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Es ist ein Novum und wird auf die weitere Politik der USA nicht ohne<br />
Folgen bleiben, daß die amerikanische Regierung erstmalig offiziell zu einem<br />
illegalen Akt geschwiegen bzw. ihn durch eine quasi formelle Absprache<br />
gebilligt hat. Ein zweites Irak dürfte sich mit legalistischen Argumenten von<br />
Seiten der USA so schnell nicht wiederholen lassen.<br />
Artikel 147 der VGK definiert Deportationen als eine »schwere Verletzung«<br />
der Konvention. Schwere Verstöße gegen die VGK sind gleichbedeutend<br />
mit Kriegsverbrechen. In der Charta zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen<br />
der Alliierten im Jahre 1945 wurden Deportationen als<br />
»Kriegsverbrechen« und »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« bezeichnet.<br />
Die Deportation hatte die Eskalation der Gewalt zur Folge, die 23 Palästinensern<br />
- darunter acht Kinder - das Leben kostete. 19 Häuser wurden dem Erdboden<br />
gleichgemacht. Auch von palästinensischer Seite wurden israelische Soldaten<br />
getötet und Zivilisten mit Messern erstochen. Um den Morden von<br />
palästinensischer Seite ein Ende zu bereiten, verhängte Israel am 30. März<br />
1993 die totale Abriegelung der besetzten Gebiete, die bis heute in Kraft ist.<br />
5. Zerstörung und Versiegelung von Häusern<br />
Seit der Besetzung der Westbank und des Gaza-Streifens im Juni 1967 hat<br />
Israel die Zerstörung und — die moderatere Version — die Versiegelung von<br />
Häusern als Form der Kollektivstrafe eingesetzt, um Familienangehörige,<br />
Nachbarn oder Mitbewohner von Tatverdächtigen, die sogenannte Sicherheitsverstöße<br />
begangen haben, zu bestrafen und abzuschrecken. Bei diesen<br />
Maßnahmen berufen sich die Israelis auf Artikel 119 der Notstandsverordnungen<br />
aus der britischen Mandatszeit; sie wurden seinerzeit gegen solche<br />
Personen angewandt, die die Sicherheit verletzten.<br />
Der Gebietskommandeur ordnet eine Zerstörung oder Versiegelung an.<br />
Der Befehl kann Varianten enthalten: teilweise oder totale Versiegelung,<br />
teilweise oder totale Zerstörung. Nach einer Entscheidung des HCJ sollte sich<br />
ein Urteil an der Schwere der Tat, die einem Verdächtigen zugeschrieben<br />
wird, orientieren. Nach Ansicht von BTselem ist diese Form der Bestrafung<br />
einzigartig in der Welt, obwohl sie auf Verordnungen beruht, die die Briten<br />
eingeführt hatten. Die Entscheidung zur Zerstörung eines Hauses ist ein<br />
Verwaltungsakt, der ausgeführt wird, ohne daß ein Prozeß stattgefunden hat,<br />
in dem die Schuld des Beschuldigten festgestellt worden ist. In fast allen<br />
Fällen findet die Zerstörung vor der Verurteilung statt. Diese drastischen<br />
Strafmaßnahmen werden sogar oft gegen Familienangehörige<br />
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