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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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122 Die Ausarbeitung <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik<br />

Das Fragen nach dem Menschen und >die Frage nach dem<br />

Menschen< sind noch lange nicht dasselbe. Nehmen wir den Menschen<br />

als ein Seiendes unter an<strong>der</strong>em, dann fragen wir nach ihm<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Leitfrage. Müssen wir den Menschen fragend in<br />

den Blick nehmen im Fragen nach Sein und Zeit, nach dem <strong>Wesen</strong><br />

<strong>der</strong> Zeit, dann fragen wir nicht im Rahmen <strong>der</strong> Leitfrage,<br />

son<strong>der</strong>n aus dem Grunde <strong>der</strong> Grundfrage. Heute wird vielfach<br />

und mit ganz verschiedenen Absichten und mit ganz verschiedenartigem<br />

Rüstzeug die Anthropologie gepflegt und betrieben;<br />

z. B. Psychologie, Pädagogik, Medizin, Theologie. Das alles ist<br />

schon keine Mode mehr, son<strong>der</strong>n eine Seuche. Dann ist selbst da,<br />

wo man von philosophischer Anthropologie spricht, ungeklärt,<br />

erstens wie nach dem Menschen gefragt wird, zweitens inwiefern<br />

dieses Fragen philosophisches ist. Wir können aber und müssen<br />

sogar sagen: Alle philosophische Anthropologie steht außerhalb<br />

des Fragens nach dem Menschen, das aus dem Grunde <strong>der</strong><br />

Grundfrage <strong>der</strong> Metaphysik und nur aus diesem Grund aufsteigt.<br />

Dieses letztere Fragen nach dem Menschen aus dem Grunde <strong>der</strong><br />

Grundfrage fragt im voraus und in <strong>der</strong> Absicht auf die Ermöglichung<br />

aller philosophischen Fragen nach dem Menschen. Das<br />

erstere dagegen fragt im Rahmen <strong>der</strong> Leitfrage lediglich auch<br />

und beiläufig nach dem Menschen. Das Im-voraus-Fragen für<br />

alles weitere philosophische Fragen nach dem Menschen und das<br />

letzlieh Auch-Fragen nach dem Menschen im Zusammenhang<br />

und in Gleichordnung mit an<strong>der</strong>en Fragen ist nicht nur ein verschiedenes<br />

Fragen hinsichtlich <strong>der</strong> Art und Weise in <strong>der</strong> Ordnung<br />

<strong>der</strong> Probleme, insgerade <strong>der</strong> Grundfrage vorgeordnet, dieser<br />

zugleich über-geordnet, im Rahmen <strong>der</strong> Leitfrage nebengeordnet,<br />

dieser zugleich eingeordnet, son<strong>der</strong>n auch seinem Sachgehalt<br />

nach und nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> ganzen Problematik grundverschieden.<br />

Ein Unterschied aber ist für uns jetzt von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Die Frage nach dem Menschen im Rahmen <strong>der</strong> Leitfrage<br />

ist ein Auch-Fragen nach dem Menschen - auch eben unter an<strong>der</strong>em.<br />

Es muß auch nach dem Menschen gefragt werden, wenn al-<br />

§ 12. Der Mensch als Stätte <strong>der</strong> Grundfrage 123<br />

les Seiende gleichmäßig Beachtung finden soll. Das Auch-Fragen<br />

ist erfor<strong>der</strong>lich zur vollständigen Durchführung <strong>der</strong> Beantwortung<br />

<strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik und dieser überhaupt. Dagegen<br />

ist das Fragen aus dem Grunde <strong>der</strong> Grundfrage nicht erst<br />

erfor<strong>der</strong>lich zur Vervollständigung <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Leitfrage,<br />

son<strong>der</strong>n es ist unumgänglich schon im Hinblick auf die<br />

Vorbereitung und Begründung <strong>der</strong> Fragestellung <strong>der</strong> Leitfrage<br />

als wirklicher Grundfrage. Das Fragen nach dem Sein, mithin<br />

das Fragen nach Sein und Zeit, das Fragen nach dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong><br />

Zeit, drängt unausweichlich in das Fragen nach dem Menschen.<br />

Die recht gefragte Seinsfrage als solche drängt ihrem Fragegehalt<br />

nach in die Frage nach dem Menschen. Ist dieses innere<br />

Hindrängen <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie auf den Menschen<br />

etwa <strong>der</strong> Vorbote des Andrängens eines Angriffes? Eines Angriffes,<br />

dem wir gar nicht beliebig ausweichen können, den wir<br />

vielmehr aushalten müssen, wenn wir die Leitfrage wirklich fragen<br />

und nicht nur mit Fragen uns beschäftigen, d. h. mit solchem,<br />

was auf ihrem Wege gerade aufgegriffen werden kann?<br />

Wenn wir die Leitfrage wirklich fragen, sind wir, in ihr selbst<br />

verbleibend, d. h. sie als Grundfrage fragend, fragend dazu gedrängt,<br />

nach dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit und damit nach dem <strong>Wesen</strong> des<br />

Menschen zu fragen. Zeit und Mensch? Gewiß! Aber Zeit und<br />

Mensch, das ist doch nicht einerlei; <strong>der</strong> Mensch ist doch nicht bloß<br />

>Zeitmenschliche EigenschaftenErlebnis< <strong>der</strong> Zeit. Die Frage nach dem >Zeiterlebnis< ist eine<br />

psychologisch-anthropologische Frage, aber nicht die Frage nach<br />

dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit als solcher.<br />

Allein, wir vergessen bei allem: Wir fragen ja nicht so aufs<br />

Geratewohl nach <strong>der</strong> Zeit o<strong>der</strong> gar nach dem Zeiterlebnis, son<strong>der</strong>n<br />

wir müssen nach <strong>der</strong> Zeit fragen, weil und sofern das Sein

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