Deckblatt - Deutsches Jugendinstitut e.V.
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Abschlussbericht KOSA – Kooperation von Schule mit außerschulischen Akteuren<br />
Dr. Heinz-Jürgen Stolz<br />
V Fachpolitische Interpretationsmöglichkeiten<br />
und weiterer Forschungsbedarf<br />
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war in einem ersten Schritt die Re-<br />
konstruktion von in der Kooperation von Schule und außerschulischen Akteuren<br />
typischerweise entstehenden – also kulturell und institutionell bedingten – Akteurs-<br />
perspektiven. In einem weiteren Analyseschritt ging es anschließend darum, ob<br />
und inwiefern sich diese Akteursperspektiven zu Ansätzen einer neuen Unterrichts-<br />
und Kooperationskultur an den sich öffnenden Schulen verdichten. Kooperation<br />
fungierte im Forschungsdesign dabei nicht als Selbstzweck, sondern<br />
wurde auf ihren Beitrag zur Erreichung der BMBF-Entwicklungsziele als normativ-fachpolitischem<br />
Bezugspunkt hin analysiert.<br />
Abschließend werden im Folgenden die erzielten Forschungsergebnisse thesenförmig<br />
zugespitzt und wird weiterer Forschungsbedarf fokussiert.<br />
These 1: Fachpolitisch muss beim Zugang zu ganztägigen Angeboten das Primat der Betreuung<br />
durch jenes der Bildung abgelöst werden, was nicht zuletzt im Hinblick auf den individuellen<br />
wie auch auf den milieuspezifischen Zugang zu Ganztagsplätzen zu gewährleisten ist.<br />
Hinsichtlich eines möglicherweise sozial selektiven Zugangs zu Ganztagsangeboten<br />
geht es um die Gewährleistung eines komplett kostenfreien Ganztagsangebots,<br />
einschließlich eines warmen Mittagessens. Die stigmatisierenden Wirkungen<br />
eines herkunfts- und einkommensabhängigen Zugangs zum Angebot werden in<br />
der vorliegenden Untersuchung vor allem von den Lehrkräften stark unterschätzt,<br />
von Kindern und Eltern hingegen deutlich artikuliert. Die Argumentation, der<br />
Staat dürfe mit einer durchgehenden Subventionierung – etwa der Schulspeisung<br />
– nicht am Ende noch einkommensstarke Familien finanziell entlasten, erscheint<br />
ordnungspolitisch fragwürdig. Für einen entsprechenden sozialen Ausgleich sind<br />
z.B. das Einkommens- und Vermögenssteuerrecht heranzuziehen, aber ganz sicher<br />
nicht die Basisversorgung im Ganztag. Gerade bildungsferne Familien zeigen<br />
sich über bestehende soziale Beitragsstaffelungsregelungen häufig uninformiert<br />
oder scheuen die stigmatisierenden Konsequenzen der Antragsstellung und melden<br />
ihr Kind lieber ganz vom Angebot ab.<br />
Bei einer bestehenden Knappheit an Ganztagsplätzen sollte zudem der individuelle<br />
Förderbedarf des Kindes und nicht die Erwerbstätigkeit der Eltern den<br />
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