br />
§ 14. Die Umstellung <strong>der</strong> Frageperspektive:<br />
Die Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik gründet in <strong>der</strong> Frage nach<br />
dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Menschliche <strong>Freiheit</strong> in ihrem <strong>Wesen</strong> ist Thema. Es gilt also<br />
jetzt, sie wirklich zu untersuchen. Wo und wie finden wir den<br />
Gegenstand? Er ist uns ja nach dem Bisherigen nicht mehr ganz<br />
fremd: negative <strong>Freiheit</strong> - <strong>Freiheit</strong> von ... - positive <strong>Freiheit</strong><br />
- <strong>Freiheit</strong> für ... Wenn wir an das Schema denken, dann haben<br />
wir sogar schon das ganze Feld in allen seinen Dimensionen,<br />
innerhalb dessen die <strong>Freiheit</strong> als Problem steht. Gewiß,<br />
aber diese Entfaltung des Horizontes für das <strong>Freiheit</strong>sproblem<br />
geschah doch an Hand <strong>der</strong> Auslegung <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong>, wie sie Kant<br />
gegeben hat. Wer sagt uns, daß diese Interpretation, so wesentlich<br />
sie sein mag, die zentrale philosophische ist? Wer sagt uns,<br />
daß <strong>Freiheit</strong> primär im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kausalität begriffen<br />
werden muß? Wir haben <strong>der</strong>gleichen bisher nur zur<br />
Kenntnis genommen und dabei erfahren, in welcher Richtung<br />
jedenfalls bezüglich <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> gefragt werden kann. Allein,<br />
es ist keineswegs gesagt, daß hierin die einzige und notwendige<br />
Problementfaltung liegt.<br />
Ist es so, dann gerät unsere ganze Orientierung ins Wanken.<br />
Wir müssen jedenfalls das Bisherige unter eine Einschränkung<br />
stellen. Wenn das Problem <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> wie bei Kant in den<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kausalität gebracht wird, dann führt<br />
dieser Zusammenhang in die weitere, von uns eröffnete Perspektive<br />
- nur dann. Angenommen, die <strong>Freiheit</strong> läßt sich im<br />
vorhinein an<strong>der</strong>s bestimmen, dann wird die Perspektive auch<br />
eine an<strong>der</strong>e. Nicht nur das, wir müssen nicht nur die Möglichkeit<br />
zugestehen, daß bezüglich <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> verschiedene Perspektiven<br />
ansetzbar sind, wir müssen uns vor allem darüber<br />
klar werden, wo wir vor allem Ansetzen <strong>der</strong> weiteren Perspektiven<br />
die <strong>Freiheit</strong> im vorhinein unterbringen, wo sie gleichsam<br />
§ 14. Die Umstellung <strong>der</strong> Frageperspektive 133<br />
steht. Auch das ist bisher unbestimmt gelassen, denn damit, daß<br />
wir verschiedene Definitionen aufgreifen, ist ja nicht ausdrücklich<br />
ausgemacht, in welchen Bezirk das Genannte gehört und<br />
wie es innerhalb des betreffenden Bezirks gelagert ist. Soll die<br />
Untersuchung des <strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> <strong>menschlichen</strong> Freihei t einen sicheren<br />
Gang nehmen, dann müssen wir uns des Feldes versichern ,<br />
in das wir jedesmal zu blicken haben, wenn wir nach <strong>Freiheit</strong><br />
fragen und an ihrer <strong>Wesen</strong>serhellung arbeiten.<br />
Nun scheint aber dieses Feld so eindeutig bestimmt zu sein,<br />
daß wir auf eine längere Erörterung verzichten können. Thema<br />
ist die >menschliche< <strong>Freiheit</strong>, <strong>Freiheit</strong> also im Blick auf den<br />
Menschen. Allein, <strong>der</strong> Mensch ist so ein schillerndes <strong>Wesen</strong> ,<br />
daß wir mit diesem Hinweis nur erst recht zu wissen geben, wie<br />
gänzlich unbestimmt und richtungslos unser Blick ist, <strong>der</strong> das<br />
<strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> <strong>menschlichen</strong> <strong>Freiheit</strong> sucht. Würde es sich nur darum<br />
handeln, irgend eine beliebige Beschaffenheit am Menschen<br />
aufzufinden und zu bestimmen, dann könnten wir hoffen, darauf<br />
zu stoßen, wenn wir nur lange genug und alles Mögliche<br />
am Menschen durchmustern. Bei aller Erkenntnis des <strong>Wesen</strong>s<br />
ist es jedoch entscheidend, daß gerade vor je<strong>der</strong> konkreten ErheIlung<br />
und Bestimmung im vorhinein <strong>der</strong> entscheidende <strong>Wesen</strong>sblick<br />
gelingt, <strong>der</strong> fortan und für alles weitere das <strong>Wesen</strong> im<br />
Blick behält. Erfor<strong>der</strong>lich im vorhinein ist, das <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>menschlichen</strong> <strong>Freiheit</strong>, mithin die <strong>Freiheit</strong> des Menschen und<br />
diesen selbst so zu sehen, daß mit dieser ersten Sicht, sie mag<br />
noch so eingehüllt sein bezüglich ihres sichtbaren Gehalts, das<br />
Entscheidende gesehen wird. Unsere <strong>Einleitung</strong> muß daher von<br />
Anfang an den <strong>Wesen</strong>sblick so leiten, daß sich zeigt, >wo< das<br />
Erbliekbare überhaupt zu suchen ist und wie sich dementsprechend<br />
unser Standort zu ihm bestimmt. Diese entscheidende<br />
Leitung des <strong>Wesen</strong>sblickes kann zunächst nur und muß zunächst<br />
immer den Charakter eines gewaltsamen Hinzwingens<br />
in eine Blickrichtung haben. Recht und Notwendigkeit <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>sblickrichtung<br />
können sich erst und allein aus dem <strong>Wesen</strong>sgehalt<br />
erweisen. Die Festlegung <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>sblickrichtung für