KurzinformationenKurzinformationen - LUGV - Brandenburg.de
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nien, ohne Nutzen für die Menschen erfolgen, strikt zu minimieren.<br />
• Mögliche Wirkungen auf <strong>de</strong>n Menschen<br />
Die Möglichkeit, dass aus nicht gesicherten Deponien<br />
Arzneimittelwirkstoffe in das Grund- bzw. Oberflächenwasser<br />
gelangen können legt die Frage nahe,<br />
inwieweit auch das aus diesen gewonnene Trinkwasser<br />
mit (zumin<strong>de</strong>st anteilig aus Deponien stammen<strong>de</strong>n)<br />
Arzneistoffen belastet sein kann.<br />
In <strong>de</strong>r Literatur wird an verschie<strong>de</strong>nen Stellen über<br />
Arzneimittelmessbefun<strong>de</strong> im Trinkwasser im unteren<br />
ng/l-Bereich berichtet. Eine grobe Abschätzung <strong>de</strong>r<br />
humantoxikologischen Relevanz <strong>de</strong>r im Trinkwasser<br />
ermittelten Arzneimittelkonzentrationen ist in <strong>de</strong>r Literatur<br />
dargestellt. Dabei konnten auf Basis <strong>de</strong>r mit<br />
<strong>de</strong>m Trinkwasser aufgenommenen Tagesdosen im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n niedrigsten therapeutischen Tagesdosen<br />
<strong>de</strong>r Arzneimittelwirkstoffe keine Anhaltspunkte<br />
für akute pharmakologische Wirkungen durch <strong>de</strong>n<br />
Trinkwasserkonsum (3 l/d) abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ebenso lässt ein Vergleich <strong>de</strong>r über 100 Jahre mit<br />
<strong>de</strong>m Trinkwasser aufgenommenen Wirkstoffdosen<br />
mit <strong>de</strong>r therapeutischen Dosis bei bestimmungsgemäßer<br />
einjähriger Einnahme eines Arzneimittels<br />
keine begrün<strong>de</strong>te Annahme therapeutischer Wirkungen<br />
über einen langen Zeitraum (etwa durch Akkumulation<br />
im menschlichen Körper) zu. In <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen wird auch bei 70-jährigem Trinkwasserkonsum<br />
mit <strong>de</strong>n im Trinkwasser ermittelten maximalen Wirkstoffkonzentrationen<br />
nicht einmal eine einzige minimale<br />
Tagesdosis erreicht.<br />
Allerdings fehlen <strong>de</strong>rzeit Erfahrungen für <strong>de</strong>n Menschen<br />
über das Zusammenwirken mehrerer Pharmaka<br />
in sehr niedrigen Konzentrationen über längere<br />
Zeiträume. Weiterhin sind z.B. spezielle Wirkungen<br />
wie die Beeinflussung <strong>de</strong>s Hormonsystems und das<br />
Problem <strong>de</strong>r Verbreitung von Antibiotikaresistenzen<br />
noch nicht ausreichend erforscht. Aber auch allein<br />
vom hygienischen Standpunkt ohne eine explizite<br />
Wirkungsbetrachtung sind Arzneimittelwirkstoffe im<br />
Trinkwasser als unerwünscht anzusehen und <strong>de</strong>shalb<br />
zu vermei<strong>de</strong>n bzw. zu minimieren.<br />
• Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
Die durchgeführten Deponiesickerwasseruntersuchungen<br />
haben gezeigt, dass aus Siedlungsabfall<strong>de</strong>ponien<br />
im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> verschie<strong>de</strong>ne Arzneimittelwirkstoffe<br />
in zum Teil beachtlichen Konzentrationen<br />
mit <strong>de</strong>m Sickerwasser ausgetragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren aquatischen Umweltkompartimenten<br />
in Deponiesickerwässern nachgewiesenen<br />
hohen Wirkstoffkonzentrationen weisen<br />
auf einen nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong>n Beitrag dieser<br />
Eintragsquelle in die Umwelt hin. Daraus, sowie aus<br />
<strong>de</strong>r Tatsache, dass für diese biologisch hochaktiven<br />
Stoffe negative Wirkungen auf Nichtzielorganismen<br />
in nachgelagerten aquatischen Ökosystemen im Bereich<br />
umweltrelevanter Konzentrationen teilweise bereits<br />
nachgewiesen wur<strong>de</strong>n (siehe Beispiel Diclofenac)<br />
und in an<strong>de</strong>ren Fällen nicht ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n können, kann generell die Notwendigkeit einer<br />
Implementierung dieser Stoffgruppe in die<br />
Grundwasserüberwachung <strong>de</strong>ponienaher Beprobungsstandorte<br />
abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Ein <strong>de</strong>rartiges<br />
Grundwassermonitoring ist ebenfalls erfor<strong>de</strong>rlich und<br />
geeignet, um <strong>de</strong>n Austrag von Arzneimitteln und ein<br />
dadurch für das Umfeld eines Deponiestandortes<br />
möglicherweise vorhan<strong>de</strong>nes Risiko zu quantifizieren<br />
o<strong>de</strong>r gegebenenfalls auch auszuschließen sowie an<strong>de</strong>rerseits<br />
auch zusätzliche Sicherungsmaßnahmen<br />
zu begrün<strong>de</strong>n. Art und Menge <strong>de</strong>r aus Deponien ausgetragenen<br />
Arzneimittelwirkstoffe wer<strong>de</strong>n durch eine<br />
komplexe Matrix von Einflussfaktoren bestimmt. Aus<br />
<strong>de</strong>n Erkenntnissen dieser Studie empfehlen wir, min<strong>de</strong>stens<br />
die folgen<strong>de</strong>n Arzneimittelwirkstoffe in das<br />
Überwachungsprogramm für <strong>de</strong>ponienahe Grundwasserpegel<br />
aufzunehmen: Phenazon, Diclofenac<br />
und Ibuprofen aus <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Schmerzmittel/Antiphlogistika,<br />
Sotalol, Metoprolol und Propranolol aus<br />
<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Betablocker, Sulfadiazin, Sulfamethazin<br />
und Roxithromycin aus <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Antibiotika,<br />
Amidotrizoesäure und Iopromid aus <strong>de</strong>r<br />
Gruppe <strong>de</strong>r Röntgenkontrastmittel sowie <strong>de</strong>n Blutfettsenkermetaboliten<br />
Clofibrinsäure und das Antiepileptikum<br />
Carbamazepin.<br />
Eine weitere Konsequenz aus dieser Untersuchung<br />
zielt auf eine konsequentere Umsetzung von Vermeidungs-<br />
bzw. Vermin<strong>de</strong>rungsstrategien hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>s Entstehens von Medikamentenabfällen<br />
ab. Hierzu zählen u.a. eine weitere För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Gesundheitsprävention zur Vermeidung von Erkrankungen<br />
(und somit von Verordnungen) durch die<br />
Krankenkassen und <strong>de</strong>ren Inanspruchnahme durch<br />
die (potenziellen) Patienten, eine Optimierung <strong>de</strong>r<br />
verordneten Packungsgrößen nach <strong>de</strong>m Bedarf <strong>de</strong>r<br />
Patienten sowie eine Vermeidung von Fehlverordnungen<br />
(z.B. Antibiotika bei Virusinfektionen) durch<br />
die Ärzte. Weiterhin sollten finanzielle Rabattanreize<br />
<strong>de</strong>r Pharmaindustrie beim Kauf von Großpackungen,<br />
bei <strong>de</strong>nen eine Einzeldosis in <strong>de</strong>r Regel am preiswertesten<br />
ist, überdacht wer<strong>de</strong>n. Ferner ist von <strong>de</strong>n<br />
Apotheken eine vermehrte Inanspruchnahme <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Rückführungs- und Verwertungssysteme<br />
für bei ihnen von <strong>de</strong>n Patienten abgegebene Altarzneimittel<br />
zu for<strong>de</strong>rn.<br />
Beson<strong>de</strong>rer Dank gilt im Lan<strong>de</strong>sumweltamt Nordrhein-Westfalen<br />
Frau Brausen und Herrn Reupert für<br />
die in Amtshilfe durchgeführte umfangreiche Arzneimittelanalytik.<br />
UMWELTDATEN BRANDENBURG 2007<br />
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