Tagungsband - UFZ
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<strong>Tagungsband</strong> Statusseminar des BMBF-Ad-hoc-Verbundprojektes in Freiberg, 27.-29.08.2003<br />
Vorwort<br />
Die Klimageschichte Mitteleuropas zeigt, daß es im vergangenen Jahrtausend an der Elbe<br />
vergleichbare Hochwasserereignisse gab wie wir sie im August 2002 erlebt haben. Das Extremhochwasser<br />
1874 war vergleichbar, die gewaltigen Überschwemmungen des Jahres 1342 waren<br />
sogar noch deutlich schwerwiegender. In Anbetracht der aktuellen, unbestreitbar vom<br />
Menschen mit verursachten Klimaveränderungen stellt sich jedoch die Frage, ob derartige<br />
"Jahrtausendfluten" in der Zukunft nicht häufiger erwartet werden müssen als in der Vergangenheit.<br />
Über die direkten Schadenswirkungen des Hochwasserereignisses hinaus gibt es indirekte<br />
Schäden, die durch die Verbreitung von toxischen Schadstoffen in der Folge der Überflutungen<br />
durch belastete Schlammrückstände entstehen. Auch mit dem extremen Hochwasser im August<br />
2002 wurden Schadstoffe aus unterschiedlichsten Altlasten frei gesetzt, belastete fluviatile<br />
Sedimente remobilisiert, belastete Industrieflächen und Bergbauhalden überspült bzw. erodiert,<br />
ausgelaufenes Öl aus häuslichen Öltanks großflächig verteilt. Zusätzlich gelangten nach dem<br />
Zusammenbruch des Kläranlagenbetriebes unbehandelte kommunale und industrielle<br />
Abwässer in die Gewässer.<br />
Untersuchungen einzelner Forschungseinrichtungen hatten sehr schnell potentielle Gefährdungen<br />
aufgedeckt. Durch nicht im notwendigen Umfang vorhandene Koordinierungen - auch<br />
über Ländergrenzen hinaus - fehlen bisher zusammenhängende Abschätzungen. Im Rahmen<br />
des vom BMBF kurzfristig initiierten und für ein Jahr geförderten Ad-hoc-Projektes sollten<br />
daher bisherige Messungen zusammengestellt, aus- und bewertet und die aktuellen Daten und<br />
deren Bewertungen im Internet zugänglich gemacht werden. Dabei sollte auch die Umsetzung<br />
der Anforderungen von Ländern, Landkreisen und Kommunen im Bezug auf die Untersuchungen<br />
der Schadstoffbelastung gewährleistet und eine zusammenführende Aus- und Bewertung<br />
aller Untersuchungen mit Abschlußbericht und Maßnahmenkatalog gesichert werden.<br />
Letztlich sollten auch weiterführende Problemstellungen benannt und angemessene Lösungswege<br />
empfohlen werden.<br />
Im Einzugsgebiet der Elbe waren von den Extremniederschlägen im August 2002 zunächst der<br />
Bereich der Moldau in der tschechischen Republik betroffen, in der Folge auch die deutschen<br />
Gebiete am Nordhang des Erzgebirges. Schadstoffe wurden somit vorwiegend aus Belastungsquellen<br />
des tschechischen Gebietes und aus dem Bereich des Einzugsgebietes der Mulde mit<br />
dem Hochwasser freigesetzt und transportiert. Im Überschwemmungsbereich der hochwasserführenden<br />
Flüsse waren in der Folge auch regionale und lokale weitere Altlasten betroffen.<br />
Weiter westlich gelegene Nebenflussgebiete wie das Saalegebiet waren wenig betroffen. Die<br />
wichtigsten Altlasten und Schadstoffquellen lassen sich für das deutsche Gebiet benennen mit<br />
den erodierten Halden des Altbergbaus der mittelalterlichen und neuzeitlichen Erzgewinnung,<br />
Tailings des Uranbergbaus der Nachkriegszeit (Wismut), lokal betroffenen Braunkohlentagebauen,<br />
industriellen Altlasten, z.B. dem kontaminierten Grundwasser im Chemiedreieck Bitterfeld-Wolfen,<br />
und sekundären Altlasten wie Buhnenfeldern der Elbe, die im Zuge des<br />
Hochwassers frei gespült wurden. Dazu kamen weitere Schadstofffreisetzungen aus überschwemmten<br />
Wohngebieten, Kläranlagen und Industriebetrieben. Damit hatte sich nach dem<br />
Extremhochwasser im Mulde- und Elbeeinzugsgebiet eine neue Situation durch die Remobilisierung<br />
und Umlagerung bzw. evtl. regional durch neuen Eintrag der Schadstoffe ergeben, und<br />
der gegenwärtige Belastungszustand war aus den zuvor vor allem während der 90er Jahre erhobenen<br />
Daten nicht mehr abzuschätzen.<br />
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