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Vom Wesen der menschlichen Freiheit. Einleitung ... - gesamtausgabe

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58 Die Leitfrage <strong>der</strong> Philosophie und ihre Fraglichkeit<br />

dem überhaupt nie in Bewegung sein kann. Was ruht, ist in Bewegung,<br />

d. h. ZUIll Sein des Ruhenden gehört Beweglichkeit.<br />

Das Sein des betreffenden Seienden, des dastehenden, vorhandenen<br />

Stuhles, kann daher nicht zum Problem gemacht werden,<br />

ohne auf Beweglichkeit, d. h. Bewegtheit, ohne auf das <strong>Wesen</strong><br />

von Bewegung einzugehen. Wo umgekehrt das <strong>Wesen</strong> von Bewegung<br />

zum Problem gemacht wird, da hält sich das Fragen in<br />

<strong>der</strong> nächsten Nähe <strong>der</strong> Frage nach dem Sein. Wo über das VVesen<br />

<strong>der</strong> Bewegung etwas gefragt wird, da muß das Sein zur Sprache<br />

kommen. Wenn auch nicht ausdrücklich thematisch, es muß vom<br />

Sein gesprochen werden.<br />

So steht es bei Aristoteles, von dem bereits gesagt wurde, daß<br />

er zum ersten Mal das Problem <strong>der</strong> Bewegung ergriffen und wesentlich<br />

von <strong>der</strong> Stelle gebracht habe. Dies allerdings so, daß er<br />

trotzdem den inneren verborgenen Zusammenhang mit dem<br />

Seinsproblem we<strong>der</strong> überhaupt sah noch begriff. Aber er verstand:<br />

Wenn das In-Bewegung-sein eine Bestimmung <strong>der</strong> Naturdinge<br />

und des Seienden überhaupt ist, dann bedarf das <strong>Wesen</strong><br />

<strong>der</strong> Bewegung einer Erörterung.<br />

Diese Erörterung hat Aristoteles durchgeführt in einer großen<br />

Vorlesung, die uns überliefert ist und die man kurz betitelt mit<br />

»Physik«. Dieses Wort ist aber nicht gleichzustellen mit dem<br />

modemen Begriff <strong>der</strong> >Physikweißfärbig< in Rotfärbung,<br />

o<strong>der</strong> aber als ein Rotgefärbtwerden <strong>der</strong> Kreide. In<br />

diesem Falle wird nicht das Weiße zum Rot, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong><br />

weißen Kreide wird eine rote, nicht einfach ein 'tOÖE ytYVEaf}m<br />

('tME) aAAO. xut EX 'tOUÖE ... 2, nicht ist etwa aus <strong>der</strong> Kreide eine<br />

rote geworden. Bei <strong>der</strong> YEVE(Jt~ EX 'ttVO~ Et~ 'tt haben wir ein Dreifaches,<br />

das zur inneren Ermöglichung gehört: VitO/LEVOV, das was<br />

beim Umschlag sich - unter ihm durch gleichsam - durchhält,<br />

darunter bleibt. Dieses aber, die Kreide, <strong>der</strong> Zählung nach ein<br />

einziges Ding, ist ihrem Aussehen nach zweifaches ciöo~: In<br />

ihrem Aussehen liegt erstens das Kreide-sein, wozu nicht notwendig<br />

das Weißsein gehört, und zweitens dieses Weißsein<br />

selbst. Beide fallen nicht zusammen und beide müssen verschieden<br />

sein, wenn ein Umschlag möglich sein soll, <strong>der</strong> als übergang<br />

immer übergeht zu etwas, was vom Ausgang verschieden<br />

ist und irgendwie dagegen liegt, solches, was das Übergehende<br />

VOr dem übergang nicht ist: a'teQ'Y]at~. So gehört zu einer<br />

YEvE(Jt~ im vollen Sinne dieses Dreifache: 1. vrrO~tEVOV, Q. döo~,<br />

3. a'tEQ'Y]at~. Mit Q und 3 sind EVUV'tlU genannt. Denn xat bljAOV<br />

Ea'ttv Ö'tL bei: VitOXELaf}m 'tt 'tOL~ EVUV'tlOt~ xut 'tU.VUV'tlU Mo etvm. 3 Also<br />

drei aQXu[ : vrrO/LEVOv und Gegensatz, weil seine zwei Glie<strong>der</strong><br />

1 Vgl. bes. Arist., Physica (Prantl). Leipzig (Teubner) 1879. I, 7.<br />

2 a.a.O., 1 7,190 a 6.<br />

3 a.a.O., 17, 191 a 4 f.

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