180 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem eine neue Erhellung <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>sverfassung ihres Gebietes. Wissenschaft und nur sie geht und muß ihrer eigenen Absicht nach auf Endgültigkeit gehen. Philosophie dagegen ist ständige Verwandlung - und das nicht etwa erst dadurch, daß ihre sogenannten Resultate sich än<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n dadurch, daß sie in sich, in ihrem Fragen und Erkennen ein Verwandeln ist. Um das zu sehen, gilt es, sich frei zu machen von Irrmeinungen, die sich gerade heute mehr denn je festgesetzt haben, und zwar deshalb, weil zeitweise die Gefahr bestand, die <strong>Wesen</strong>serkenntnis zur Angelegenheit einer lehr- und lernbaren Technik und zu Arbeitsprogrammen einer Schule zu machen, d. h. <strong>Wesen</strong>serkenntnis zur Angelegenheit einer Wissenschaft herabzusetzen. Die Mißdeutung des Grundcharakters <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>serkenntnis ist zum Teil verschuldet durch Kennzeichnungen <strong>der</strong>selben, die großen Mißverständnissen ausgesetzt sind, Kennzeichnungen, die sich ausdrücken in den beiden Titeln: <strong>Wesen</strong>sanalyse und <strong>Wesen</strong>sbeschreibung (Deskription). Analyse heißt Auflösen, Auseinan<strong>der</strong>legen. Aber <strong>Wesen</strong>sanalyse ist nicht Auflösung etwa gar einer Wortbedeutung in ihre Elemente, ist nicht Zerglie<strong>der</strong>ung eines Begriffs in Momente, die zufällig, ohne Ausweisung ihres Zusammenhangs und ihrer Notwendigkeit, in einem Begriff zusammengedacht sind. Analyse bestimmt sich hier aus <strong>der</strong> Aufgabe einer Analytik des <strong>Wesen</strong>s, die bereits Kant in einigen Hauptzügen erkannte und in seinen Werken befolgte. Analytik ist nicht Auflösen und Zerspalten in Stücke, son<strong>der</strong>n Auflockern des Zusammenhangs <strong>der</strong> Wissensstrukturen, d. h. Rückgang auf <strong>der</strong>en Einheit als den Ursprung <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung. Damit ist auch schon gesagt, daß solche Analyse nicht Beschreibung (!) ist, solange man darunter das aufzählende Abschil<strong>der</strong>n vorhandener Eigenschaften und Momente von einem Vorhandenen versteht. Die <strong>Wesen</strong>sbestimmung des <strong>Wesen</strong>s >Begebenheit< war keine solche >BeschreibungAbschil<strong>der</strong>n< ausgeschlossen. Was aber die Bezeichnung Deskription, Beschreibung, meint, wenn man den fatalen Ausdruck für die Art <strong>der</strong> <strong>Wesen</strong>serhellung überhaupt gebrauchen will, ist dieses: Das Beschreiben gilt für den vulgären Verstand doch als das bestimmende Verhalten, das ganz nur an das hin- und ausgegeben ist, was sich darbietet. In <strong>der</strong> Betonung des Beschreibungscharakters soll zum Ausdruck kommen die Notwendigkeit <strong>der</strong> Anmessung an das, was sich im <strong>Wesen</strong> als <strong>Wesen</strong> bietet. Aber die Frage ist: Wie bietet sich überhaupt <strong>Wesen</strong> und VVesenszusammenhang? Negativ: nicht so wie etwas Vorhandenes. Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> >Begebenheit
182 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem und Haltung sind an<strong>der</strong>s als bei jeglicher Deskription. Unser Fragezusammenhang for<strong>der</strong>t das Auf-das-Ganze-gehen, >unsan-die-Wurzel-gehenBegebenheit