KurzinformationenKurzinformationen - LUGV - Brandenburg.de
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auf. Wegen <strong>de</strong>r teilweise beachtlichen Konzentrationsgradienten<br />
sollte das Eintragspotential von Arzneimittelwirkstoffen<br />
aus Deponien in Grund- und<br />
Oberflächenwasser auch unabhängig von Frachtberechnungen<br />
prinzipiell als nicht vernachlässigbar eingeschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Daraus ergibt sich für Deponien<br />
mit Sickerwassererfassung die Notwendigkeit, bei<br />
<strong>de</strong>ssen Behandlung die Arzneimittelwirkstoffe möglichst<br />
quantitativ zu entfernen. Für ungesicherte Deponien<br />
sollte <strong>de</strong>shalb ein Austreten dieser Stoffe in<br />
das Grundwasser durch Sicherungsmaßnahmen verhin<strong>de</strong>rt<br />
sowie im Grundwasserabstrom ein Monitoring<br />
für die Wirkstoffe durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die sich in<br />
größeren Mengen im Deponiesickerwasser fin<strong>de</strong>n.<br />
• Mögliche Einflussfaktoren auf die Sickerwasserkonzentration<br />
Die letztendlich im Deponiesickerwasser ermittelte<br />
Arzneimittelwirkstoffkonzentration ist offensichtlich<br />
durch das Zusammenwirken mehrerer Einzelfaktoren<br />
<strong>de</strong>terminiert. So ist ohne weiteres naheliegend, dass<br />
die Verkaufsmenge eines Wirkstoffs (und damit die<br />
dieser in erster Näherung proportionale <strong>de</strong>ponierte<br />
Abfallmenge) eine bestimmen<strong>de</strong> Einflussgröße sein<br />
kann. Dabei sind je nach Deponiealter u.U. auch Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Verordnungsspektrum zu berücksichtigen.<br />
Eine zweite wichtige Einflussgröße ist die stoffspezifische<br />
Mobilität, also das Bestreben eines Wirkstoffes,<br />
mit <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rschlagswasser aus <strong>de</strong>m Deponiekörper<br />
durch die darunter liegen<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nschichten<br />
in das Grundwasser transportiert zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine grobe Charakterisierung <strong>de</strong>r Mobilität<br />
kann durch die chemisch-physikalischen Stoffparameter<br />
Wasserlöslichkeit sowie <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Sorptionsvermögen<br />
an organischer Matrix korrelieren<strong>de</strong>n<br />
Oktanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten log P ow erfolgen.<br />
Eine dritte wichtige Einflussgröße ist die Sickerwassermenge,<br />
die ihrerseits maßgeblich durch die Nie<strong>de</strong>rschlagsintensität<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n dürfte.<br />
Weiterhin sollten die wegen <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Prozesse<br />
schwer zu charakterisieren<strong>de</strong>n Parameter Metabolisierung<br />
und Persistenz <strong>de</strong>r Wirkstoffe im Deponiekörper<br />
die Sickerwasserkonzentration beeinflussen.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>s Einflussfaktors Verkaufsmenge kann<br />
mit einigen Ausnahmen festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass die<br />
Mehrzahl <strong>de</strong>r in diesem Zusammenhang betrachteten<br />
Pharmaka zumin<strong>de</strong>st grob <strong>de</strong>r positiven Korrelation<br />
von Verkaufsmenge und Sickerwasserkonzentration<br />
folgt.<br />
Ebenfalls mit einigen Ausnahmen erhöhen sich die<br />
Sickerwasserkonzentrationen ten<strong>de</strong>nziell mit <strong>de</strong>r<br />
Wasserlöslichkeit <strong>de</strong>s Wirkstoffes. Die Ausnahmen<br />
von dieser Regel sind oft darin begrün<strong>de</strong>t, dass es<br />
verschie<strong>de</strong>ne Applikationsformen eines Wirkstoffes<br />
mit unterschiedlichen physikalischen-chemischen Eigenschaften<br />
gibt.<br />
Bei Betrachtung <strong>de</strong>s Einflussfaktors Sickerwassermenge<br />
wird <strong>de</strong>utlich, dass sich die Konzentration <strong>de</strong>r<br />
Arzneimittelwirkstoffe im Sickerwasser mit <strong>de</strong>r<br />
Sickerwassermenge erhöht. Offensichtlich wer<strong>de</strong>n<br />
unter diesen Bedingungen aus einem in <strong>de</strong>r Deponie<br />
reichlich vorhan<strong>de</strong>nen Wirkstoff<strong>de</strong>pot dann größere<br />
Wirkstoffmengen eluiert.<br />
Insgesamt belegen die durchgeführten Untersuchungen,<br />
dass die Konzentration von Arzneimittelwirkstoffen<br />
im Deponiesickerwasser durch die alleinige Betrachtung<br />
einzelner Einflussfaktoren nicht befriedigend<br />
erklärt wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn in komplexer Art<br />
und Weise von solchen Faktoren wie <strong>de</strong>r Verkaufsmenge<br />
(und damit <strong>de</strong>r Präsenz im Abfallspektrum),<br />
von stoff- und milieuspezifischen Eigenschaften, welche<br />
die Mobilität und die Persistenz bestimmen, sowie<br />
vom Sickerwasserdargebot <strong>de</strong>terminiert wer<strong>de</strong>n.<br />
• Wirkungen und Umweltverhaltensmuster ausgewählter,<br />
im Deponiesickerwasser nachgewiesener<br />
Arzneimittelwirkstoffe auf die Gewässerbiozönose<br />
Auf ungesicherten Deponien abgelagerte Arzneimittelwirkstoffe<br />
können durch Auswaschung mit <strong>de</strong>m<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagswasser in das Grundwasser und von<br />
dort durch Austausch in Oberflächengewässer gelangen.<br />
Möglich ist, zumin<strong>de</strong>st bei Starkregenereignissen,<br />
unter ungünstigen Umstän<strong>de</strong>n auch ein Eintrag<br />
in nahegelegene Gewässer durch direkten<br />
Oberflächenabfluss. Eine quantitative Bewertung<br />
eventueller Risiken für aquatische Ökosysteme<br />
durch Arzneimittelwirkstoffe, die aus Deponien ausgetragen<br />
wer<strong>de</strong>n, ist aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n<br />
äußerst schwierig. Einerseits wäre dazu eine genaue<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r ausgetragenen Wirkstofffracht erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
die, wie bereits dargestellt, <strong>de</strong>poniespezifisch<br />
aus einer komplexen Matrix von Einflussfaktoren<br />
unter zusätzlicher Berücksichtigung <strong>de</strong>r hydrologischen<br />
Gegebenheiten ermittelt wer<strong>de</strong>n müsste.<br />
An<strong>de</strong>rerseits existieren für viele Wirkstoffe immer<br />
noch zu wenige geeignete Wirkungswerte für<br />
Schlüsselorganismen aquatischer Lebensgemeinschaften,<br />
beson<strong>de</strong>rs hinsichtlich <strong>de</strong>r chronischen Toxizität<br />
sowie bezüglich eventueller Kombinationswirkungen.<br />
Zu möglichen Wirkungen von Arzneimitteln<br />
auf die Grundwasserbiozönose ist die Datenlage<br />
noch weitaus spärlicher.<br />
Literatur Seite 200<br />
UMWELTDATEN BRANDENBURG 2007<br />
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