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Tagungsband - UFZ

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’Schadstoffbelastung nach dem Augusthochwasser 2002 - Ergebnisse und Forschungsbedarf’<br />

in Dresden) konnten den Wasserstrom nicht kontrollieren. In der Folge entstanden erhebliche<br />

Schäden vor allem durch hohe Schleppspannung, relative weite Ausuferungen der Gewässer<br />

und fehlende Vorwarnung der Betroffenen.<br />

Insgesamt hat sich weder in den Tieflandbereichen noch in den Gebirgstälern der auf Gefahrenabwehr<br />

und Schaffung von Sicherheit gegründete traditionelle Hochwasserschutz als tragfähig<br />

erwiesen. Hierfür ist nicht zuletzt die Schadensbilanz für Sachsen ein Beleg (SMUL 2003). Von<br />

6,2 Mrd. € Schadenssumme entfallen auf Wohngebäude, gewerbliche Unternehmen, Infrastruktur<br />

und Hausrat 98,7 %. Wesentliche Ursachen für diese katastrophale Folgen dürften die<br />

Vernachlässigung der Schadenspotenziale, das fehlendes Bewusstsein über die Grenzen bisheriger<br />

Bemessungsereignisse, die mangelnde integrative Betrachtung aller abflussrelevanten<br />

Einflüsse und Handlungen in den Einzugsgebieten, die Entkopplung der gesellschaftlichen<br />

Abwägung zwischen Hochwassergefahr und Nutzung der Überschwemmungsgebiete sowie ein<br />

Mangel an geeigneten Formen der Informationsbereitstellung und Zusammenarbeit der<br />

maßgeblichen Akteure sein. Diese Befunde lassen ein Festhalten am Konzept des Hochwasserschutzes<br />

nicht sinnvoll erscheinen.<br />

2.2 Paradigma des Hochwasserrisiko-Managements<br />

Aus der Seltenheit von extremen Hochwasserereignissen folgt eine intrinsische Unvorhersehbarkeit<br />

der von ihnen ausgehenden Gefahren. Diese Gefahren können außerdem nicht ohne die<br />

daraus resultierenden Schäden interpretiert werden. Aus diesem Grund ist das Konzept des<br />

Risikos und dessen Handhabung für den Umgang mit Hochwasser unverzichtbar. Dahingehend<br />

wird im Folgenden von einem entscheidungsbezogenen Risikobegriff ausgegangen (vgl. Breckling<br />

& Müller 2000, Greiving 2002). Er bezieht über die einfache Formel "Schaden * Eintrittswahrscheinlichkeit"<br />

hinaus eine Abwägung zwischen Schaden und aufgewandten Kosten für<br />

Schutzmaßnahmen einerseits und dem entgangenen Nutzen andererseits mit ein. Letztere<br />

beschränkt sich nicht auf eine reine Berechung, sondern schließt die gesellschaftlichen<br />

Entscheidungen mit ein. Die Entkoppelung der Ableitung der Gefahrenspotenziale durch die<br />

Wasserwirtschaft und der planerischen Entscheidung über die Schadensentwicklung kann<br />

dadurch als Bewertungs- und Entscheidungsproblem zusammengeführt werden.<br />

Unter Berücksichtigung der Dynamik des Risikos durch Veränderungen in Einzugsgebieten<br />

und Maßnahmen zur Risikominderung entsteht ein Hochwasserrisiko-Management (vgl.<br />

Hooier et al. 2002). Es wird an dieser Stelle definiert als "kontinuierlicher gesellschaftlicher<br />

Entscheidungsprozess, bei dem die Nutzung der Abflussentstehungsgebiete und der Überschwemmungsgebiete<br />

einerseits und die Schadenspotenziale und Minimierungsmaßnahmen<br />

andererseits vor dem Hintergrund des simulierten Hochwasserrisikos abgewogen wird" (vgl.<br />

Schanze 2002). Es variiert in Abhängigkeit von Gewässertypen (Flüsse, Estuare, Küsten) und<br />

Fluttypen (Sturzflutungen, Sommerhochwasser, etc.), der Charakteristik von Landschaften und<br />

dem gesellschaftlichen Gegebenheiten (soziokulturell, ökonomisch, rechtlich).<br />

Die Teilaspekte des Hochwasserrisiko-Managements enthält Abbildung 1. Drei Komplexe sind<br />

zu unterscheiden: Risikoanalyse, Risikobewertung und Risikovermeidung (nach Plate 1999,<br />

stark verändert). Dieses zunächst recht einfache Konzept des Umgangs mit Hochwasser erweist<br />

sich in seiner Durchdringung als äußerst vielschichtig. Die Risikoanalyse (Risk analysis) erfordert<br />

für kontinuierliche Entscheidungssituationen die fortlaufende Ermittlung des Hochwasserrisikos.<br />

Dabei ist bereits die Bestimmung der Hochwassergefahr (hazard) einschließlich der<br />

damit verbundenen Unsicherheit keine triviale Aufgabe. Sie erfordert insbesondere die Berücksichtigung<br />

der regionalen Bandbreite von Wetterereignissen (einschließlich Klimawandel), die<br />

skalenübergreifende hydrologische und hydrodynamische Modellierung bis hin zu einer hohen<br />

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