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KurzinformationenKurzinformationen - LUGV - Brandenburg.de

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Dennoch sollen nachfolgend einige ausgewählte Arzneimittelwirkstoffe/<br />

Wirkstoffgruppen, die in diesem<br />

Untersuchungsprogramm in <strong>de</strong>n Deponiesickerwasserproben<br />

nachgewiesen wur<strong>de</strong>n, bezüglich ihrer<br />

<strong>de</strong>rzeit bekannten Wirkungen und Umweltverhaltensmuster<br />

im aquatischen Ökosystem kurz beschrieben<br />

war<strong>de</strong>n:<br />

Diclofenac<br />

In ersten Studien zur chronischen Toxizität gegenüber<br />

aquatischen Crustaceen und Fischen erwies sich Diclofenac<br />

als relativ wenig toxisch, <strong>de</strong>nn unterhalb von 1.000 µg/l<br />

waren keine Wirkungen feststellbar. In einer neueren Studie<br />

wur<strong>de</strong> festgestellt, dass Diclofenac ab einer (nahezu<br />

umweltrelevanten!) Konzentration von 1 µg/l das Lebergewebe<br />

<strong>de</strong>r Regenbogenforellen verän<strong>de</strong>rt. Ab einer Konzentration<br />

von 5 µg/l treten bei Regenbogenforellen auch Gewebsverän<strong>de</strong>rungen<br />

bzw. -schädigungen an Nieren und<br />

Kiemen auf. Inwieweit diese Verän<strong>de</strong>rungen Auswirkungen<br />

auf die Population und das Ökosystem haben, bedarf noch<br />

einer weiteren Klärung. Diclofenac gilt als biologisch nicht<br />

leicht abbaubar und sollte bei einem log P ow von 4,51 als<br />

Diclofenac ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s, als Diclofenac-Na (log P ow =<br />

0,70) ein geringes Akkumulationspotenzial im aquatischen<br />

Organismus aufweisen. Entsprechend <strong>de</strong>r Einstufung nach<br />

Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) wirkt Diclofenac-Na<br />

schädlich auf Wasserorganismen und kann in Gewässern<br />

langfristig schädliche Wirkungen entfalten (R-Sätze 52/53).<br />

Ibuprofen<br />

Akuttoxische Wirkungen von Ibuprofen gegenüber Algen,<br />

Bakterien und Daphnien sind im unteren, gegenüber Fischen<br />

im mittleren mg/l-Bereich feststellbar und weisen auf<br />

eine vorhan<strong>de</strong>ne aquatische Toxizität hin. Ein log P ow von<br />

3,97 lässt ein merkliches Bioakkumulationspotenzial erwarten.<br />

Ibuprofen wird nach <strong>de</strong>r GefStoffV als umweltgefährlich<br />

mit <strong>de</strong>n R-Sätzen 51/53 (giftig für Wasserorganismen,<br />

kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen<br />

haben) eingestuft. Der Stoff gilt als biologisch leicht<br />

abbaubar und unterliegt ebenfalls einem photochemischen<br />

Abbau.<br />

Carbamazepin<br />

Carbamazepin wird nach <strong>de</strong>m Eintrag in ein Oberflächengewässer<br />

teilweise ins Sediment verlagert und besitzt gegenüber<br />

Algen und Crustaceen eine geringe Akuttoxizität<br />

(EC 50-Werte im Bereich von 50 – 150 mg/l). Auf aquatische<br />

Crustaceen wirkt Carbamazepin in chronischen Studien<br />

toxisch (ab 25 µg/l) und auf Fische gering toxisch. Es<br />

gibt ferner Untersuchungen, die auf eine additive Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Daphnientoxizität von Carbamazepin in Kombination<br />

mit Clofibrinsäure hinweisen. Bei einem log P ow von 2,45<br />

ist von einem geringen bis mäßigem Akkumulationspotential<br />

im aquatischen Organismus auszugehen.<br />

Clofibrinsäure<br />

Die aus chronischen Studien zur aquatischen Ökotoxizität<br />

an Crustaceen und Fischen vorliegen<strong>de</strong>n Wirkungsdaten<br />

194 FACHARTIKEL Medien- und fachübergreifen<strong>de</strong>r Umweltschutz<br />

(oberer µg/l-Bereich) zeigen eine mäßige Toxizität an. Empfindlicher<br />

(ab 246 µg/l] reagieren Rotiferen auf Clofibrinsäure.<br />

Bemerkenswert ist auch die offensichtlich höhere<br />

Crustaceen-Toxizität <strong>de</strong>r ursprünglichen Verbindung, <strong>de</strong>s<br />

Clofibrats, das schon ab 10 µg/l die Reproduktion von Daphnia<br />

magna beeinflusst. Aufgrund seiner Persistenz und<br />

Mobilität ist dieser Stoff bisher sowohl im Oberflächenwasser<br />

als auch im Grund- und Trinkwasser nachgewiesen<br />

wor<strong>de</strong>n. Säulenversuche zur Ermittlung <strong>de</strong>s Transportverhaltens<br />

im Grundwasser zeigen, dass Clofibrinsäure im Bo<strong>de</strong>n<br />

praktisch nicht zurückgehalten wird.<br />

Iodierte Röntgenkontrastmittel (Iopromid, Iomeprol, Iopamidol,<br />

Amidotrizoesäure)<br />

Die iodierten Röntgenkontrastmittel sind bestimmungsgemäß<br />

inert und in <strong>de</strong>r applizierten Form gut wasserlöslich.<br />

Wegen ihrer hydrophilen Eigenschaften, <strong>de</strong>r geringen Adsorbierbarkeit<br />

und <strong>de</strong>s geringen Bio- und Geoakkumulationspotentials<br />

wer<strong>de</strong>n diese Stoffe bei <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npassage<br />

kaum zurückgehalten. Dies kann langfristig zu einem Eintrag<br />

ins Grundwasser führen. Ökotoxische Wirkungen auf<br />

Algen, Daphnien und Fische konnten in Akuttests bisher<br />

auch weit über <strong>de</strong>n umweltüblichen Konzentrationen nicht<br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Dennoch muss, auch aus Vorsorgegrün<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r Eintrag von <strong>de</strong>rartig langlebigen Substanzen<br />

in die Umwelt minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Antibiotika (Clarithromycin, Roxithromycin, Erythromycin<br />

Trimethoprim, Sulfmethoxazol, Sulfadimidin, Sufadiazin)<br />

Antibiotika wirken in <strong>de</strong>r aquatischen Umwelt gegenüber<br />

Fischen (Roxithromycin), Daphnien (Erythromycin, Sulfadiazin)<br />

und Algen (Trimethoprim) in akuten Tests gering toxisch<br />

(EC 50 im unteren bis mittleren mg/l-Bereich). Die<br />

empfindlichsten Organismen <strong>de</strong>r aquatischen Biozönose<br />

gegenüber Antibiotika-Wirkungen stellen entsprechend<br />

<strong>de</strong>s bestimmungsgemäßen Verwendungszwecks zur Infektionsbekämpfung<br />

die Bakterien dar. So wird beispielsweise<br />

das Wachstum <strong>de</strong>s Cyanobakteriums Mycrocystis<br />

aeruginosa durch Sulfadiazin schon ab 135 µg/l zu 50 %<br />

gehemmt. Untersuchungen zur Reproduktion von Daphnien<br />

während einer Exposition gegenüber Sulfadiazin über<br />

21 Tage weisen auf eine eher geringe chronische Toxizität<br />

hin (EC 10: 8,8 mg/l. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Bioakkumulationsten<strong>de</strong>nz<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich die Makrolid-Antibiotka<br />

(Clarithromycin, Roxithromycin, Erythromycin), bei <strong>de</strong>nen<br />

ein gewisses Akkumulationspotenzial zu erwarten ist, <strong>de</strong>utlich<br />

von <strong>de</strong>n Sulfonami<strong>de</strong>n (Sulfmethoxazol, Sulfadimidin,<br />

Sulfadiazin), die über eine bessere Wasserlöslichkeit verfügen<br />

und somit kaum zur Bioakkumulation neigen. Einige<br />

Antibiotika, wie z.B. für Sulfmethoxazol, erwiesen sich in<br />

einem Standardtest zur biologischen Abbaubarkeit (OECD<br />

301 D) als biologisch nicht leicht abbaubar. Eine Gefahr<br />

durch die Präsenz von Antibiotika in <strong>de</strong>r Umwelt - auch und<br />

gera<strong>de</strong> in geringen Konzentrationen- besteht in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung und Stabilisierung therapieresistenter<br />

Bakterienstämme. Deshalb sind Einträge von Antibiotika<br />

in die Umwelt, insbeson<strong>de</strong>re wenn sie, wie aus Depo-

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