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Fischnaller 2012 Mathematische Lernumgebungen

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Gestaltung von Lernorten<br />

Diese Erkenntnisse lassen schließen, dass das Lernen mit konkreten Gegenständen und<br />

durch Handeln einen wichtigen Stellenwert in einer mathematischen Lernumgebung<br />

einnehmen wird.<br />

Zudem belegen entwicklungspsychologische Erkenntnisse, dass wir nicht alles zu jeder<br />

Zeit gleich gut lernen können, sondern dass es bestimmte Lernphasen oder Lernfenster<br />

gibt, in denen das kindliche Interesse wie eine Art „Scheinwerfer“ auf eine bestimmte<br />

Sache gerichtet ist und vom Kind dann besonders leicht erlernbar ist. Dies bedeutet, dass<br />

Kinder zu diesen Zeiten ganz spezielle Antwortreize aus der Umwelt benötigen, um<br />

optimal zu lernen. Maria Montessori hat für das Kindergartenalter zu diesen Lernfenstern,<br />

die sie „Sensible Phasen“ genannt hat, die „Sensible Phase“ für Ordnung gezählt. Sie<br />

meint damit die Phase, in denen der „ordnende Geist“ des Menschen wichtige Strukturen<br />

aufbaut. Auch diese Aussage ist, zwar in anderen Worten, aber sehr wohl durch die<br />

moderne Hirnforschung bestätigt worden. Arnold schreibt: „Das Gehirn ist dafür<br />

geschaffen, Muster zu erkennen und zu erzeugen“ (Arnold 2011, S. 110f).<br />

Diese Aussage unterstützt meine Forderung nach einer strukturierten Vorbereitung der<br />

Lernumgebung für Kinder im Alter von drei Jahren bis sechs Jahren, weil diese<br />

vorbereitete Umgebung eine wesentliche Unterstützung des Aufbaus ihrer geistigen<br />

Ordnungsstrukturen darstellt.<br />

Eine mathematische Lernumgebung fordert Kinder zum Tätigsein heraus. Die moderne<br />

Bildungsphilosophie geht vom kompetenten Kind aus und alle, die mit jungen Menschen<br />

zu tun haben, können sehen, dass das Kindergartenkind geradezu „lernhungrig“ ist. Es<br />

braucht keinen Zwang, es will freiwillig lernen, er will seinen Erfolg und seine Fehler<br />

möglichst selbst überprüfen. Man spricht heute von der Bedeutung der „intrinsischen<br />

Motivation“ und vom Gehirn, das sein eigenes Lernen belohnt. Durch die Ausschüttung<br />

bestimmter Stoffe entsteht im Menschen beim Lernen aus eigener Initiative ein<br />

„Wohlgefühl.“<br />

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Lernen durch häufige Wiederholungen einer<br />

Tätigkeit oder eines Vorgangs verinnerlicht wird und somit nachhaltig ist. Im Gehirn<br />

bleiben nämlich nur Synapsen bestehen, die häufig genutzt werden und je mehr<br />

Querverbindungen entstehen, desto besser kann das Gehirn neue Erfahrungen und<br />

Informationen integrieren. Dazulernen fällt also umso leichter, je mehr man bereits weiß<br />

(Friedrich/Bordhin 2003 verglichen in Schäfer Claudia 2005, S. 27f).<br />

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