Tagungsband - UFZ
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’Schadstoffbelastung nach dem Augusthochwasser 2002 - Ergebnisse und Forschungsbedarf’<br />
Seitdem die Elbe durch den Deichbau auf ihr jetziges Flussbett beschränkt ist, werden im<br />
Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung große Flächen des Elbdeichvorlandes und des<br />
Deiches zur Milchvieh- und Schafhaltung sowie zur Futtermittelgewinnung bewirtschaftet.<br />
Auch kommt in bislang noch vergleichsweise geringem Umfang Fischwirtschaft vor.<br />
In Niedersachsen sind die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsbehörden der Landkreise<br />
für den gesundheitlichen Verbraucherschutz vor Ort zuständig. Betrifft eine Gefahrenlage<br />
mehrere Landkreise, liegt die Koordinierung - wie auch die Fachaufsicht - bei dem Dezernat für<br />
Veterinärangelegenheiten und Verbraucherschutz der jeweiligen Bezirksregierung.<br />
Noch während der Katastrophenlage im August 2002 wurde die Frage aufgeworfen, welche<br />
Folgen die Flut für die Lebensmittelsicherheit im betroffenen elbnahen Bereich haben könne.<br />
Für die Überschwemmungsflächen der Elbe ist der Themenbereich der Dioxinbelastungen in<br />
Boden und Sedimenten von besonderer Relevanz.<br />
2 Vorbemerkungen<br />
Eine im Jahr 1993 abgeschlossene Untersuchungsstudie des ML in Zusammenarbeit mit der<br />
Bezirksregierung Lüneburg und dem Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung<br />
(NLfB) hat gezeigt, dass an verschiedenen Standorten der niedersächsischen Elbmarsch eine<br />
Bodenbelastung mit polychlorierten Dibenzopedioxinen und Dibenzofuranen (PCDD/F)<br />
vorliegt. Ferner liegt ein Bericht über Untersuchungen von Lebensmitteln aus Schleswig-<br />
Holstein auf polychlorierte Dibenzodioxine und Furane der Ministerin für Natur und Umwelt<br />
des Landes Schleswig-Holstein von 1995 vor. Weitere Ergebnisse sind dem Jahresbericht des<br />
ML von 1998 zu entnehmen sowie den umfangreichen Unterlagen über ein Biomonitoring in<br />
der Elbmarsch Anfang der 90-er Jahre, das vom hiesigen Gesundheitsdezernat durchgeführt<br />
wurde. Der Dioxingehalt fetthaltiger Matrices von Lebensmitteln tierischer Herkunft im<br />
elbnahen Bereich liegt regelmäßig geringfügig über der "normalen" Hintergrundbelastung. Es<br />
ist von einem Eintrag der PCDD/F-Rückstände aus Boden oder Sediment über das Futtermittel<br />
in die Nutztiere auszugehen. Eine direkte Dioxinaufnahme der Pflanzen durch die Wurzeln<br />
erfolgt außer z. B. bei Zucchini nicht. Der Einfluss regelmäßiger Überschwemmungen, insbesondere<br />
des außergewöhnlichen Hochwassers im August 2002, und anderer äußerer Umstände<br />
ist daher zu ermitteln.<br />
PCDD/F-Grenzwerte für Futter- und Lebensmittel gibt es erst seit Mai resp. Juli 2002. Die<br />
rechtliche Beurteilungsgrundlage (Festsetzung von Höchstmengen) für PCDD/F-Rückstände in<br />
Lebensmitteln bildet die VO (EG) Nr. 466/2001. Ergänzend wurden durch die Empfehlung der<br />
Kommission Nr. 2002/201/EG Auslösewerte für PCDD/F-Rückstände in Lebens- und Futtermitteln<br />
veröffentlicht, bei deren Überschreitungen unter anderem eine Untersuchung zur<br />
Ermittlung der Kontaminationsquelle und Maßnahmen zur Beschränkung oder Beseitigung der<br />
Kontaminationsquelle ergriffen werden sollten.<br />
Obwohl Sedimentuntersuchungen des NLWK während des Augusthochwassers zunächst keine<br />
Hinweise auf eine erhöhte Dioxinbelastung der Elbfracht gaben, war eine verstärkte Resuspendierung<br />
von Sedimenten aus Buhnenfeldern aufgrund der außergewöhnlich hohen Wasserführung<br />
der Elbe nicht auszuschließen.<br />
3 Verwaltungshandeln<br />
Vor dem o. g. Hintergrund wurden unmittelbar nach dem Hochwasser 2002 zeitnah gezielte<br />
Untersuchungen verschiedener Lebens- und Futtermittel auf PCDD/F-Rückstände durch die<br />
Bezirksregierung Lüneburg initiiert. Es wurden vereinzelt erhöhte PCDD/F-Gehalte ermittelt.<br />
Zwei Milch liefernde Betriebe wurden daraufhin kurzfristig gesperrt. Beide Betriebe hatten<br />
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