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die sofort nach 1967 begann.« Die Übernahmestrategie ist ähnlich wie in der<br />
Altstadt von Jerusalem: es ist eine Mixtur aus Militärverordnungen und<br />
speziell für Jerusalem erlassenen Gesetzen. Die beteiligten Einrichtungen und<br />
Behörden sind die folgenden: der CAP, das Wohnungsbau-, das Justiz-, das<br />
Finanz- und das Innenministerium, die Polizei sowie die Jerusalemer<br />
Stadtverwaltung.<br />
Der CAP wandte sich zuerst an das jüdische Eigentum vor 1948, das zu<br />
dieser Zeit in jordanischer Treuhandschaft und an palästinensische Familien<br />
vermietet worden war. 1967 fiel dies automatisch der israelischen CAP zu, die<br />
es weiter an Palästinenser vermietete, aber bereits schon damals eine Politik<br />
verfolgte, die auf die Räumung des Besitzes hinauslief. Falls Eigentum als<br />
»abwesend« erklärt wurde, fiel das Haus an den Treuhänder, der es an irgend<br />
jemand vermieten konnte. Als Abwesender wurde der bezeichnet, der sich<br />
nicht zwischen dem 29. November 1947 und 19. Mai 1948 in Palästina<br />
aufgehalten hatte. Am 26. Juni 1967 wurde dieses Gesetz wieder reaktiviert.<br />
Dadurch wurden alle Jerusalemer Palästinenser zu Abwesenden erklärt, weil sie<br />
sich 1947 in Feindesland (Jordanien) befunden haben. Dieses Gesetz wurde<br />
immer dann angewandt, wenn kein anderer Vorwand zur Enteignung vorlag.<br />
Alle Bewohner der Westbank, die Eigentum in Jerusalem hatten, verloren es<br />
an den CAP. Verschiedene Formen des Drucks wurden auf die Bewohner<br />
ausgeübt, einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr zu<br />
unterschreiben, ohne dem Mieter aber zu eröffnen, daß er damit seinen<br />
geschützten Status aufs Spiel setzen und nach einem Jahr seinen Besitz räumen<br />
müßte. Die Karten, die Aufschluß über die Besitzverhältnisse von<br />
Abwesenden geben, sind für Bewohner und Journalisten geheim, für Siedler<br />
aber zur Einsicht offen.<br />
1990 wurde ein Notstandsgesetz erlassen, daß es Ariel Sharon gestattete,<br />
200 Häuser in Silwan zu planen, ohne daß dieses Gesetz die Zustimmung des<br />
Bauausschusses hatte und die Betroffenen keinen Einspruch einlegen<br />
konnten. Die formale Begründung war, die Bürokratie zu umgehen, um<br />
schnell Wohnraum für Einwohner zur Verfügung zu stellen. Obwohl dieses<br />
Gesetz nur für zwei Jahre in Kraft sein sollte, ist es immer noch gültig. Die<br />
Rolle Bürgermeister Teddy Kolleks ist »zwiespältig«. Er hatte die Idee der<br />
Umzingelung arabischer Wohngebiete durch jüdische Siedlungen, um sie<br />
dadurch zum Aufgeben zu zwingen. Kollek versucht, die arabischen Wohngebiete<br />
zu sogenannten »grünen Zonen« zu erklären, die nur eine Bebauungsquote<br />
von 25 Prozent zulassen. Das heißt, daß die Bewohner Silwans<br />
keine Baugenehmigung erhalten können, um ein weiteres Stockwerk aufzustocken.<br />
Tun sie es trotzdem, wird in der Regel das Haus zerstört. Die<br />
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