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Tagungsband - UFZ

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<strong>Tagungsband</strong> Statusseminar des BMBF-Ad-hoc-Verbundprojektes in Freiberg, 27.-29.08.2003<br />

Ansätze einer integrierten und adressaten-orientierten Forschung zum<br />

gesellschaftlichen Hochwasserrisiko-Management<br />

Jochen Schanze<br />

Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR) im Dresden Flood Research Center e.V. (i.G.),<br />

Weberplatz 1, 01217 Dresden, J. Schanze@ioer.de<br />

1 Einführung<br />

Die Aufarbeitung des Elbe-Hochwassers 2002 ist bestimmt durch die Analyse des Ereignisses<br />

und die Beseitigung der Folgen. Die im Darthmouth Observation Center als Nummer 42 registrierte<br />

Flut hat mit 12,2 Mrd. € die größten Schäden eines europäischen Binnenland-Hochwasser<br />

erreicht (Munich Re Group 2003). In Anbetracht der bisher vorherrschenden<br />

Schadensbeseitigung stellt sich die Frage, inwieweit ein neuerliches, vergleichbares Ereignis zu<br />

weniger schwerwiegenden Auswirkungen führen würde. Die offenkundigen und umfassenden<br />

Defizite in der Vorsorge vor der Elbeflut belegen, dass es diesbezüglich nicht nur um einen<br />

Wiederaufbau gehen kann. Vielmehr bedarf es einer grundlegenden Auseinandersetzung der<br />

praktizierten Vorsorgestrategien. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag zwei Paradigmen<br />

der Hochwasservorsorge gegenüber und leitet daraus Anforderungen an den Umgang mit Hochwasser<br />

und die diesbezügliche Forschung ab.<br />

2 Begriffsverständnis<br />

2.1 Paradigma des traditionellen Hochwasserschutzes<br />

Die Aufgabe des ingenieurwissenschaftlich geprägten Hochwasserschutzes bestand im Binnenland<br />

traditionell vorrangig in der Anlage von Deichen. Jene dienten historisch betrachtet<br />

zunächst der Gewinnung von landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Verbesserung der<br />

Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung. Später kam der Schutz von größeren Siedlungen<br />

hinzu, welche wegen der Nutzung der Flüsse als Verkehrsmittel, Energiequelle etc. auf die<br />

Flussnähe angewiesen waren. In beiden Fällen bestand die Aufgabe des Hochwasserschutzes in<br />

der Begrenzung der Überflutung natürlicher Überschwemmungsgebiete. An der Elbe führte<br />

dies zu einem Rückgang der Retentionsfläche um 86,4 % (Jährling 1998). Aus Kostengründen<br />

war der Schutz dieser Nutzungen auf Ereignisse häufigerer Wiederkehrwahrscheinlichkeit<br />

ausgelegt. Erst in der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts konnte für einzelne Flussgebietsabschnitte<br />

- auch der Elbe (IKSE 2001) - der Aufwand für Binnenland-Deiche größerer Länge<br />

für bis 100-jährliche Bemessungsereignisse realisiert werden.<br />

Deichbaumaßnahmen in Verbindung mit anderen Querschnittsverengungen (Uferver- und -<br />

bebauung, Brückenbauwerke etc.) führten in ihrer Kumulation beim Elbe-Hochwasser 2002 zu<br />

einer Verschärfung des extremen Abflussereignisses. Im Elbelauf ergaben sich dadurch deutlich<br />

höhere Wasserstände als sie bei vergleichbarer Wassermengen - beispielsweise am<br />

31.03.1845 - gemessen worden waren (vgl. Kroll & Seigert 2002). Unerwartet breite Ausuferungen<br />

waren die Folge. Hinzu kamen Überflutungen von Deichen und Deichbrüche an Elbe<br />

und Mulde. Scheinbar nicht überschwemmungsgefährdete oder als geschützt geltende Gebiete<br />

wurden überstaut. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in den ufernahen Bereichen und hinter<br />

den Deichen seit der Wende eine erhebliche Zunahme der Schadenspotenziale stattgefunden<br />

hat.<br />

Völlig andere Bedingungen ergaben sich in den Tälern des Osterzgebirges. Aus der Geschichte<br />

ebenfalls bekannte, durch das meteorologische Extremereignis jedoch besonders starke<br />

Abflussverhältnisse verursachten gewaltige Sturzfluten. Nach Bemessungsereignissen angelegte<br />

Schutzmauern und Gewässerverlegungen (z.B. 230 m³ statt real ca. 430 m³ für Weißeritz<br />

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