Fischnaller 2012 Mathematische Lernumgebungen
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Fachliche Grundlagen zur Unterstützung elementarer, mathematischer Bildung<br />
3.1.3 Mathematik als Wissenschaft von schönen Mustern<br />
und nützlichen Strukturen<br />
Mathematik als Wissenschaft von schönen Mustern und nützlichen Strukturen drückt die<br />
Auffassung von Mathematik von Erich Ch. Wittmann in seinem mathe 2000-<br />
Frühförderprogramm aus und deutet damit auch gleich in dieselbe Richtung wie<br />
Freudenthal, nämlich auf den tätigen, entdeckenden Zugang zu den Ordnungen, die es<br />
handelnd zu verstehen gilt.<br />
Pauen (2009) betont „Deshalb muss Mathematik als Wissenschaft von schönen und<br />
nützlichen Mustern und Strukturen von Kindern auch von Anfang an in ihrer Schönheit<br />
und Unverfälschtheit erfahren werden“ (vgl. Pauen & Herber 2009, S. 55).<br />
Das Schlüsselwort für das Erkennen, Erfinden und Fortsetzen von Mustern heißt<br />
„IMMER“ bzw. „IMMER WIEDER“. Die Frage und die Erkenntnis des „IMMER“ legt<br />
den Grundstein für das verallgemeinernde Denken.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Muster zu thematisieren, über Muster zu reden<br />
(vgl. Harder 2010, S. 5f).<br />
Ein Ausschnitt aus einer Rede des Physik- Nobelpreisträgers Richard Feynman kann<br />
verständlich machen, was Muster zu thematisieren bereits in frühem Alter bedeuten kann:<br />
„Als ich noch ganz klein war und in einem Hochstuhl am Tisch aß, pflegte mein Vater<br />
mit mir nach dem Essen ein Spiel zu spielen. Er hatte aus einem Laden in Long Island<br />
eine Menge alter rechteckiger Fliesen mitgebracht. Wir stellten sie vertikal auf, eine<br />
neben die andere, und ich durfte die erste anstoßen und beobachten, wie die ganze Reihe<br />
umfiel. So weit, so gut. Als nächstes wurde das Spiel verbessert. Die Fliessen hatten<br />
verschiedene Farben. Ich musste eine weiße aufstellen, dann zwei blaue, dann eine weiße,<br />
zwei blaue, usw. Wenn ich neben zwei blauen eine weitere blaue setzen wollte, bestand<br />
mein Vater auf der weißen. Meine Mutter, die eine mitfühlende Frau ist, durchschaute die<br />
Absichten meines Vaters und sagte: ‚Mel, bitte lass den Jungen eine blaue Fliese<br />
aufstellen, wenn er das möchte. Er ist ja noch so klein.’ Mein Vater erwiderte: ‚Nein, ich<br />
möchte, dass er auf Muster achtet. Das ist das einzige, was ich in seinem jungen Alter für<br />
seine mathematische Erziehung tun kann.’ Wenn ich einen Vortrag über die Frage ‚Was<br />
ist Mathematik halten müsste, hätte ich damit die Antwort schon gegeben. Mathematik<br />
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