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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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190 Kausalität und <strong>Freiheit</strong> als kosmologisches Problem<br />

In <strong>der</strong> »Kausalität aus <strong>Freiheit</strong>« kommt zum Ausdruck, daß<br />

<strong>Freiheit</strong> auf Kausalität orientiert ist. Aber hier erhebt sich nun<br />

sofort die Frage, was heißt Kausalität im Begriff <strong>der</strong> »Kausalität<br />

aus <strong>Freiheit</strong>«? Offenbar kann Kausalität nicht heißen: Kausalität<br />

nach <strong>der</strong> Natur aus <strong>Freiheit</strong>, weil ja gerade beide Kausalitäten<br />

(die nach <strong>der</strong> Natur und die aus <strong>Freiheit</strong>) einan<strong>der</strong><br />

entgegengesetzt, zwei »einan<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>wärtige Begriffe«7 sind.<br />

Kant kann also in dem Begriff <strong>der</strong> »Kausalität aus <strong>Freiheit</strong>«<br />

nur Kausalität in einem allgemeinen Sinne meinen, <strong>der</strong> sich<br />

dann je zur »Kausalität nach <strong>der</strong> Natur« und zur »Kausalität<br />

aus <strong>Freiheit</strong>« spezifiziert. Kant nennt die <strong>Freiheit</strong> »einen übersinnlichen<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong> Kausalität«, dem<br />

»praktische Vernunft ... Realität verschafft. «8<br />

a) Die Orientierung von Kausalität überhaupt an <strong>der</strong><br />

Kausalität <strong>der</strong> Natur.<br />

Zur Problematik <strong>der</strong> Kennzeichnung <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> als einer<br />

Art von Kausalität<br />

Was heißt Kausalität in dieser allgemeinen Bedeutung, gemäß<br />

<strong>der</strong> Kausalität bald solche <strong>der</strong> Natur, bald nach <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

ist? Wie und wo soll dieses allgemeine <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Kausalität<br />

bestimmt werden? Doch offenbar so, daß dabei nicht allein das<br />

<strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Naturkausalität, son<strong>der</strong>n ebensosehr bzw. ebensowenig<br />

die <strong>Freiheit</strong>skausalität maßgebend ist. Entwe<strong>der</strong> gibt es<br />

keine allgemeine und höhere Kategorie <strong>der</strong> Kausalität zu <strong>der</strong><br />

nach <strong>der</strong> Natur und aus <strong>Freiheit</strong>, o<strong>der</strong>, wenn es eine solche gibt.<br />

dann ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Kategorie grundsätzlich zweideutig:<br />

bloße Kategorie <strong>der</strong> Natur einerseits und schematisierte Kategorie,<br />

Schema, an<strong>der</strong>erseits. Dann entstehen aber erst recht<br />

Probleme: Wieso können reine Verstandesbegriffe maßgebende<br />

kategoriale Funktion für ein Seiendes (übersinnliches) haben?<br />

Welches ist hier die unschematische Darstellung und Erfüllung<br />

7 a.a.O., S. 111 (V, 170).<br />

R a.a.O., Vorrede, S. 9 (V, 9).<br />

§ 20. Zwei Arten <strong>der</strong> Kausalität 191<br />

bzw. warum ist eine solche hier nicht notwendig? Hat Kant<br />

diese Bestimmung des allgemeinen <strong>Wesen</strong>s <strong>der</strong> Kausalität irgendwo<br />

durchgeführt? Wenn nicht - setzt er am Ende doch<br />

einen allgemeinen Begriff von Kausalität an, <strong>der</strong> primär an<br />

<strong>der</strong> Natur gewonnen ist? Wenn ja - mit welchem Recht? Wenn<br />

ohne Recht - warum verfährt Kant so? Welche Auswirkung<br />

hat die kantische Orientierung am Kausalitätsproblem und<br />

den Kategorien überhaupt für das <strong>Freiheit</strong>sproblem?9 So<br />

drängt eine Frage die an<strong>der</strong>e. Die so aufkommende Fragwürdigkeit<br />

betrifft nicht etwa nur die kantische Behandlung des<br />

Problems, son<strong>der</strong>n sie führt auf eine Frage von grundsätzlicher<br />

Bedeutung. Das ist für uns allein entscheidend in <strong>der</strong> sachlichen<br />

Entfaltung des <strong>Freiheit</strong>sproblems.<br />

Wenn die Bestimmung <strong>der</strong> Kausalität überhaupt zunächst<br />

und ganz allgemein orientiert ist nach <strong>der</strong> Kausalität <strong>der</strong> Natur,<br />

wobei Natur Vorhandensein von Vorhandenem überhaupt<br />

meint - sei es physisch o<strong>der</strong> psychisch o<strong>der</strong> sonst wie -, dann<br />

ist damit das Ursachesein hinsichtlich seiner Seinsart vorgreifend<br />

für alles weitere charakterisiert als Vorhandensein. 'Wird<br />

nun Kausalität aus <strong>Freiheit</strong> im Lichte dieses allgemeinen Ursacheseins<br />

bestimmt, dann rückt die <strong>Freiheit</strong> und das Freisein<br />

selbst hinsichtlich seiner Seinsart in die Grundcharakteristik des<br />

Vorhandenseins. Nun ist aber <strong>Freiheit</strong> die Grundbedingung<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> handelnden Person als sittlich handeln<strong>der</strong>.<br />

Die Existenz des Menschen ist daher durch die Kennzeichnung<br />

<strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong> als Kausalität - obzwar als einer Art von Kausalität<br />

- eben doch grundsätzlich als Vorhandensein aufgefaßt<br />

und damit völlig ins Gegenteil verkehrt.<br />

Nun könnte man sagen: Kant will doch offensichtlich durch<br />

die Betonung <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit <strong>der</strong> Kausalität aus <strong>Freiheit</strong><br />

9 Gebraucht Kant die Kategorie <strong>der</strong> Kausalität für die Kategorie <strong>der</strong><br />

Natur? O<strong>der</strong> wovon? Was besagt hier Kategorie uberhaupt? Was heißt<br />

das dann? Ein reiner Verstandesbegriff >Natur< ohne Zeitbezogenheit wäre<br />

nicht schematisiert. Was heißt dann >Kausalität

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