Tagungsband - UFZ
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’Schadstoffbelastung nach dem Augusthochwasser 2002 - Ergebnisse und Forschungsbedarf’<br />
Bereich nicht. Im Juni und Juli wurde Fisch, hier: Elbaal, amtlich beprobt. Erwerbsmäßiger<br />
Gemüseanbau findet im Überschwemmungsgebiet der Elbe nach amtlicher Kenntnis nicht statt.<br />
Agrarmanagentprojekt<br />
Die 2002 festgelegten Dioxingrenzwerte sind nicht Folge eines bekannten Toxiditätsprinzips,<br />
sondern verfolgen vielmehr eine Minimierungsstrategie. Nichts desto weniger geben sie den<br />
Rahmen für das Verwaltungshandeln vor. Die PCDD/F-Werte im Boden des Überschwemmungsgebietes<br />
der Elbe sind umfassend untersucht. Sie korrelieren jedoch nicht mit den ermittelten<br />
Werten im Bewuchs. Die amtlichen Untersuchungsergebnisse lassen bisher auch keinen<br />
direkten Zusammenhang zwischen der Höhe der Bodenbelastungen und derjenigen in Milch<br />
und Fleisch erkennen. Die Landwirtschaftskammer Hannover hat daher im Auftrage des ML<br />
zusammen mit der Bezirksregierung Lüneburg sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />
das Projekt Agrarmanagement der Elbeüberschwemmungsflächen konzipiert, in dem folgende<br />
Sachverhalte bearbeitet werden:<br />
1. Erfassung des Status quo über Nutzungskartierungen<br />
2. Belastungssituation<br />
2.1 Monitoring Bodenaufwuchs<br />
2.2 Carry-over-Projekt Boden-Pflanzen-Tier-Lebensmittel<br />
2.3 Untersuchung des Einflusses der Landtechnik auf den Belastungsgrad des Futters<br />
3. Nutzungsempfehlungen und Beratung<br />
Das Ziel dieses Projektes ist es, zu einer differenzierten Einschätzung der Belastungssituation<br />
von Boden, Pflanzen, Tieren und Lebensmitteln zu gelangen, um auf dieser Basis eine Gefährdung<br />
der Verbrauchergesundheit auszuschließen. Nach Abstimmung mit dem laufenden<br />
BMBF-Projekt wurden durch die Landwirtschaftskammer Hannover an zahlreichen Standorten<br />
im Überschwemmungsgebiet der Elbe, auf dem Deich sowie an "unverdächtigen" Referenzstandorten<br />
jeweils Boden und Bewuchsproben entnommen. Im Rahmen einer Promotion<br />
arbeitet die Tierärztliche Hochschule Hannover zur Zeit daran, den Dioxineintrag vom Futtermittel<br />
in das Tier, die Akkumulation und ggf. Ausscheidung zu untersuchen (Carry-over-<br />
Projekt). Hierbei wird zum Einen ermittelt, wann bei unbelasteten Kühen bei Exposition auf<br />
definiert belasteten Weideflächen erstmals Dioxin in der Milch erscheint, wann ein Plateau<br />
erreicht ist und in welcher Zeit bei Futterumstellung die PCDD/F-Gehalte der Milch wieder<br />
unter dem Grenzwert liegen. Darüber hinaus wird ermittelt, wie der Transfer in Fleisch, am<br />
Beispiel von Schafen, stattfindet (Untersuchung von Kolostralmilch, Bewuchs, Boden, Tränke,<br />
später Fleisch, Fett, innere Organe). Darüber hinaus hat die Landwirtschaftskammer Hannover<br />
in Zusammenarbeit mit den Landwirten vor Ort den Einfluss unterschiedlicher Erntetechniken<br />
auf die etwaige Belastung der Futterkonserven untersucht. Das Ziel sind neue Nutzungskonzepte<br />
der Elbdeichvorflächen unter Berücksichtigung der Einflussgrößen Landwirtschaft (im<br />
Landkreis Lüchow-Dannenberg liegen teilweise 80 % der Milchquoten auf Vordeichsflächen.<br />
Ein Großteil der Flächen gehört der Domänenverwaltung Niedersachsen.), Naturschutz (Biosphärenreservat<br />
Elbtalaue; Vertragsnaturschutz), Deichpflege (Beweidung durch Schafherden<br />
erforderlich), Hochwasserschutz (Hier wäre ein Erlenaufwuchs im Vordeichgelände infolge<br />
einer Nutzungsänderung fatal.) und Tourismus zu entwickeln. Eine ganzheitliche ressortübergreifende<br />
Betrachtungsweise wird gefordert.<br />
Durch die jetzige Gesamtkonzeption ist die funktionale Trennung gegeben zwischen wissenschaftlicher<br />
Risikoabschätzung (z. B. Carry-over-Versuch) sowie dem abwägenden Risikomanagement<br />
durch die Verwaltung.<br />
Langfristig wird es zwingend notwendig sein, die Kontaminationsquellen zu lokalisieren.<br />
Hierfür fließen alle amtlichen Untersuchungsergebnisse in einen Kongenerenvergleich ein.<br />
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