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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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118 Die Ausarbeitung <strong>der</strong> Leitfrage <strong>der</strong> Metaphysik<br />

Art. Warum stellt sich selbst nicht einmal die Möglichkeit solcher<br />

Erfahrung ein, wo jetzt doch die ganze Fragwürdigkeit <strong>der</strong><br />

Leitfrage sich entfesselt hat zur Grundfrage? Weil wir nur gezeigt<br />

haben, daß die Leitfrage auf die Grundfrage führt, und<br />

weil wir diese selbst nur wie<strong>der</strong> als etwas Vorhandenes stehen<br />

ließen, wie vordem die Leitfrage, als wir sie so einfach aufgriffen.<br />

Die Grundfrage kennen heißt noch nicht, sie fragen. Im Gegenteil,<br />

je weiter unsere Kenntnis vordringt, je ursprünglichere<br />

Fragen wir kennenlernen, umso stärker wird <strong>der</strong> Schein, als sei<br />

die Kenntnis <strong>der</strong> Frage schon das Fragen. Umgekehrt, je ursprünglicher<br />

die gekannte Frage wird, umso verbindlicher wird<br />

das Fragen für uns.<br />

So hebt angesichts <strong>der</strong> Grundfrage alles von neuem an. Wollen<br />

wir sie wirklich fragen, dann müssen wir uns darüber klar<br />

werden, wonach wir dabei im Grunde fragen müssen und wie<br />

wir zu fragen haben. Verkürzt lautet die Formel: Sein und Zeit.<br />

Die Frage geht nach dem> UndUnd< ist <strong>der</strong> Titel tür eine ursprüngliche Zusammengehörigkeit<br />

von Sein und Zeit aus dem Grunde ihres<br />

<strong>Wesen</strong>s.<br />

Wir fragen we<strong>der</strong> nach dem Sein allein, noch nach <strong>der</strong> Zeit<br />

allein. Wir fragen auch nicht sowohl nach dem Sein als auch nach<br />

<strong>der</strong> Zeit, son<strong>der</strong>n wir fragen nach ihrer inneren Zusammengehörigkeit<br />

und nach dem, was daraus entspringt. Die Zusammengehörigkeit<br />

bei<strong>der</strong> erfahren wir aber nur im Durchgang durch ihr<br />

bei<strong>der</strong>seitiges <strong>Wesen</strong>. Also müssen wir zunächst fragen: Was ist<br />

das <strong>Wesen</strong> des Seins? Und dann: Was ist das <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit?<br />

Allein, die Auseinan<strong>der</strong>faltung <strong>der</strong> Leitfrage ergab schon, daß<br />

die Frage: Was ist das Sein?, in sich selbst auf die Frage nach <strong>der</strong><br />

Zeit führt, sofern eben Sein aus <strong>der</strong> Zeit verstanden wird, wenn<br />

§ 11. Die Grundfrage <strong>der</strong> Philosophie 119<br />

an<strong>der</strong>s man nicht bestreiten will, daß Beständigkeit und Anwesenheit<br />

irgendwie zeithafte Charaktere sind. Wir sind also schon<br />

auf die Zusammengehörigkeit von Sein und Zeit gestoßen. Sie<br />

bekundet sich jetzt deutlicher darin, daß wir im Fragen nach<br />

dem <strong>Wesen</strong> des Seins zum Fragen nach dem <strong>Wesen</strong> <strong>der</strong> Zeit getrieben<br />

werden.<br />

Wonach fragen wir da, wenn wir nach <strong>der</strong> Zeit fragen? Die<br />

Zeit - wir nennen sie meist zusammen mit etwas an<strong>der</strong>em, dem<br />

Raum, wie die Schwester zu diesem. In jedem Fall ist Zeit nicht<br />

Raum und umgekehrt. Wenn wir also nach Sein und Zeit fragen,<br />

Sein aber doch die weiteste Bestimmung ist, die alles, was ist und<br />

möglich ist, umgreift, dann wird diese weiteste Bestimmung dabei<br />

auf etwas bezogen, was nur etwas ist neben an<strong>der</strong>em, z. B.<br />

neben dem Raum. Warum heißt es nicht ebensosehr Sein und<br />

Raum? Zumal wenn wir bedenken und erinnern an den alltäglichen<br />

Seinsbegriff und seinen übergang in die Philosophie. Anwesenheit,<br />

das Vorhandene - da ist doch das Sein des Vorhandenen<br />

als solchen nicht nur durch das Jetzt, son<strong>der</strong>n auch durch<br />

das >Hier< bestimmt als Her-gestelltheit, Da-stehendheit. Darin<br />

liegt das Hierher, Dahin, welches räumliche Charaktere sind.<br />

Diese räumlichen Charaktere scheinen sogar die betonten zu sein,<br />

was überdies auch in <strong>der</strong> merkwürdigen Entgegnung des Dionysodoros<br />

im »Euthydemos« zum Ausdruck kommt. In jedem Falle<br />

ist die Zuspitzung des Seinsproblems auf den Zusammenhang<br />

von Sein und Zeit eine Verengung <strong>der</strong> ursprünglichen Weite <strong>der</strong><br />

Frage. Zeit hat nicht dieselbe Universalität wie das Sein. Dies<br />

ist näher besehen nur eine, wenngleich zunächst einleuchtende<br />

Behauptung. Sie entspringt <strong>der</strong> gewöhnlichen Auffassung <strong>der</strong><br />

Zeit, die in <strong>der</strong> üblichen Zusammenstellung mit dem Raum<br />

(Raum und Zeit) zum Ausdruck kommt.

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