Tagungsband - UFZ
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<strong>Tagungsband</strong> Statusseminar des BMBF-Ad-hoc-Verbundprojektes in Freiberg, 27.-29.08.2003<br />
chromatographische Verfahren. Extrakte von Wasserproben sind häufig bereits für gaschromatographische<br />
Trennungen geeignet. Sedimentextrakte sind dafür in der Regel zu komplex und<br />
erfordern eine flüssigchromatographische Fraktionierung. (4) Analyse der Extrakte und Fraktionen<br />
durch GC und GC/MS. Ein Zusatz weiterer isotopenmarkierter ( 2 H, 13 C) Standards dient<br />
der internen Instrumentenkontrolle und liefert den Bezug für Kalbrierungen mit internem Standard.<br />
(5) Prüfung der Analysendaten auf Konsistenz durch Vergleich mit Parallelproben,<br />
Lösungsmittelkontrollen und Verfahrens-Blanks. (6) Identifizierung bekannter Substanzen<br />
durch Vergleiche mit Massenspektrendatenbanken und Retentionsindex-Sammlungen oder<br />
durch Messung authentischer Referenzsubstanzen. (7) Vertiefte Auswertung der Massenspektren<br />
unbekannter Substanzen, Erarbeitung von Strukturvorschlägen. Suche in chemischen<br />
Datenbanken nach identischen oder ähnlichen Substanzen. Strukturbeweis durch Synthese oder<br />
authentische Vergleichssubstanz aus anderer Quelle.<br />
3 Ergebnisse<br />
Sedimentbeprobungen vom April 2003 zeigten, dass infolge der Überschwemmungsereignisse<br />
des August 2002 und späterer Hochwasserführung der Mulde das feinkörnige Material weitgehend<br />
aus dem Flussbett der Mulde und des Spittelwassers ausgetragen worden ist. Die Auswahl<br />
der Probenahmepunkte an der Mulde orientierte sich an Orten, an denen in Rahmen des Projektverbunds<br />
Elbe 2000 - Elbenebenflüsse bereits Sedimente beprobt worden waren 1a,b . Im April<br />
2003 konnte hier teilweise kein feinkörniges Sediment mehr festgestellt werden, so dass andere<br />
Orte gesucht werden mussten. Die wenigen Stellen an denen feinkörniges Sediment gefunden<br />
werden konnte, haben eine teilweise noch hochgradige Belastung mit Chlorbenzolen, HCH,<br />
DDT-Metaboliten und weiteren Chloraromaten ergeben. Darüber hinaus stellen Kongenerengemische<br />
von Alkylsulfonsäureestern des Phenols und des Kresols, die in der unteren Mulde erstmals<br />
als Umweltkontaminanten erkannt worden waren 2 , weiterhin herausragende Kontaminanten<br />
des Muldesediments dar.<br />
Im Sediment des Beprobungsorts 2 (vgl. Lageplan) wurden Hinweise auf hohe Konzentrationen<br />
von Benzyl-, β-Phenylethyl-, und Kresylestern langkettiger Carbonsäuren gefunden, die hier in<br />
homologen Reihen auftreten. Auch eine dünne Schaumschicht in Ufernähe auf dem Wasser, die<br />
hier ebenfalls beprobt wurde, enthielt diese Substanzen. Bekannt ist die Verwendung solcher<br />
Ester in kosmetischen Formulierungen, jedoch nicht ihr Vorkommen in der Umwelt. Diese<br />
Substanzen wurden früher in der Mulde nicht beobachtet; sie könnten Indikatoren der Veränderung<br />
von Belastungsquellen darstellen.<br />
Demgegnüber wurde im Sediment des Spittelwassers (vgl. Lageplan, 3) neben den genannten,<br />
verbreitet in den Sedimenten vorhandenen Chlorbenzolen, HCH-Isomeren und DDT-Metaboliten<br />
eine Fülle von weiteren überwiegend chlorierten Industriechemikalien nachgewiesen<br />
(chlorierte Butadiene, Hexadiene, Styrole, Aniline, Naphthaline, Bromcumene, sowie nicht<br />
halogenierte aromatische Amine und Ether). Dies dokumentiert die nach wie vor ausserordentlich<br />
hohe Belastung durch die in diesem Gebiet über Jahrzehnte stattgefundenen Umweltverschmutzung.<br />
Dennoch können aus dem Vergleich mit Untersuchungsergebnissen von<br />
Muldesedimenten aus dem Jahr 1993 zum Teil Verringerungen bei der Kontamination mit<br />
bestimmten chloraromatischen Substanzen 3 , wie chlorierten Diphenyl- und Triphenylmethanen<br />
4 , sowie Pestiziden abgeleitet werden.<br />
4 Zitate<br />
1a S. Franke, S. Hildebrandt, J. Schwarzbauer, M. Link, W. Francke, Identifizierung und quantitative<br />
Bestimmung organischer Substanzen in Wasser und Sedimenten der Elbe und der Mulde, in: Belastung<br />
der Elbe und ihrer Nebenflüsse mit organischen Schadstoffen, Workshop-Abstracts, S. 177-190, GKSS-<br />
Forschungszentrum Geesthacht GmbH (1995).<br />
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